Gegen Holland an die Schmerzgrenze DFB-Team zieht in Hitzeschlacht

In Charkow sind die Fans der Niederlande in der Überzahl.

In Charkow sind die Fans der Niederlande in der Überzahl.

(Foto: dapd)

Großer Schritt Richtung Viertelfinale oder Fortsetzung des Turnierfluchs? Das DFB-Team geht selbstbewusst in das EM-Duell mit den Niederlanden. Ein Zitterspiel ums Weiterkommen soll es diesmal nicht geben – aber vielleicht neue Löw'sche Personalüberraschungen. Beim Gegner weiß man so oder so, wie Deutschland zu schlagen ist.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Niederländer warten, und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff hofft. Darauf, "dass wir die Schwierigkeiten, die wir zuletzt bei Turnieren hatten, vermeiden können und nicht wieder zittern müssen." Seit 1998 konnte die DFB-Auswahl nur einmal das zweite Vorrundenspiel gewinnen, 2006 durch ein Last-Minute-Tor gegen Polen (1:0). Flankengeber David Odonkor wurde zum Fußballhelden. Aber sonst? Gab es drei Niederlagen, drei Unentschieden - und anschließend im Gruppenfinale jede Menge Druck.

Diesmal soll es anders werden. Vor dem Duell mit dem fehlgestarteten Erzrivalen und Vize-Weltmeister in Charkow (ab 20.45 Uhr im n-tv.de-Liveticker) zeigte sich Bastian Schweinsteiger entspannt und gespannt auf das, "was die Niederländer so zu bieten haben". Der Vize-Kapitän, der selbst um seine Form ringt, ist "überzeugt, dass wir es schaffen können". Die Zielsetzung ist klar: "Wir wollen den zweiten Schritt tun." Deutschland will nicht nur nicht verlieren, sondern gewinnen.

In welcher Formation, darüber hat sich Bundestrainer Joachim Löw in Danzig und Charkow wortreich ausgeschwiegen. Nachdem er gegen Portugal Mats Hummels und Mario Gomez in die Startelf rotiert hatte und der eine zum besten Feldspieler, der andere zum Siegtorschützen wurde, gefiel sich Löw sichtlich in der Rolle des undurchschaubaren Bundestrainers.

"Ihr Spiel besteht aus sehr viel Ballbesitz"

Löw ließ Medien und Spieler zappeln. "Definitiv festlegen" wolle er sich nicht auf die Startelf, was aber bitteschön nicht als Ankündigung neuer Umbauten missverstanden werden solle. Andererseits sage er auch nicht "Never change a winning team" und stellte eine "Eingebung" in Aussicht. Die dürfte vor allem darum kreisen, ob Miroslav Klose im Sturmzentrum Mario Gomez ersetzt. Dass Löws Lieblingsschüler Lukas Podolski trotz schwacher Auftaktleistung seinen Platz an Andre Schürrle verliert, ist ebenso unwahrscheinlich wie der Verzicht auf Hummels und Schweinsteiger in der Anfangself.

Deutschland - Niederlande (20.45 Uhr)

Die Mannschaftsaufstellungen:

Deutschland: Neuer- Boateng, Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger, Khedira - Müller, Özil, Podolski - Gomez

Niederlande: Stekelenburg - van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, Willems - van Bommel, N. de Jong - Robben, Sneijder, Afellay - van Persie

Durchschaut hat Löw den Gegner und seine Spielweise. Der Auftaktniederlage gegen Dänemark, bei der Holland im Gegensatz zum DFB-Team spielerisch überzeugt aber verloren hatte, misst der Bundestrainer keine große Bedeutung zu: "Ich erwarte nicht, dass Holland taktisch groß etwas ändern wird. Ihr Spiel besteht aus viel Ballbesitz, dazu sind sie in der Offensive weltklasse besetzt". Sein Team müsse an seine "Schmerzgrenze" gehen und "gewappnet" sein für die Angriffsreihe, die wahrscheinlich aus Sturmspitze Robin van Persie, den Außenstürmern brahim Affelay und Arjen Robben sowie Spielmacher Wesley Sneijder bestehen wird.

Nicht nur in Deutschland, auch in den Niederlanden wird vor der fünften EM-Auflage des Klassikers über Personal und Taktik spekuliert. Die Angst, die Elftal könnte nach dem 0:1 gegen Dänemark nun ausgerechnet gegen Deutschland alle EM-Chancen verspielen, ist groß.

Keine Kriegsrhetorik

Nur an Bondscoach Bert van Marwijk prallen diese Aufgeregtheiten ab. "Kritik ist Teil unseres Jobs. Die Systemfrage kann man nach 20 Spielen stellen, aber nicht nach einer Niederlage", sagte er: "Ich weiß nicht, wie die Stimmung in Holland ist. Die Stimmung in der Mannschaft ist angespannt, wir freuen uns auf das Spiel."

Zumal er überzeugt ist: "Die Deutschen sind stark, aber wir können sie schlagen. Wie, werde ich nicht sagen." Das 0:3 aus dem November, als eine ersatzgeschwächte niederländische Elf von Deutschland vorgeführt worden war, hat Spielmacher Wesley Sneijder abgehakt. Er hob das Positive beim EM-Fehlstart hervor: "Wir haben gegen Dänemark guten Fußball gespielt und uns gute Chancen erarbeitet. Das müssen wir mit ins Deutschlandspiel nehmen."

Lust, die deutsch-niederländische Rivalität anzuheizen, verspürte Sneijder ebenso wenig wie Joachim Löw. Die Kriegsrhetorik packte Löw in die Fußballmottenkiste, in der er bekanntlich auch schon den deutschen Rumpelfußball verstaut hat: "Natürlich gibt es eine große Rivalität, denn es waren immer Duelle voller Brisanz bei großen Turnieren", sagte Löw. Aber: "Mit Krieg können wir nichts anfangen." Eine Ausnahme machte er nur mit Blick auf die Temperaturen von über 30 Grad in Charkow: "Vielleicht kann man von einer Hitzeschlacht sprechen."

Quelle: ntv.de

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