Hauptsache vor den iPhones Pixel 9 und 9 Pro XL legen starken Frühstart hin


Links das Pixel 9 Pro XL, rechts das Pixel 9.
(Foto: kwe)
Die neuen Pixel-9-Smartphones bieten eine starke Hardware und spannende neue KI-Funktionen. Im Praxistest lassen sich davon zwar nicht alle ausprobieren, da Google einen Frühstart hingelegt hat, um den iPhones zuvorzukommen. Das, was schon funktioniert, ist aber sehr vielversprechend.
Um Apple zuvorzukommen, hat Google in diesem Jahr seine neuen Smartphones nicht erst im Oktober, sondern schon im August präsentiert. Die Software ist allerdings noch im alten Zeitplan, weshalb die Geräte mit Android 14 statt 15 auf den Markt kommen. Auch die vorgestellten KI-Funktionen sind teilweise bisher nicht alle fertig oder stehen in Deutschland vorerst nicht zur Verfügung. Trotzdem haben Pixel 9 und Pixel 9 Pro XL im Praxistest einen starken Eindruck hinterlassen, der mehr als erahnen lässt, was ihr wahres Potenzial ist.
Gelungenes Design
Das aufgefrischte Design der Geräte ist gelungen. Mit dem kantigeren Rahmen liegen sie besser in der Hand und die neue pillenförmige Kameraeinheit auf der Rückseite sieht gut aus. Wie bisher steht sie aber weit heraus, was eine Herausforderung für den Saum der Hosentasche sein kann.
Google hat erstmals auch ein kleines Pro im Angebot, das ntv.de bisher nicht testen konnte. Dabei wird es allerdings vor allem um die Laufzeit gehen, denn bis auf die Größe unterscheiden sich Pixel 9 Pro und 9 Pro XL grundsätzlich nur durch die Akku-Kapazitäten.
Etwas größeres Display
Das Pixel 9 ist etwas länger und breiter als sein Vorgänger, was daran liegt, dass das Display von 6,2 auf 6,3 Zoll angewachsen ist. Trotzdem gehört das Gerät zu den kompaktesten Smartphones, die derzeit erhältlich sind. Mit 198 Gramm ist es allerdings kein Leichtgewicht.
Der OLED-Bildschirm ist mit 422 Pixeln pro Zoll (ppi) sehr scharf und kann bei Bedarf sichtbar heller leuchten als das Panel des Vorgängers. Wie bisher bietet es Bildwiederholfrequenzen von 60 bis 120 Hertz (Hz), Kontraste und Farben des Displays sind ausgezeichnet.
Größeres Kamera-Update fürs Pixel 9
Ein bedeutender Fortschritt ist, dass das Standard-Pixel jetzt nicht nur die gleiche Hauptkamera wie die Pros hat, sondern auch deren Ultraweitwinkel-Kamera mit 48 statt 12 Megapixeln (MP) bekommen hat. Damit kann das 9er ebenfalls Makroaufnahmen knipsen, die einen hervorragenden Eindruck machen. Auch gut: Die 10,5-MP-Frontkamera fokussiert nicht mehr starr, sondern hat einen Autofokus erhalten.
Auch das Pixel 9 Pro XL ist minimal größer als der Vorgänger und mit 221 Gramm noch mal 8 Gramm schwerer. Ansonsten hat sich nicht viel getan, auch die Akku-Kapazität ist praktisch unverändert geblieben.
Bekannt hohe Qualität von Fotos und Videos
So haben Fotos und Videos sichtbar die gleiche hohe Qualität wie beim Vorgänger, die mit Haupt- und Ultraweitwinkel-Kamera jetzt auch das Standard-Pixel liefern kann. Den beiden Pro-Modellen bleibt die 48-MP-Tele-Kamera vorbehalten, die mit fünffacher optischer Vergrößerung exzellente Arbeit leistet.
Die neuen Geräte haben trotzdem mehr auf dem Kasten als ihre Vorgänger, was sie Googles neuem Tensor-G4-Chip zu verdanken haben, der noch mal raffiniertere KI-Modelle ausführen kann als beim 8er-Pixel. Und obwohl Pixel 9 und Pixel 9 Pro XL noch nicht alles zeigen können, was bei ihrer Präsentation vorgestellt wurde, haben gerade ihre neuen Kamera-Tricks im Praxistest schon überzeugt und Spaß gemacht.
Gruppenfotos nie mehr ohne Fotografen
Top-Feature ist "Mich hinzufügen". Möchte man ein Gruppenfoto haben, auf dem man selbst auch zu sehen sein soll, benötigt man keine Hilfe von anderen Personen mehr. Man macht ein Foto, gibt das Smartphone jemand anderem aus der Gruppe und stellt sich dann an seinen Platz.
