Technik

Der Anfang ist gemacht Die Google Pixel Watch ist fast eine runde Sache

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Die Pixel Watch ist nur mit 41 Millimeter Durchmesser erhältlich.

Mit einiger Verspätung bringt Google seine erste Pixel Watch auf den Markt. Sie ist attraktiv und bietet Android-Nutzern viele Funktionen. Sie lässt aber auch noch einige Wünsche offen und könnte für die eingesetzte Hardware etwas günstiger sein.

Es hat lange gedauert, bis Google mit der Pixel Watch eine eigene Antwort auf die Apple Watch präsentieren konnte. Doch um die nötigen Fitness- und Gesundheitsfunktionen integrieren zu können, habe man erst den Spezialisten Fitbit kaufen müssen, erklärte Hardware-Chef Rick Osterloh "The Verve". Schon 2019 habe man beschlossen, dafür 2,1 Milliarden Dollar locker zu machen, aber der Deal sei erst Anfang 2021 über die Bühne gegangen.

Breiter Displayrand, aber schick

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Das ist ein ziemlich breiter Rand, wenn man ihn sieht.

(Foto: kwe)

Dass die Hardware schon früher weitgehend fertig war, sieht man der Pixel Watch erst an, wenn ein Foto als Ziffernblatt festgelegt wird. Denn dann erkennt man den breiten Rand, den das 1,2 Zoll große AMOLED-Display aufweist. Ein weiteres Indiz ist Samsungs vier Jahre alter Exynos-Prozessor 9110, der vor einem Jahr einen Nachfolger erhalten hat.

Tragisch ist das nicht. Nutzt man andere Ziffernblätter, gehen Display und Rand schwarz ineinander über, und man sieht den "Makel" nicht. Das gilt auch bei fast allen Apps. So ist die Pixel Watch ein optischer Leckerbissen, aus dessen gewölbtem Gorilla Glass nur die Krone herausragt. Die Verarbeitung ist exzellent, die ohne Armband 36 Gramm leichte Watch fühlt sich rund und angenehm an. Glas und Edelstahlgehäuse gehen fast nahtlos ineinander über, und die Uhr ist wasserdicht.

Flotte Performance, akzeptable Ausdauer

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Die Armbänder haben einen ausgeklügelten, aber etwas fummeligen Anschluss.

(Foto: kwe)

Der ältere Prozessor, der auf 2 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zugreifen kann, fällt noch weniger auf als der Rand, die Pixel Watch macht einen flotten Eindruck. Die Bedienung ist flüssig, und Apps starten fast verzögerungsfrei, nachdem sie erstmals geladen wurden.

Der Chip soll auch noch sparsam genug sein, um laut Google auf Laufzeiten von mindestens 24 Stunden zu kommen. Im Test hielt die Uhr etwa so lange durch, wenn sie nur selten zum Einsatz kam. Knapper wird es bei intensiver Nutzung, vor allem wenn das Always-on-Display aktiviert ist, also Uhrzeit und andere Infos immer angezeigt werden.

Der Bildschirm an sich ist sehr gut. Er liefert mit ausreichend scharfen 320 Pixeln pro Zoll kräftige Farben und Kontraste und kann hell genug leuchten, um im Sonnenlicht problemlos ablesbar zu sein. Seine Größe reicht normalerweise auch völlig aus, um Infos und Nachrichten zu lesen oder in Apps zu navigieren. Texte auf der Tastatur zu tippen ist etwas mühsam, aber auch mit größeren Fingern möglich. Einfacher ist es allerdings, dem Assistenten zu diktieren, den man aufruft, indem man die flache Taste über der Krone lange drückt. Die Spracherkennung funktioniert exzellent.

Einfache Bedienung

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An der rechten Seite sitzen Krone und Funktionstaste.

(Foto: kwe)

Die Pixel Watch ist im Handumdrehen mit jedem Android-Smartphone gekoppelt, auf dem mindestens Android 8 läuft. Googles eigene Pixel-Geräte werden nicht bevorzugt. Die Bedienung ist ebenfalls unkompliziert, auch Smartwatch-Neulinge haben sie schnell verinnerlicht. Ein Druck auf die Krone öffnet die App-Übersicht, dreht man an ihr, scrollt man durch Listen und Menüs. Ansonsten kommt man immer zurück zum Homescreen, wenn man sie presst. Drückt man die Taste über der Krone, kommt man zu den zuletzt genutzten Anwendungen. Tut man dies zweimal, öffnet sich direkt die zuletzt verwendete App.

Ausgewählt wird über Tipper auf den Touchscreen, der schnell reagiert. Mit Wischern nach rechts oder links geht man innerhalb von Anwendungen vor oder zurück, vom Homescreen aus erreicht man mit der Geste wichtige Informationen oder Schnellzugriffe, Ansichten genannt. Voreingestellt sind sieben, unter anderem Wetter, Fitnessdaten oder die Navigation mit Google Maps, acht weitere kann man hinzufügen. Wischt man auf dem Homescreen nach oben, geht man zu eingegangenen Benachrichtigungen, in der umgekehrten Richtung öffnet man die Schnelleinstellungen.

Sensoren messen sehr genau

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An der Unterseite hat die Watch einen optischen Herzfrequenzmesser.

(Foto: kwe)

Zur Sensoren-Ausstattung der Pixel Watch gehören Kompass, Höhenmesser, Sauerstoffsättigungsmesser, Herzfrequenzmesser (optisch), Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Umgebungslichtsensor und ein sogenannter elektrischer Mehrzwecksensor. Vollständig genutzt werden sie von der Uhr aber noch nicht. Für den Kompass muss man eine Drittanbieter-App installieren, der Sauerstoffsättigungsmesser soll erst mit einem kommenden Update aktiviert werden. Für die LTE-Modelle kommt im Winter eine automatische Unfallerkennung, die einen Notruf auslösen kann. Aktuell muss man dafür die Taste der Uhr fünfmal drücken.

