Ticket-Skandal am Flughafen Kenianer vergessen ihre Goldhoffnungen
08.08.2016, 13:20 Uhr
Elijah Manangoi (r.) war ebenfalls Opfer der Ticket-Posse.
(Foto: imago/Insidefoto)
Kenias Olympiateilnehmer erleben am Flughafen eine böse Überraschung: Sie haben kein Ticket für ihre Reise zu den Spielen nach Rio. Es kommt zu hitzigen Diskussionen. Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: die Funktionäre des Landes.
Julius Yego war völlig erschöpft und dankte Gott, dass er am Ende einer wahren Odyssee "sicher" in Rio gelandet war. Der Speerwurf-Weltmeister aus Kenia wollte am Sonntagmorgen von Nairobi nach Brasilien fliegen, doch sein nationales Olympisches Komitee (Nock) hatte ihm einfach kein Ticket gebucht. Auch einige Läufer-Stars des Landes strandeten zunächst am Flughafen, die Athleten sind stinksauer.

Julius Yego kann sich ein bisschen Ironie nicht verkneifen. Auf Facebook bedankt er sich für die "tolle Reise" und dankt Gott, sicher gelandet zu sein.
"Ich muss mich gerade geschlagen geben: Ich habe kein Ticket! Was passiert hier?", schrieb Yego, Kontrahent der deutschen Gold-Hoffnung Thomas Röhler, völlig verblüfft bei Facebook. Erst nach hitzigen Diskussionen zwischen Yego, Nock-Offiziellen und Kenya Airways konnte der 27-Jährige den Trip nach Luanda auch ohne Flugschein antreten. In der Hauptstadt Angolas ging es für Yego erneut erst einmal nicht weiter, ehe er doch noch den Flieger nach Rio besteigen durfte.
Andere Athleten weigerten sich aus Solidarität mit Yego und Co., die Reise zu den Spielen anzutreten und erklärten sich dazu erst bereit, als auch Yego fliegen konnte. In seiner Verzweiflung bat Yego zwischenzeitlich sogar die kenianische Regierung um Hilfe, flehte förmlich darum, "unseren Weltklasse-Status zu retten, bevor die Geschichte zum Skandal wird".
"Dieser Irrsinn macht mich platt"
Auch für andere Athleten hatte das Nock einfach keine Tickets gebucht - unter ihnen war unter anderem 1500-Meter-Vizeweltmeister Elijah Manangoi. Hindernis-Weltmeisterin Hyvin Kiyeng Jepkomai ahnte wohl, dass ihre Funktionäre ihren Job nicht machen würden und organisierte sich Tickets in Eigenregie. Schon vor den Spielen in London vor vier Jahren hatte es bei den Kenianern massive organisatorische Probleme gegeben.
Yego hatte sich bereits vor seiner Abreise über die abenteuerliche Planung aufgeregt. Für seinen Trainer Joseph Mosonik wurde ein Trip gebucht, mit dem er erst einen Tag vor Yegos Qualifikation (17. August) in Rio ankommen würde - und zwei Tage vor dem Finale am 20. August wieder abreisen müsste. "Dieser Irrsinn im Nock macht mich platt", sagte Yego: "Um bei einem solchen Wettkampf auf höchstem Niveau zu sein, braucht es eine perfekte Vorbereitung - da kann ich nicht ohne Coach trainieren."
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm und Christoph Leuchtenberg, sid