Wilder Olympia-Auftakt Knorr sieht Rot, Wolff überragt: DHB-Team startet grandios
27.07.2024, 20:38 UhrDie deutsche Handball-Nationalmannschaft sorgt für ein erstes Ausrufezeichen beim olympischen Turnier: Schweden wird in einem wilden Kampf niedergerungen, trotz der frühen Rot-Hypothek gegen Spielmacher Juri Knorr. Die Torhüter beider Mannschaften spielen phasenweise grandios.
Ausrufezeichen gegen den Angstgegner: Deutschlands Handballer haben zum Auftakt ihrer olympischen Medaillenmission für einen Paukenschlag gesorgt. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason besiegte den EM-Dritten Schweden trotz einer frühen Roten Karte gegen Spielmacher Juri Knorr 30:27 (12:11) und nahm direkt Kurs auf das Viertelfinale.
Garant für den so wichtigen Sieg war die starke deutsche Abwehr um Torhüter Andreas Wolff, der in der Arena Süd 6 mit etlichen Paraden zum Mann des Abends avancierte. Als beste deutsche Werfer ragten vor 5765 Zuschauern Renars Uscins mit acht und Kapitän Johannes Golla mit fünf Treffern heraus. Einen Sieg gegen die Schweden hatte es zuletzt bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio gegeben. Damals hieß es im Auftaktspiel 32:29 - am Ende sprang mit Bronze die bis dato letzte olympische DHB-Medaille heraus. "Es tut gut, dass wir endlich mal einen Großen geschlagen haben. Die Mannschaft hat über 60 Minuten einen fantastischen Job gemacht und sehr konstant gespielt", sagte Wolff nach dem Traumstart.
Für einen bitteren Beigeschmack sorgten derweil zwei Personalien. Knorr sah nach einer guten Viertelstunde die Rote Karte wegen groben Foulspiels (16.) und konnte fortan nicht mehr eingreifen. Zudem verletzte sich Tim Hornke bereits in der ersten Halbzeit am linken Fuß. Ob und wann der Rechtsaußen ins Team zurückkehren kann, sollen weitere Untersuchungen im Olympischen Dorf ergeben.
Glaube in die eigene Stärke
Die weiteren Gegner in der kniffeligen Vorrundengruppe A sind Japan am Montag (9 Uhr/ARD), Kroatien (Mittwoch/11 Uhr), der WM-Dritte Spanien (Freitag/16.00 Uhr) und Slowenien (4. August/14 Uhr). Die besten Vier von den sechs Teams erreichen die K.-o.-Runde. "Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, die riesige Talente hat, aber jetzt schon die Qualität besitzt, um die ganz Großen zu schlagen", hatte Gislason vor dem Spiel gesagt. Die überzeugenden Siege in der Vorbereitung gegen Europameister Frankreich, Ungarn und Vorrundengegner Japan gaben dem deutschen Team zusätzliches Selbstvertrauen.
Dieser Glaube in die eigene Stärke war zunächst deutlich zu spüren. Obwohl immer wieder klare Chancen ausgelassen wurden, blieb die mit neun (!) Olympia-Novizen gespickte deutsche Mannschaft im Angriff variabel und stiftete in der schwedischen Abwehr damit immer wieder Verwirrung. Ihr Punktstück stellte die DHB-Sieben aber hinten: Die Defensive ließ kaum etwas zu, und wenn doch etwas durchkam, stand da noch Wolff, der allein bis zur Pause auf acht Paraden kam.
Gislason sauer über vergebene Chance
Die Szene der ersten Halbzeit lieferte aber Knorr. Zwei Treffer standen bereits auf seinem Konto, ehe er Albin Lagergren bei einer Abwehraktion mit der Hand unglücklich im Gesicht erwischte. "Das ist bitter, klar, er trifft ihn im Gesicht, aber so eine Situation kommt in einem Spiel dauernd vor", urteilte 2007-Weltmeister Pascal Hens am Eurosport-Mikrofon. Im zweiten Abschnitt wurden die Wurfquoten beider Teams besser, es entwickelte sich ein hochklassiger Schlagabtausch. Deutschland hielt sein Level und der mit Bundesliga-Spielern vom SC Magdeburg gespickte Schweden-Kader tat sich schwer. Als Deutschland erneut auf drei Tore hätte wegziehen können, leistete sich das Team wieder einen einfachen Ballverlust. Gislason tobte an der Seitenlinie über die vergebene Chance.
Eine wirkliche Schwächephase erlaubte sich das DHB-Team anders als in vielen Spielen in der Vergangenheit aber nicht. Auch, weil Wolff weiterhin wie eine Wand im Tor stand. Rund zwölf Minuten vor Spielende sorgte Christoph Steinert schließlich für die erste Drei-Tore-Führung, kurz darauf waren es nach einem schwedischen Ballverlust gar vier Tore. Das sollte reichen.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa