Torklau von Donezk war unnötig Uefa verpennt die neue Technik

Marko Devic kann es nicht fassen: Der Torrichter hebt nach seinem Tor die Fahne nicht.

Marko Devic kann es nicht fassen: Der Torrichter hebt nach seinem Tor die Fahne nicht.

(Foto: dpa)

Alle wissen es, alle sehen es - die Ukraine hat ein Tor erzielt. Nur die Schiedsrichter müssen so tun, als hätten sie nichts gesehen. Das Spiel England-Ukraine zeigt: Die Uefa ist nicht im 21. Jahrhundert angekommen.

"Sie haben Ihr Ziel erreicht", säuselt eine junge Frauenstimme aus dem Lautsprecher, sobald wir bei Tante Erna angekommen sind. Wir fahren rechts ran, das Auto parkt sich ein. Das Auto weiß, wo es ist, wie schnell es fährt und eigentlich nur fahren dürfte, es kennt den Weg, es guckt nach rechts und links und merkt, wenn wir zu dicht auffahren. Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass die Maschine einiges besser kann als wir. Bremsen zum Beispiel. Ein neues Auto ohne ABS? Undenkbar.

Im Spiel England-Ukraine bei der Europameisterschaft 2012 schoss der Ukrainer Marko Devic ein Tor, das trotz Torrichter nicht gegeben wurde.

Im Spiel England-Ukraine bei der Europameisterschaft 2012 schoss der Ukrainer Marko Devic ein Tor, das trotz Torrichter nicht gegeben wurde.

(Foto: dpa)

Auch der Ball, den Marko Devic im aufs Tor schoss, hatte sein Ziel erreicht - ganz ohne technische Hilfsmittel. Einen Sekundenbruchteil nachdem das Spielgerät die Linie überquert hatte, sprang der Engländer John Terry hinterher und kickte es in hohem Bogen wieder zurück.

Die Ukraine verliert die Chance auf das Viertelfinale

Im Gegensatz zum Auto des 21. Jahrhunderts weiß der Fußball des 21. Jahrhunderts nicht, wo er gerade ist. Und auch der Mann, der das hohe Amt des "Zusätzlichen Schiedsrichterassistenten" ausfüllte, starrte zwar wie versteinert auf das Tor, hob aber seine Fahne nicht. Der Schiedsrichter führte seine Pfeife nicht zum Mund, . Die Ukraine wahrte nicht ihre Chance, bei der ersten Europameisterschaft im eigenen Land das Viertelfinale zu erreichen.

Im 21. Jahrhundert kann man seine Kinder per Handyortung aufspüren, man kann sich mit seinem Mobiltelefon auf Schatzsuche begeben und wer will, kann auch seiner Katze einen kleinen GPS-Empfänger einpflanzen. Obwohl die Sender in einer Entfernung von 20.000 Kilometern im Weltall ihre Runden ziehen, funktioniert die Ortung auf acht Meter genau. In einem Stadion hat man noch ganz andere Möglichkeiten, die Position eines Objekts zu bestimmen. Es gibt Torkameras, Ballverfolgungssysteme und Ortungschips. Jedes dieser ausgereiften Systeme hätte ohne Zweifel dafür gesorgt, dass das Tor von Marko Devic anerkannt worden wäre.

Die Torrichter tragen zum Gelingen des Spiels nichts bei

Zur vollkommenen Absurdität verkommt das Spiel, wenn die Videoleinwände die Zeitlupen zeigen. Marko Devic sieht sein Tor, seine Mitspieler sehen es, die Trainer sehen es, die ganze Welt inklusive Uefa-Präsident Michel Platini sieht es. Der Schiedsrichter, seine zwei Assistenten, der vierte und fünfte Offizielle, die beiden Torrichter sehen es. Doch für Gerechtigkeit dürfen sie nun nicht mehr sorgen. Das gerade die Letztgenannten zum Gelingen des Spiels nichts, aber auch gar nichts beitragen, wurde nun mehr als deutlich.

Ein schlüssiger Gedanke ist es nicht, wenn Uefa-Präsident Michel Platini gegen die Technik einwendet, sie würde dem Spiel die Emotionen nehmen, darum seien Torrichter besser. Das einzig Emotionale an den Torrichtern ist, dass die Fans nun zwei Menschen mehr haben, über die sie sich aufregen können. Das Ganze ist ungefähr so logisch, wie wenn der Verkehrsminister ABS im Auto verbieten würde, weil das dem Autofahren die Emotionen nehmen würde. Stattdessen verordnet er einen Beifahrer, der im Notfall rhytmisch auf die Bremse tritt. Menschliches Versagen nicht ausgeschlossen.

Quelle: ntv.de

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