Wer jetzt die zweite Aufnahme macht, sieht optische Anweisungen auf dem Display, damit man perfekt eingefügt wird. Aus beiden Fotos zaubert das Pixel 9 dann das perfekte Gruppenbild. Das hat im Test so gut funktioniert, dass es nahezu unmöglich war, den Trick zu entlarven.
Frisch aus Googles KI-Werkstatt ist auch die Möglichkeit, einen neuen Bildausschnitt generieren zu lassen. Dabei stehen sogar Bereiche zur Verfügung, die man eigentlich gar nicht fotografiert hat, das Pixel aber trotzdem mit seinen Kameras aufgenommen hat.
So ist es beispielsweise kein Problem mehr, "abgeschnittene" Füße ins Bild zu holen oder aus einem Quer- ein Hochformat zu machen. Auch das hat im Test prima geklappt. Und natürlich kann man wie bisher schon Elemente verschieben, löschen oder in der Größe verändern.
Prompten für Einsteiger
Es ist jetzt auch möglich, bei der KI-Bildbearbeitung ein wenig zu prompten. Das heißt, man kann ein Objekt oder einen Bereich eines Fotos auswählen und dann beschreiben, was geändert werden soll. Zu kompliziert darf es nicht sein, aber beispielsweise eine Fernbedienung durch ein hölzernes Lineal zu ersetzen, bekommt Gemini locker hin.
Apropos Gemini. Googles ChatGPT-Alternative löst den Assistant ab, der bisher Nutzern zur Seite stand. Doch die KI steckt noch in den Kinderschuhen, weshalb bei manchen Aufgaben der alte digitale Assistent einspringt. Etliche Funktionen sind außerdem nur möglich, wenn man ein Gemini-Live-Abo abgeschlossen hat. Pixel-9-Käufer können es aber ein Jahr kostenlos ausprobieren und so unter anderem mit dem Assi wie mit ChatGPT fast natürlich sprechen.
Screenshots werden nützlicher
Einige richtig nützliche KI-Features kann man zwar gratis nutzen, aber bisher nur auf Englisch. Dazu gehört die neue App Google Screenshots. Hier kann man unter anderem alle gespeicherten Bildschirmfotos nach Inhalten durchsuchen und ordnen lassen sowie Sammlungen anlegen. Das hat im Test gut funktioniert, vor allem, wenn Text auf den Screenshots zu sehen ist.
Um sich vorlesen zu lassen, was der Text eines Bildschirmfotos aussagt, benötigt man die App aber nicht. Man ruft es in der Fotos-Galerie auf, startet dann Gemini über einen langen Druck auf den Ein-/Ausschalter und fragt den KI-Assistenten, was dort steht. Dabei kann er auch gleich in eine andere Sprache übersetzen. Wie praktisch!
Gemini steht immer bereit
Gemini kann man im Prinzip immer aufrufen, um Infos zu Bildschirminhalten abzufordern, auch bei laufenden Youtube-Videos. Im Test konnte ntv.de sich so beispielsweise im Handumdrehen die Rezeptliste zu einer Kochanleitung anzeigen lassen.
Die 9er-Pixel kommen mit einer überarbeiteten Wetter-App, die nicht nur gut aussieht, individuell anpassbar und zahlreiche Informationen anzeigt. Sie bietet auch einen KI-generierten Wetterbericht mit Tagesübersicht. Der Zusatz-Nutzen zu normalen Zusammenfassungen ist allerdings überschaubar.
Eine weitere neue App gibt es leider bisher nicht im deutschen Play Store. Mit Pixel Studio kann man Bilder per Texteingaben (Prompts) generieren. Das ist so aufwendig, dass Gemini dafür die Hilfe eines cloudbasierten Modells benötigt. Wann die App in Deutschland verfügbar ist, hat Google bisher nicht mitgeteilt.
Fazit
Auch wenn noch nicht alle KI-Funktionen zur Verfügung stehen, Google legt mit den Pixel-9-Geräten mächtig vor. Die Features, die bereits funktionieren, sind stark und geben einen Eindruck, was noch kommt. Es wird spannend zu sehen, wie Apple in einigen Wochen mit seinen neuen iPhones antworten kann, die ebenfalls zunächst mit abgespeckter KI auf den Markt kommen.
Auch die Hardware von Pixel 9 und 9 Pro XL ist stark, bietet aber im Vergleich zu den Vorgängern wenig Neues. Wer kein Smartphone mit Tele-Kamera benötigt, kann mit dem Pixel 9 Geld sparen, das für 900 Euro zu haben ist. Denn durch das Upgrade der Ultraweitwinkel-Kamera ist es dem Pixel 9 Pro fast gleichwertig, das 200 Euro mehr kostet. Das mindestens 1200 Euro teure XL bleibt die erste Wahl, wenn es ein großes Display sein soll.
Quelle: ntv.de