Technik

Mobiler Kassettenspieler Der Fiio CP13 ist fast ein neuer Walkman

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Der Fio CP13 ist auch in Silber, Weiß und Schwarz erhältlich.

Der Fio CP13 ist auch in Silber, Weiß und Schwarz erhältlich.

(Foto: kwe)

Man glaubt es kaum, aber der Fiio CP13 ist tatsächlich ein nigelnagelneuer tragbarer Kassettenspieler. Er lässt Erinnerungen an den legendären Sony Walkman aufkommen, kann ihn aber nicht ersetzen. Trotzdem erweist sich das Gerät im Test als gute Alternative, um alte Kassetten-Schätze zu heben.

Wer noch alte Musik- oder Hörspielkassetten hat oder sich dafür interessiert, darf sich freuen, dass es wieder neue Abspieler dafür gibt. Jüngster Zugang ist der Fiio CP13, ein tragbarers Gerät, das an den ersten Sony Walkman TPS-L2 erinnert, der in den 1980er Jahren dem Musikgenuss Beine machte.

Ein original Sony Walkman TPS-L2.

Ein original Sony Walkman TPS-L2.

(Foto: IMAGO/Stefan M Prager)

Über 60 Jahre alte Technik

1963 wurde die Musikkassette auf der Funkausstellung in Berlin vorgestellt. Entwickelt wurde sie von Philips und kam 1965 auf den Markt. Ihren endgültigen Durchbruch feierte sie in den 1970er Jahren als kompakter und im Vergleich zur Schallplatte günstiger und robuster Tonträger. Außerdem hatten Musikfans erstmals eine einfache Möglichkeit, Aufnahmen zu machen, Mixtapes von Radiomitschnitten oder Platten anzufertigen.

Mit dem Sony Walkman wurde der Musikgenuss ab 1979 mobil und in den 80ern ließen Kassetten bei den Verkäufen Schallplatten hinter sich. Dann kamen CDs und MP3 und machten beiden Tonträgern nahezu den Garaus. Aber nicht nur Vinyl gelang in den vergangenen Jahren ein Comeback, auch die Kassetten sind noch da. Sogar Stars wie Taylor Swift veröffentlichen ihre Alben auf dem nostalgischen Tonträger.

Überlebt haben sie vor allem als Tonträger von Hörspielen für Kinder, viele Erwachsene haben aber auch noch Kassetten-Schätze, von denen sie sich nicht trennen mögen. Speziell an Mixtapes hängen oft große Emotionen und schöne Erinnerungen. Und damit ist auch schon die Haupt-Zielgruppe für den Fiio CP13 definiert. Neue Fans der Musikkassette können mit dem Gerät weniger anfangen, wie bereits ein Blick auf die technischen Eigenschaften zeigt.

Ein reiner Abspieler

Ein kleiner Einblick in die Mechanik des Kassettenspielers.

Ein kleiner Einblick in die Mechanik des Kassettenspielers.

(Foto: kwe)

Der knapp 130 Euro teure Fiio CP13 kann nämlich Kassetten nur abspielen, eine Aufnahmefunktion hat er nicht. Die Leistung der derzeit erhältlichen Aufnahmeköpfe sei mangelhaft, sagt der Hersteller. Außerdem seien hochwertige Leerkassetten schwer zu bekommen.

Weil man alte Technik nicht mal einfach so wiederbeleben kann, ist der Fiio CP13 mit 120 x 88,3 x 31,8 Millimetern auch nicht so kompakt wie ein späterer Sony Walkman. Zu den Komponenten, die zumindest aktuell nicht erhältlich sind, gehören laut Hersteller elektronische Bauteile, die vor 20 Jahren noch verbaut wurden. Deshalb hat der Kassettenspieler ein überwiegend mechanisches Innenleben, was mehr Platz benötigt.

Das Modernste am Fiio CP13 ist die USB-C-Buchse zum Aufladen.

Das Modernste am Fiio CP13 ist die USB-C-Buchse zum Aufladen.

(Foto: kwe)

Auf Bluetooth verzichtet Fiio aus anderen Gründen. So würde die Funk-Übertragung unter anderem die Audioqualität verschlechtern, schreibt der Hersteller. Vor allem aber ginge der analoge Charakter verloren, auf den man großen Wert lege.