Die Watch bietet aber schon jetzt viele Fitness- und Gesundheitsfunktionen. Der Pulsmesser arbeitet sehr genau, und wenn man möchte, sieht man auf dem Ziffernblatt laufend seine aktuelle Herzfrequenz. Ebenso misst die Uhr permanent die gemachten Schritte ziemlich akkurat. Bewegt man sich zu wenig, wird man daran erinnert.

EKG, aber keine automatischen Warnungen

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Das EKG-Ergebnis, das man sehen möchte.

(Foto: kwe)

Wie bei der Apple Watch ist es bei der Pixel Watch möglich, ein Kurzzeit-EKG aufzuzeichnen, indem man den Zeigefinger 30 Sekunden an die Außenseite der Krone hält. Die Daten werden in der Fitbit-App gespeichert und können bei einem unregelmäßigen Herzrhythmus dem Arzt als PDF gezeigt werden. Automatische Warnungen bei Auffälligkeiten kann die Pixel Watch leider nicht anzeigen.

Die Herzfrequenz ist beim Training zentral, die Fitbit-App zeichnet aber auch Zeit, zurückgelegte Strecken oder Geschwindigkeiten auf. Vom Kickboxen bis Pilates ist so ziemlich alles im Angebot, was man machen kann, um sich fit zu halten. Einige Sportarten erkennt Fitbit nach 15 Minuten selbstständig: Laufen, Gehen, Schwimmen, Radfahren, Crosstrainer und Aerobic. Andere muss man vorher aus einer Liste auswählen.

Fitbit zeigt seine Stärken

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Die wichtigsten Statistiken kann man nach dem Training direkt auf der Uhr abrufen.

(Foto: kwe)

Wie üblich kann man Trainingsziele festlegen, alle möglichen Abzeichen erwerben und etliche Auswertungen abrufen. Die Fitbit-App verwirrt Neulinge dabei erstmal mit sogenannten Aktivzonenminuten. Im Prinzip wird dabei je nach Höhe der Herzfrequenz zwischen drei Belastungen unterschieden: Fettverbrennung, Cardio und Höchstleistung. Für eine Minute Fettverbrennung gibt's eine, für die beiden anderen Kategorien zwei Aktivzonenminuten. Wer noch mehr Auswertungen oder Anleitungen haben möchte, muss das kostenpflichtige Fitbit-Premium kaufen.

Ohne Extra-Kosten kann man seinen Schlaf tracken und auswerten lassen. Man sieht dann unter anderem, wie viel Zeit man in verschiedenen Schlafphasen verbracht hat oder wach war. Die Funktion scheint ziemlich akkurat zu sein.

Trotz LTE keine Maps-Navigation

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Um heruntergeladene Musik abzuspielen, benötigt man weder Smartphone noch LTE.

(Foto: kwe)

Obwohl GPS an Bord ist, war es im Test nicht möglich, mit Google Maps ohne verbundenes Smartphone zu navigieren. Um Strecken aufzuzeichnen, wird ebenfalls eine Verbindung zum Handy verlangt. Man kann allerdings ohne Handy Musik hören, denn die Pixel Watch hat mit 32 GB Flash-Speicher eine Menge Platz für heruntergeladene Songs. Im Test klappte das mit Spotify problemlos auch ohne aktivierte eSIM.

Ob es sinnvoll ist, mehr Geld für die LTE-Variante auszugeben, muss jeder selbst entscheiden. Man kann dann unter anderem mit der Watch ohne Smartphone telefonieren, Nachrichten und E-Mails empfangen oder mit Google Pay bezahlen. Es ist dann auch möglich, mit Komoot zu navigieren, Google Maps verweigerte im Test aber auch nach erfolgter Aktivierung der eSIM den Dienst ohne Smartphone - sehr seltsam.

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Komplettes Google-Paket

Neben Fitbit sind es trotzdem vor allem Google-Dienste, die die Pixel Watch stark machen. Sie stehen vom Bezahldienst bis zum Kalender alle zur Verfügung und sind sehr gut umgesetzt. Schön ist auch, dass man die Uhr als Fernsteuerung der Smartphone-Kamera nutzen kann - allerdings muss es dann ein Pixel sein. Von vielen Drittanbieter-Apps findet man dagegen noch keine Smartwatch-Version im Play Store, Apple-Watch-Nutzer haben ein viel größeres Angebot.

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Unterm Strich ist Google mit der Pixel Watch ein guter Einstieg in die Smartwatch-Konkurrenz gelungen. Das Design ist trotz eines breiten Displayrands schick, die Fitbit-Funktionen sind ziemlich umfangreich, und die Sensoren arbeiten sehr genau. Wichtig ist, dass alle Google Dienste zur Verfügung stehen, was bei anderen Smartwatches nicht üblich ist.

Vielversprechend für zweite Generation

Allerdings ist die Ausdauer der Watch mäßig, eine automatische Trainingserkennung fehlt, und dass man mit Maps trotz aktivierter eSIM nicht ohne Smartphone navigieren kann, ist hoffentlich nur ein Fehler, den ein Update beheben kann. Die Pixel Watch ist mit knapp 380 oder 430 Euro (LTE) ziemlich teuer. Vielleicht ist es besser, auf die zweite Generation zu warten.

Quelle: ntv.de

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