In Notwehr getötet Andauernde Proteste für Reformen in Marokko - Anzahl der Toten steigt auf drei
02.10.2025, 18:51 Uhr
(Foto: dpa)
Die Zahl der Toten bei den anhaltenden Protesten für Reformen in Marokko ist am Donnerstag auf drei gestiegen. Nach "den bedauerlichen Ereignissen der vergangenen beiden Tage haben wir leider den Tod von drei Menschen festgestellt", erklärte Regierungschef Aziz Akhannouch am Nachmittag in seiner ersten Stellungnahmen seit dem Beginn der Proteste vor fünf Tagen.
Alle drei Opfer seien von der Gendarmerie in Notwehr getötet worden, als die Demonstranten versucht hätten, eine Polizeistation im Süden des Landes "zu stürmen", erklärte Innenministeriumssprecher Rachid El Khalfi. Zuvor war im Zusammenhang mit dem Vorfall von zwei Toten die Rede gewesen. Zur Identität der Opfer wurden keine Angaben gemacht.
In Marokko gehen die Menschen seit Samstag für eine Verbesserung des Bildungs- und des Gesundheitssystems sowie gegen Korruption auf die Straße. Bei den Protesten war es in mehreren kleineren Städten zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Auch am Donnerstagabend wurden neue Demonstrationen erwartet. Am Dienstag waren laut Innenministerium Proteste in den Orten Oujda und Inzegane eskaliert. Demnach attackierten Demonstranten Polizisten mit Messern, Molotowcocktails und Steinen. Mehr als 140 Polizeifahrzeuge und 20 Autos wurden demnach in Brand gesetzt.
In der Stadt Salé nahe der marokkanischen Hauptstadt Rabat setzten am Mittwoch vermummte Demonstrierende nach Angaben eines AFP-Reporters zwei Polizeiautos und eine Bankfiliale in Brand. Auch aus der ländlichen Gemeinde Sidi Bibi meldeten örtliche Medien Brände. Zu den zunächst nicht genehmigten Protesten hatte eine Gruppe namens GenZ 212, deren Gründer unbekannt sind, auf der Internetplattform Discord aufgerufen. Sie beklagte Missstände in den Bereichen Gesundheit und Bildungswesen und prangerte Korruption an.
Am Mittwoch fanden erstmals seit Beginn der Protestwelle genehmigte Demonstrationen statt. Vereinzelt gab es dabei auch Rufe nach einem Rücktritt von Regierungschef Akhannouch. Seit Beginn der Proteste erlitten fast 300 Menschen Verletzungen - sowohl Polizisten als auch Demonstranten. Für Donnerstag rief GenZ 212 zu neuen Kundgebungen auf und warb für friedlichen Protest. In Marokko herrscht Unzufriedenheit über die soziale Ungleichheit. Besonders betroffen sind junge Menschen und Frauen. Zuletzt hatten Berichte über den Tod von acht schwangeren Frauen in einem Krankenhaus in Agadir für Empörung gesorgt.
Quelle: ntv.de