Unterdrückung, Flucht - Heldin Geflüchtete Alizadeh verpasst Mega-Sensation
25.07.2021, 14:34 Uhr
Kimia Alizadeh (links) unterlag im kleinen Finale nur knapp.
(Foto: USA TODAY Sports)
Taekwondo-Kämpferin Kimia Alizadeh muss vor Unterdrückung aus dem Iran nach Deutschland fliehen. Nun schrammt die 23-Jährige haarscharf an Bronze und damit der ersten Medaille überhaupt für eine Geflüchtete bei den Olympischen Spielen vorbei. Ihre Geschichte soll dennoch eine besondere Botschaft transportieren.
Taekwondo-Kämpferin Kimia Alizadeh hat in Tokio die erste olympischen Medaille einer Geflüchteten knapp verpasst. Die Athletin aus dem 29-köpfigen Flüchtlingsteam unterlag in der Klasse bis 57 Kilogramm im Kampf um Bronze der türkischen Vize-Europameisterin Hatice Kübra Ilgün mit 6:8. Im Achtelfinale hatte Alizadeh überraschend die zweimalige Olympiasiegerin und Topfavoritin Jade Jones aus Großbritannien ausgeschaltet.
Jetzt die knappe Niederlage in kleinen Finale, vor fünf Jahren strahlte Alizadeh, die in Tokio auch vom deutschen Bundestrainer Vanja Babic betreut wurde, dafür - als sie die Bronzemedaille bei der Siegerehrung bei den Spielen in Rio voller Stolz um den Hals trug. Die Taekwondo-Kämpferin hatte Geschichte geschrieben, als erste Iranerin überhaupt eine Olympia-Medaille gewonnen - und das als 18-Jährige. Alizadeh hätte eine Heldin sein sollen, doch sie wurde eine Geflüchtete. Die Repressalien in ihrer Heimat hielt die junge Frau nicht mehr aus.
"Ein Leben in Sicherheit und Gesundheit"
"Ich bin eine von Millionen unterdrückter Frauen im Iran, mit denen sie seit Jahren spielen", erklärte Alizadeh nach ihrer Flucht 2020 mit ihrem Ehemann Hamed, über die Niederlande kamen sie nach Deutschland. An Heuchelei, Korruption und Lügen habe sie sich nicht mehr beteiligen wollen. Alizadeh berichtete von Ausbeutung und Sexismus, Anfeindungen und Drohungen, iranische Athletinnen würden gedemütigt und ausgenutzt: "Ich habe keinen anderen Wunsch als ein Leben mit Taekwondo, in Sicherheit und Gesundheit."
In Aschaffenburg hat Alizadeh ihr neues Glück gefunden - und konnte fünf Jahre nach ihrem großen Moment von Rio wieder an den Olympischen Spielen teilnehmen - im Team der Geflüchteten. Wie die Millionen Geflüchteten auf der Welt haben Alizadeh und das Team unsagbares Leid erfahren, ihre Geschichten erzählen aber auch von Mut und Lebenswillen. Zwar gelang Alizadeh nicht der ganz große Coup, doch ihre Leistung mit dem Vordringen ins kleine Finale war Sensation genug. Ihre Botschaft lebt: Es geht darum, niemals aufzugeben, die Hoffnung nicht zu verlieren und an seinen Träumen festzuhalten.
Aus deutscher Sicht ruhen die Taekwondo-Hoffnungen nun auf dem einzigen Starter Alexander Bachmann. Der Weltmeister von 2017 befindet sich in der Klasse über 80 kg im erweiterten Favoritenkreis. Der Stuttgarter kämpft am Dienstag um eine Medaille.
Quelle: ntv.de, dbe/sid