Beweglich, aber ohne Clip

Eine Einschränkung ist durch fehlende Lieferketten oder nostalgische Klangbilder nicht zu erklären: Der Fiio CP13 hat keinen Clip, um ihn am Gürtel zu befestigen. Es gibt auch keine Ösen für einen Tragegurt oder eine Transporttasche. Man kann ihn daher zu Spaziergängen oder zum Joggen zwar mitnehmen, muss das 310 Gramm schwere Gerät aber in der Hand halten. Immerhin läuft der Kassettenspieler dabei rund, ohne durch die Bewegungen hörbar zu leiern.

Man merkt, dass sich etwas mechanisch bewegt, wenn man die Tasten drückt.

Man merkt, dass sich etwas mechanisch bewegt, wenn man die Tasten drückt.

(Foto: kwe)

Der Fiio CP13 macht mit einem stabilen Aluminiumgehäuse und einer hochwertigen Verarbeitung einen guten Eindruck. Auf der Oberseite sitzen wie früher große, mechanische Knöpfe, um die Wiedergabe zu starten und zu stoppen oder das Band vor- oder zurückzuspulen. Rechts gibt es zwar neben Lautstärkeregler und Kopfhörerbuchse einen modernen USB-C-Anschluss. Er dient aber nur dazu, den Akku aufzuladen, den der Fiio statt "Walkman-Batterien" hat. Das ist aber ein klarer Vorteil, denn er hält mehr als zehn Stunden durch, laut Hersteller können es sogar über 13 Stunden sein.

Kein Klangwunder, aber absolut okay

Den Klang des Fiio CP13 zu beurteilen, ist schwer, ja nahezu unmöglich. Denn die Qualität alter Aufnahmen schwankt je nach Lagerzeit, Güte der Kassette, Ausgangsmaterial oder Fähigkeiten der Mixtaper extrem. Außerdem spielt die Wahl der Kopfhörer eine Rolle, Fiio liefert kein Headset mit. Die besten Resultate erzielte ntv.de mit Sennheisers audiophilen Ohrhörern ID 200 und Boses Bügelkopfhörer QuietComfort 45, der verkabelt ausgeschaltet funktioniert. Auch der Betrieb am Lautsprecher Teufel Motiv Home klappte gut.

Als Benchmark-Medium diente ein von Fiio mitgeliefertes Drei-Fragezeichen-Hörspiel. Der Versuch, stilecht mit entdeckten, noch eingeschweißten Leerkassetten für den Test ein neues Mixtape mit zwei Technics-1200-Plattenspielern aufzunehmen, scheiterte: Das verwendete Sony-Kassettendeck gab mit einem hässlichen Geräusch den Geist auf. Die Zeit ging nicht freundlich mit Antriebsriemen et cetera um. Das gilt auch für alte Mixtapes, die aber vielleicht auch schon damals nicht gut klangen.

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Mit den gewonnenen Eindrücken kann man sagen, dass der Ton bei Hörspielen prima ist, weil er Kindheits- oder Elternerinnerungen aufleben lässt. Das Rauschen kommt überwiegend vom Band, der Fiio CP13 selbst trägt erfreulich wenig dazu bei. Bei Musik mögen die alten Aufnahmen das Problem sein, aber hier scheint der Klang auch allgemein etwas dünner zu sein. Das spielt für den Spaß am Wiederentdecken aber kaum eine Rolle und mit passenden Kopfhörern ist der Sound absolut akzeptabel. Wer einen Top-Klang wünscht, sollte sich nach einem hochwertigen Kassettendeck in gutem Zustand umsehen.

Fazit

Alles in allem ist der Fiio CP13 für knapp 130 Euro eine gelungene Gelegenheit, alte Kassetten-Schätze zu heben. Besser als Billig-Geräte, die man online finden kann, klingt er wahrscheinlich allemal. Wer Bänder aufnehmen und in hoher Qualität hören möchte, muss auf stationäre Lösungen ausweichen. Eine Alternative ist der We Are Rewind, der für rund 150 Euro eine Aufnahmefunktion und Bluetooth bietet.

Quelle: ntv.de

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