Konsequentes Spiel auf kein Tor DFB-Team löst das Dänen-Rätsel
18.06.2012, 13:48 Uhr
Der Sieg gegen die Dänen war nicht in jeder Sekunde schön. Wichtig ist aber, dass er gelungen ist.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gegen Dänemark bewältigt die deutsche Nationalmannschaft eine knifflige Aufgabe: Sie gewinnt gegen ein Team, das Offensivbemühungen konsequent vermeidet - auch wenn es eng wird. Doch die DFB-Elf löst das Problem mit starken Nerven und einem befreienden Treffer von Lars Bender. Mit Griechenland wartet nun schon das nächste Abwehrbollwerk.
Drei Spiele, neun Punkte, das alles in der vermeintlichen "Todesgruppe B" - und trotzdem noch Luft nach oben: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist mit einer perfekten Bilanz ins EM-Viertelfinale gegen Griechenland eingezogen. Eine "Klasseleistung" attestierte Bundestrainer Joachim Löw seiner Mannschaft nach dem dritten Vorrundensieg. Aber so makellos die Gruppenphase überstanden wurde: Harte Arbeit war es trotzdem, Steigerungsmöglichkeiten bleiben. Das Motto im deutschen Team lautete nach dem Viertelfinal-Einzug: Zufriedenheit ja, Überschwang verboten.
"Ich hoffe, dass sich die Mannschaft für das Viertelfinale noch Tore aufgespart hat", sprach DFB-Präsident Wolfgang Niersbach eine Schwachstelle an. Fünf Tore in drei Spielen sind für Joachims Löws vermeintliche Spaß- und Tempofußballer keine überragend gute Ausbeute. Den Bundestrainer beschäftigte nach der gelungenen Bewährungsprobe im "ersten Entscheidungsspiel" aber weniger die Zahl der Tore an sich als die Folge der vor allem gegen Dänemark großen Verschwendung von Chancen.
Dänen spielen einfach nicht richtig mit
"Wenn man den Killerinstinkt nicht hat wie wir in der ersten Halbzeit, dann wird es gegen Dänemark immer schwierig. Nach dem Tor hätten wir eigentlich nachlegen müssen, und dann kriegen wir auch noch das Gegentor", fasste Löw zusammen, was nicht gut gelaufen war gegen die Dänen. Der Bundestrainer fand ganz einfach, dass sich seine Mannschaft nach sehr gutem Beginn das Leben selbst schwer gemacht hatte. Unnötig schwer.
"Wir hatten viele Chancen in der ersten Halbzeit, ohne jetzt zu zaubern. Wir hätten da vielleicht schon etwas früher den Sack zumachen können", fand Abwehrspieler Mats Hummels: "Aber so ist es ja auch gut ausgegangen, auch wenn man jetzt sieht, dass beim Stand von 1:1, wenn die Chance der Dänen reingeht, wir theoretisch auch hätten rausfliegen können."
Dass es knifflig werden würde gegen die defensiv hervorragend organisierten Dänen, hatte Löw erwartet. Überrascht war er trotzdem, wie konsequent der Gegner über weite Strecken nicht auf das deutsche Tor spielte - obwohl bald klar war, dass ihnen nur ein Sieg zum Weiterkommen reichen würde. "Dänemark spielt, ich weiß auch nicht, mit einer stoischen Ruhe. Eigentlich hat man das Gefühl, das Ergebnis scheint ihnen egal zu sein", zeigte sich Löw nach dem Spiel noch immer etwas ratlos über das Team von Morten Olsen, das seine Spieler kurzzeitig zu frustrieren schien.
"Es ist immer einfacher, wenn der Gegner mitspielt. Dass die Dänen das nicht machen würden, war klar", befand auch Sami Khedira. Das Positive war aber: Deutschland siegte trotzdem, obwohl die Partie nach dem portugiesischen Führungstor gegen die Niederlande kurzzeitig zu einem Nervenspiel zu werden drohte.
Griechen mit Minimalfußball weiter
Gegen Dänemark zeigte sein Team stattdessen, dass es dazugelernt hat, fand Löw: "Ich glaube, dass die Mannschaft vor drei, vier Jahren so ein Spiel vielleicht auch nicht gewonnen hätte. Vielleicht hätte man es irgendwie über die Zeit gebracht." Diesmal zitterte sich das Team nicht zum Abpfiff, sondern zeigte sich auch im Vergleich zu den EM-Spielen gegen Portugal und die Niederlande abgeklärter.
War gegen die Portugiesen noch die komplette Schlussphase zu einem Zitterspiel geraten, reduzierte sich diese Spanne gegen die Niederlande schon auf zehn wacklige Minuten. Gegen die biederen Dänen waren es dann nur noch fünf Minuten, ehe das DFB-Team seine Ordnung wiederfand. Dann, lobte Löw, übernahm sein Team wieder die spielerische Kontrolle und nutzte seine technische Überlegenheit aus, ließ Ball und Gegner laufen - und entschied die Partie durch Startelf-Debütant Lars Bender.
Gegen Viertelfinal-Gegner Griechenland erwartet Löw ein ähnliches Spiel und wenige, aber dafür gefährliche Offensivaktionen: "Die Griechen haben jetzt im Turnier drei Torchancen gehabt und drei Tore erzielt, so ungefähr. Vielleicht hatten sie auch vier. Aber sie sind natürlich Meister in Effizienz."
Eine gefährliche Kombination, denn der Kern der griechischen Fußballphilosophie bleibt die Zerstörung des gegnerischen Spiels: "Sie können wahnsinnig gut verteidigen, werfen sich in alles, was irgendwo gefährlich wird. Sie sind hartnäckig und man beißt manchmal bei ihnen wie auf Granit." Das ist, findet Löw, "für uns eine gute Herausforderung, das zu lösen". Und bislang hat sein Team bei dieser EM alle Herausforderungen gemeistert.
Quelle: ntv.de