Mittelklasse für 300 Euro Ist das Motorola Moto G73 ein Preis-Leistungs-Star?
27.02.2023, 19:10 Uhr
Das Motorola Moto G73.
(Foto: kwe)
Mit dem Moto G73 möchte Motorola Käufer im heiß umkämpften Smartphone-Markt der günstigen Mittelklasse gewinnen. Im Praxistest muss das Gerät zeigen, ob es das Zeug dazu hat oder der Preis von 300 Euro eigentlich noch zu hoch ist.
Zwar läuft aktuell der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, allerdings verzichten inzwischen die meisten namhaften Hersteller darauf, dort wie in früheren Jahren große Smartphone-Premieren zu feiern. Stattdessen stellen sie neue Geräte auf eigenen Veranstaltungen vor oder schicken sie einfach nur mit einer Pressemitteilung ins Rennen. Auch Motorola hat bereits vor der Messe drei Neuheiten der Einsteiger - und Mittelklasse präsentiert. Das 5G-Flaggschiff des Trios ist das Moto G73, das knapp 300 Euro kosten soll. ntv.de hat ausprobiert, wie attraktiv das Angebot ist.
Standard-Design
Was man zu diesem Preis nicht erwarten kann, ist ein außergewöhnliches Design. Das Moto G73 sieht wie viele andere Androiden dieser Preisklasse aus. Auffallend ist lediglich, dass es eine Klinkenbuchse an der Unterseite hat, was inzwischen selten geworden ist. Das 181 Gramm leichte und 8,3 Millimeter dünne Gerät ist auch nicht wasserdicht, sondern hat lediglich ein "wasserabweisendes Design".
Die angenehm matte Rückseite ist nicht aus Glas, sondern aus Kunststoff. Wenn man es nicht weiß, spürt man es aber kaum. Außerdem hat Plastik den großen Vorteil, dass es wahrscheinlich nicht zersplittert, falls das Gerät auf den Boden fallen sollte. Trotzdem liefert Motorola eine Silikon-Hülle mit. Sie schützt aber vor allem das Display, indem sie den Rahmen an den empfindlichen Ecken umfasst.
Hübsches Display
Obwohl es an der Unterseite einen altmodisch breiten Rand ("Kinn") hat, ist das 6,4 Zoll große LCD ein Glanzpunkt des Moto G73. Es ist mit einer Pixeldichte von 405 ppi ausreichend scharf, kann sehr hell leuchten, liefert gute Kontraste und natürliche Farben. In den Einstellungen kann man unter anderem die Farbtemperatur an den persönlichen Geschmack anpassen oder ein "Nachtlicht" mit reduziertem Blau-Anteil aktivieren.
Nicht mehr ganz so erstaunlich wie vor ein, zwei Jahren, aber in dieser Preisklasse noch keine Selbstverständlichkeit, ist die hohe Bildwiederholfrequenz des Displays von 120 Hertz (Hz). Normalerweise liegt sie allerdings bei 60 Hz und steigt nur bei Spielen oder Videos für eine flüssigere Darstellung auf 120 Hz. Ein Fingerabdrucksensor ist nicht in den Bildschirm integriert. Er sitzt in angenehmer Höhe im Ein-Aus-Schalter und reagiert flott und präzise.
Dauerläufer statt Kraftprotz
Angetrieben wird das Smartphone vom Dimensity-930-Chip des in der Mittelklasse immer populärer werdenden taiwanischen Herstellers MediaTek. Der Prozessor kann auf 8 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zugreifen. In Benchmark-Tests schneidet der Chip unter ferner liefen ab. Aber das Moto G73 ist der beste Beweis dafür, dass das nicht allzu viel zu bedeuten hat. Klar, aufwändige 3D-Spiele bringen den Prozessor in Verlegenheit, aber im Alltag reagiert das Gerät zackig und die Bedienung ist immer sehr flüssig. Darauf kommt es an.
Und was viel wichtiger als dicke Muskeln ist: Der Dimensity 930 geht äußerst sparsam mit den Ressourcen um. Da der Akku außerdem eine hohe Kapazität von 5000 Milliamperestunden (mAh) hat, ist das Moto G73 ein wahrer Dauerläufer, der bei zurückhaltendem Gebrauch auch mal zwei Tage durchhält. Zur Not kann der Akku mit dem mitgelieferten 30-Watt-Netzteil sehr schnell aufgeladen werden.
Der Flash-Speicher ist 256 GB groß und kann bei Bedarf mit microSD-Karten erweitert werden, falls keine zweite SIM-Karte den Steckplatz beansprucht. Das Betriebssystem belegt nur schlanke 10 GB, da Motorola Googles aktuelles Android 13 fast unverändert lässt. Leider wird das Gerät nur noch ein Update auf Android 14 erhalten, und der Hersteller liefert auch nur drei Jahre Sicherheitsupdates.
Nur ein großes Android-Update
Das spart ihm eine Menge Aufwand und damit Geld. Nutzer haben damit aber auch schneller ein veraltetes Smartphone in der Hand. Nachhaltig ist das nicht, aber in dem Preissegment noch üblich. Künftig soll in der EU aber eine Update-Pflicht von fünf Jahren gelten, solange sie technisch unproblematisch sind.
Mit miesen Knipsen müssen Käufer in der günstigen Mittelklasse dagegen nicht mehr leben. Sie können zwar auch keine Kameras wie in 1000-Euro-Smartphones erwarten, aber befriedigende oder sogar gute Fotos und Videos. Das ist auch beim Moto G73 der Fall.
Gute Hauptkamera
Ausgestattet ist das Gerät mit einer Hauptkamera, die Fotos mit bis zu 50 Megapixeln macht und eine große Blende f/1.8 hat. Ergänzt wird sie von einer 8-MP-Superweitwinkel-Kamera (f/2.2), die auch für Makroaufnahmen genutzt werden kann.
Die Hauptkamera produziert bei Tageslicht ansprechende Fotos mit guten Kontrasten und schönen, akkuraten Farben. Auch ihre Nachtaufnahmen können sich sehen lassen. Das liegt unter anderem daran, dass im Automatikmodus für eine bessere Lichtausbeute jeweils vier Pixel kombiniert werden. Die Videos der Hauptkamera sehen auch nicht schlecht aus. 4K beherrscht sie aber nicht, man hat bei Full HD die Wahl zwischen 30 oder 60 Bildern pro Sekunde (fps).
Bei gutem Licht kann man auch mit der Superweitwinkel-Kamera etwas anfangen, wobei sie durch die geringe Auflösung deutlich weniger Details abbildet als die Hauptkamera. Nachts produziert sie zu starkes Farbrauschen, um brauchbar zu sein. Bei viel Licht sind die Makroaufnahmen okay. Allerdings erzielt man bessere Resultate, wenn man bei Fotos der Hauptkamera entsprechende Bildausschnitte wählt.
Fazit
Insgesamt ist das Motorola Moto G73 ein Smartphone, mit dem viele Nutzer, die ein gutes und günstiges Smartphone suchen, zufrieden sein dürften. Auch andere Hersteller werden in diesem Jahr eine entsprechende Hardware angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen kaum sehr viel günstiger auf den Markt bringen können.
Die Konkurrenz in der unteren Mittelklasse ist allerdings groß und die Startpreise werden sich nicht lange halten können. Das etwa ein halbes Jahr alte und besser ausgestattete Moto G82 kam beispielsweise für 330 Euro heraus und ist inzwischen schon ab 260 Euro zu haben. Wer kann, wartet also noch etwas ab.
Quelle: ntv.de