Auferstehung auf der Piste Pärson kuriert sich mit Bronze

Anja Pärson gelang ein unerwartetes Comeback.

Anja Pärson gelang ein unerwartetes Comeback.

(Foto: AP)

Ihr schwerer Sturz in der Abfahrt nach einem unkontrollierten 60-Meter-Sprung hatte Fans und Konkurrentinnen geschockt und ihren Körper geschunden: Doch trotz Prellungen und Blutergüssen stürzt sich Anja Pärson nur 24 Stunden später erneut die Pisten in Whistler hinab - und wird Dritte in der Kombination.

Fassen konnte sie das nach ihrem schweren Sturz am Tag zuvor nicht.

Fassen konnte sie das nach ihrem schweren Sturz am Tag zuvor nicht.

(Foto: dpa)

Es war ein kleines Ski-Wunder: Bei der Spezial-Abfahrt flog Anja Pärson 60 Meter durch die Luft und prallte hart auf die Piste, einen Tag später fuhr sie Bronze bei der Super-Kombination ein. Hinter Maria Riesch und der Amerikanerin Julia Mancuso holte sich die siebenmalige Weltmeisterin das nächste olympische Edelmetall.

Nach den Vorkommnissen am Vortag dürfte Bronze ähnlich wertvoll sein wie das Slalom-Gold von Turin. Sie habe "nicht nur die Abfahrt, sondern einen ganzen Berg zu bezwingen. Ich bin mit viel Wut und jeder Menge Schmerzmittel gefahren. Ich hatte trotzdem die ganze Zeit Schmerzen, vor allem bei den Sprüngen." Noch am Morgen nach dem Einfahren war sie eher skeptisch gewesen: "Ich habe kaum besichtigen können. Die Chance auf einen Start liegt bei 30 Prozent."

"Ein Wunder, dass sie noch laufen kann"

Im Stile von "Herminator" Hermann Maier 1998 in Nagano, der nach einem schweren Sturz noch Olympiasieger geworden war, zeigte die Schwedin dann aber jede Menge Kämpferherz. Von Platz sieben nach der Abfahrt fuhr die siebenmalige Weltmeisterin nach vorne. Nun hat die Power-Frau sechs Olympiamedaillen, ebenso viele wie die Kroatin Janica Kostelic.

Anja Pärson machte im Kombinationsslalom noch vier Plätze gut.

Anja Pärson machte im Kombinationsslalom noch vier Plätze gut.

(Foto: AP)

Grün und blau soll sie am Körper nach dem Flug über 60 Meter und dem Crash auf der harten Piste gewesen sein, wurde im Lager der Schweden berichtet. Schwedens Cheftrainer Ulf Emilsson sagte: "Wenn man Anjas Crash sieht, ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch laufen kann."

Stechert zieht den Hut vor Pärson

Der spektakuläre Sturz von Mitfavoritin Pärson beim Zielsprung führte allen drastisch die Gefährlichkeit der Olympia-Abfahrt vor Augen, verteufeln wollte die anspruchsvolle Piste von den Offiziellen aber niemand. "Wenn jemand stürzt, ist es immer schlecht. Aber ich kann nicht die Verantwortung für jeden Sturz übernehmen", sagte Rennleiter Atle Skaardal. Auf eisiger Oberfläche waren die Athletinnen auf "Franz's Run" deutlich schneller hinabgerast als im einzigen Training. Die Spitzengeschwindigkeiten von Weltcup-Abfahrten wurden zwar nicht erreicht, der Zielsprung erwies sich aber als zu anspruchsvoll.

In der Abfahrt war Pärson beim Zielsprung verunglückt.

In der Abfahrt war Pärson beim Zielsprung verunglückt.

(Foto: AP)

Für die Kombinations-Abfahrt wurde der Sprunghügel auch mit Blick auf die Slalom-Fahrerinnen noch ein weiteres Mal abtragen. "Das ist wie bei den Skispringern, wenn sie zu weit springen, geht man eine Luke nach unten", sagte Skaardal. Für die Deutsche Gina Stechert fühlte sich die Kombi-Fahrt zwar ein wenig schneller an als am Vortag, aber der entschärfte Sprung war positiv für die Sicherheit aller. Dass Pärson wieder auf Skiern stand, empfand Stechert als bewundernswert. "Hut ab. Das ist Wahnsinn. Ich find' super, dass sie das gemacht hat. Man hat gesehen, dass sie der Sturz schockiert hat."

Reihenweise Stürze

Auch Pärsons Familie war nach dem Unglück geschockt. "Das war verdammt knapp. Sie hätte dabei leicht zu Tode kommen können", sagte ihr Vater Anders nach dem furchterregenden Flug seiner Tochter. Pärson selbst sprach vom "schlimmsten Sturz meiner Karriere". Nur Glück, Geschick und Routine habe sie vor Schlimmerem bewahrt, behauptete der behandelnde Arzt Per Liljeholm.

Am Mittwoch hatte es außer Pärson noch andere auf dem fast drei Kilometer langen Kurs erwischt. Die Schweizerin Dominique Gisin verlor ebenfalls an dem mächtigen Zielsprung die Kontrolle, Edith Miklos rauschte in die Fangnetze und wurde mit dem Hubschrauber abtransportiert. Die Rumänin erlitt eine Knieverletzung. Die Französin Marion Rolland, die sich beim Anschieben auf den ersten Metern allerdings selbst aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, zog sich einen Kreuzbandriss zu. Die Italienerinnen Daniela Merighetti und Elena Fanchini kamen bei spektakulären Stürzen nur mit dem Schrecken davon.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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