"Vor uns liegt ein Höllenritt" A350-Bau wird Wirklichkeit
31.08.2010, 15:19 Uhr
Eine Illustration des neuen Hightech-Jets A350 XWB.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Airbus-Werk in Stade startet die Produktion für den neuen Hightech-Jet A350. Airbus-Chef Enders ist zu diesem Anlass extra aus Toulouse angereist. Die Endmontage soll im kommenden Jahr beginnen; die Erstauslieferung ist für 2013 geplant.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat in Deutschland mit der Produktion für das neueste Modell A350XWB begonnen. Im niedersächsischen Stade wird unter anderem eine 32 mal sechs Meter große Flügeloberschale aus gewichtssparenden Kohlefaserverbundstoffen hergestellt. Daneben sollen in dem Werk noch das Seitenleitwerk und Rumpfschalen aus Kohlefaser gebaut werden.
Durch die neuen Werkstoffe wird einiges an Gewicht eingespart, wodurch die Flugzeuge weniger Sprit verbrauchen. Der EADS-Tochterkonzern bekräftigte, dass im kommenden Jahr mit der Endmontage der A350 begonnen werden solle. Die Erstauslieferung sei für 2013 geplant.
Airbus zeigte sich sehr zuversichtlich zum weiteren Verlauf. "Ich bin überzeugt vom Erfolg des A350-Programms", sagte Airbus-Vorstandschef Thomas Enders in Stade. Bis zur geplanten Erstauslieferung in drei Jahren sieht der Manager aber noch viel Arbeit vor sich. "Vor uns liegt ein Höllenritt", sagte Enders mit Blick auf den eng gesteckten Zeitrahmen und mögliche "Herausforderungen", die nicht von vornherein absehbar seien.
Wettlauf gegen den Dreamliner
Zuletzt hatte es jedoch bereits Berichte über mögliche Verzögerungen beim A350 wie bereits zuvor dem Super-Jumbo A380 und dem Militärtransporter A400M gegeben. Erst vor wenigen Tagen verschob Rivale Boeing die Auslieferung seines Hoffnungsträgers Dreamliner 787 zum wiederholten Mal. Die erste Maschine soll nicht vor Mitte des ersten Quartals 2011 an den Kunden übergeben werden. Der US-Konzern begründete die Verzögerung damit, dass nicht genügend Triebwerke für die letzte Testphase im Herbst zur Verfügung stünden. Dem ursprünglichen Zeitplan hinkt Boeing damit über zwei Jahre hinterher.

Das Interieur eines Airbus A350 in einem Modell auf der Messe Aircraft Interiors Expo im vergangenen Jahr.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der A350 steht in direkter Konkurrenz zum Dreamliner 787 des US-Herstellers Boeing. Die 66,5 Meter lange Basisversion A350-900 XWB hat eine Flügelspannweite von 64,75 Metern, Platz für 314 Passagiere und eine Reichweite von 15.000 Kilometern.
Der neue High-Tech-Jet ist nach der A380 und der A400M der neue Hoffnungsträger von Airbus. Leichtere Werkstoffe sollen Kerosin und damit Kosten sparen. Gut ein Fünftel weniger sollen die Flieger verglichen mit herkömmlichen Langstreckenjets verbrauchen. Bei dem neuen Werkstoff wurde in vielfacher Hinsicht technisches Neuland betreten - Verzögerungen durch unerwartete Probleme waren die Folge.
Risiken allgegenwärtig
Airbus stemmt das A350-Projekt mit einem Aufwand von gut zehn Milliarden Euro. Kabelprobleme, wie sie einst bei der Serienfertigung der doppelstöckigen A380 auftraten, darf es nicht mehr geben. Das Produktionsdebakel führte zu Milliardenverlusten; Aktionäre klagten, Abnehmer forderten Schadenersatz. Seitdem hat sich bei Airbus viel geändert, auch die Führung ist neu. "Wir haben Lehren daraus gezogen", heißt es im größten deutschen Airbus-Werk in Hamburg.
Airbus schätzt für die kommenden 20 Jahre den Bedarf für seine neue Verkehrsflugzeuggeneration auf rund 5800 Maschinen. Das Unternehmen hat schon 528 Festaufträge für die A350 verbuchen können; doch Boeing liegt bereits bei mehr als 840 Aufträgen für seinen "Dreamliner".
Die deutschen Airbus-Werke in Hamburg, Stade und Bremen wurden mit viel Geld und unter hohem Zeitdruck wurden für die A350-Fertigung aufgerüstet. Stade ist seit langem auf Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffe spezialisiert - im Gegensatz zu anderen Werken, die erst von Aluminium auf das neue Material umgestellt werden mussten. In Stade werden die Seitenleitwerke gebaut sowie einige Rumpfschalen und die oberen Flügelschalen.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa/DJ