England ist geschockt Lampard fällt für die EM aus
01.06.2012, 12:47 Uhr
Gut gebrüllt Löwe? Frank Lampard dürfte eher zum Heulen zumute sein. Er wird den "Three Lions" bitter fehlen.
(Foto: AP)
Nächster Schock für England: Das Mutterland des Fußballs muss bei der EM auch ohne Routinier Frank Lampard auskommen. Teammanager Roy Hodgson hat im zentralen Mittelfeld nun kaum mehr Alternativen.
Es war Frank Lampards letzter Sprint für England. Der Ball trudelte in diesem unwichtigen Trainingskick der Eckfahne entgegen, als der Mann, der den FC Chelsea als Kapitän zum Champions-League-Sieg geführt hat, noch mal nachsetzte - und sich am Oberschenkel verletzte: EM-Aus, Heulen und Zähneklappern im Mutterland des Fußballs. Rundfunksender BBC berichtete von einem "verheerenden Schlag", das Boulevardblatt Sun sieht "Englands Pläne in Fetzen" gerissen. Eineinhalb Wochen vor dem EM-Auftaktspiel in Donezk gegen Frankreich gehen Teammanager Roy Hodgson die Mittelfeld-Alternativen aus.
"Das ist ein schwerer Schlag für das Team, besonders nach dem Verlust eines anderen erfahrenen Spielers wie Gareth Barry", sagte Hodgson am Donnerstag, als er vom Ausfall des 33 Jahre alten Lampard erfuhr. Wie schwer der Verlust wiegt, wird beim Blick auf Lampards Ersatz klar: Für den 90-maligen Nationalspieler nominierte Hodgson Jordan Henderson vom FC Liverpool nach. Der 21-Jährige hat erst zwei Länderspiele absolviert und bei den Reds eine schwache Debüt-Saison bestritten. "Nur ein einziges Mal", spottete ein Fan im BBC-Internetforum, habe Henderson einen Pass über mehr als zehn Yards zum Mitspieler gebracht.
Hexenfluch" auf dem Mittelfeld
Nach Ersatztorwart John Ruddy von Norwich City und Mittelfeldspieler Barry von Meister Manchester City ist Lampard bereits der dritte verletzungsbedingte Ausfall für den Weltmeister von 1966. Mit Arsenals Jack Wilshire, Tottenhams Tom Huddlestone und Jack Rodwell aus Everton meldeten sich bereits im Vorfeld drei Alternativen fürs Mittelfeld ab. Michael Carrick (Manchester United), die logische Wahl als Lampard-Ersatz, trat im Frühjahr im Streit mit dem Verband zurück, Klubkollege Paul Scholes steht altersbedingt nicht mehr zur Verfügung. Der Independent sieht einen "Hexenfluch" auf dem Mittelfeld lasten.
Zumal Kapitän Steven Gerrard und Scott Parker, das etatmäßige Duo auf der Doppel-Sechs, sich mit Blessuren plagt. Gerrard hat die letzten beiden Spiele des FC Liverpool in der abgelaufenen Saison wegen Rückenproblemen verpasst, beim 1:0-Testspielsieg gegen Norwegen in Oslo ließ er sich vorsichtshalber zur Pause auswechseln. Parker hat chronische Beschwerden an der Achillessehne, die ihn in den abschließenden vier Saisonspielen seines Klubs Tottenham zum Zusehen verdammten. Ein Kurzurlaub in der Sonne Dubais sollte Linderung bringen. Gegen Norwegen reichte es für 56 Minuten, letzte Zweifel will Parker am Samstagabend (18.15 Uhr) bei der EM-Generalprobe in Wembley gegen Belgien zerstreuen.
Ein Ausfall von Gerrard oder Parker ist für England eine Horrorvorstellung. In Phil Jones, James Milner oder Alex Oxlade-Chamberlain stünden nur noch ein gelernter Verteidiger, ein Flügelspieler und ein Talent bereit. "Ich sehe das französische Mittelfeld schon durch unsere Reihen tanzen", ätzte ein User im Internet, und dem Daily Express schwant Böses: "Was könnte noch alles schief gehen?", fragte das Blatt verunsichert. Am Mittwoch reisen die "Three Lions" ins EM-Quartier nach Krakau. Nach dem Auftakt gegen Geheimfavorit Frankreich treffen sie in Gruppe D auf Schweden und Co-Gastgeber Ukraine. Einen Tag nach dem letzten Vorrundenspiel feiert Lampard seinen 34. Geburtstag. "Die EM ist wohl meine letzte Chance, mit England was zu reißen", sagte er diese Woche. Dann jagte er einem verlorenen Ball hinterher...
Quelle: ntv.de, sid