Chronik einer Übernahmeschlacht ACS bei Hochtief (fast) am Ziel
03.02.2011, 08:45 UhrIm März 2007 steigt der spanische Baukonzern ACS bei seinem deutschen Konkurrenten Hochtief ein. Dreieinhalb Jahr darauf entbrennt ein Übernahmekampf - mit Hauen und Stechen auf beiden Seiten. Nach einer geglückten Kaufofferte spricht vieles dafür, dass ACS am längeren Hebel sitzt.
Der spanische Infrastrukturkonzern ACS festigt den Griff um seinen Konkurrenten Hochtief. Nachfolgend die wichtigsten Stationen im Übernahmekampf um Deutschlands größten Baukonzern:
21. März 2007
ACS steigt als Großaktionär bei Hochtief ein. Der Konzern übernimmt 25,08 Prozent der Stimmrechte von der Custodia Holding des Milliardärs August von Finck für rund 72 Euro je Aktie. Der damalige Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel betont, ACS habe versichert, den Anteil nicht weiter ausbauen zu wollen.
2009
Zu Jahresanfang wird bekannt, dass ACS seinen Hochtief-Anteil auf rund 29 Prozent aufgestockt hat. Auch Keitels Nachfolger an der Hochtief-Spitze, Herbert Lütkestratkötter, unterstreicht, ACS habe versichert, den Konzern nicht schlucken zu wollen.
16. September 2010
Die spanische Zeitung ABC berichtet, ACS wolle Hochtief übernehmen. ACS-Aktien werden am Morgen vom Handel ausgesetzt, am Vormittag bestätigt das Unternehmen, ein Übernahmeangebot zu planen. Der von dem Chef des Fußballclubs Real Madrid, Florentino Perez, geleitete Baukonzern will jeweils acht eigene Anteilsscheine für fünf Hochtief-Aktien bieten. Es sei geplant, knapp über 50 Prozent der Stimmrechte einzusammeln.
17. September 2010
Hochtief-Chef Lütkestratkötter sagt in einem Reuters-Interview, man könne die Pläne seines Großaktionärs als feindlich auffassen. Hochtief wolle mit seinen Beratern "alle Aspekte dieser für uns neuen Situation" diskutieren.
22. September 2010
Die Großaktionäre von ACS stellen sich hinter die Übernahmepläne.
23. September 2010
Hochtief will die Fühler nach neuen Anteilseignern ausstrecken. Der Konzern bildet einen Ausschuss des Aufsichtsrats, in dem die beiden ACS- Gesandten außen vor bleiben. Hochtief will rasch Entscheidungen treffen können - ohne dass der Angreifer den Essenern sofort durch seine Vertreter im Aufsichtsrat in die Karten schauen kann.
4. Oktober 2010
Begleitet von heftigen Protesten der Belegschaft gegen ACS berät der Hochtief-Aufsichtsrat in einer Sondersitzung. Der Konzernbetriebsrat stellt sich gegen ACS. IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel, der im Hochtief-Aufsichtsrat sitzt, warnt, der Angriff sei wohl nicht abzuwehren, wenn die Finanzaufsicht BaFin das Angebot zulasse.
5. Oktober 2010
Hochtief schießt einen ersten Giftpfeil gegen ACS. Der Konzern will ACS zwingen, ein Übernahmeangebot auch für die australische Tochter Leighton abzugeben, was das Vorhaben für die Spanier deutlich verteuern würde.
12. Oktober 2010
In Finanzkreisen heißt es, Hochtief prüfe eine Kapitalerhöhung. Diese würde ACS eine Übernahme erschweren, da sie den Anteil der Spanier verwässert.
14. Oktober 2010
Die Bundesregierung lehnt ein Eingreifen in den Konflikt ab und weist damit eine Forderung des SPD-Chefs Sigmar Gabriel zurück.
8. November 2010
Die australischen Behörden wollen ACS keine Steine in den Weg legen. Sie lehnen die von Hochtief geforderte Zwangsofferte für Leighton ab.
19. November 2010
Die ACS-Aktionäre billigen eine Kapitalerhöhung und stärken dem Konzern damit im Übernahmekampf den Rücken.
29. November 2010
Die Aufsichtsbehörde BaFin genehmigt die ACS-Offerte für Hochtief, die IG Bau sieht Hochtief in der Folge so gut wie sicher in den Händen von ACS.
1. Dezember 2010
ACS legt die Übernahmeofferte für Hochtief vor und bietet acht eigene für fünf Hochtief-Aktien.
6. Dezember 2010
Hochtief gewinnt über eine Kapitalerhöhung Katar als neuen Großaktionär. Das Emirat soll mit knapp 9,1 Prozent einsteigen, der ACS-Anteil schrumpft. ACS prüft juristische Schritte, eine Klage bleibt aber aus.
8. Dezember 2010
ACS berichtet erstmals über den Stand des Übernahmeangebots. ACS sei bislang keine einzige Hochtief-Aktie angedient worden. Der Hochtief-Kurs hatte nach dem Einstieg Katars deutlich zugelegt.
15. Dezember 2010
Vorstand und Aufsichtsrat von Hochtief empfehlen den Anteilseignern, die ACS-Offerte abzulehnen. Nur 277 Hochtief-Aktien sind ACS bislang angedient worden. Der spanische Konzern poliert sein Angebot auf: Er bietet nun neun ACS-Aktien für fünf Hochtief-Aktien.
16. Dezember 2010
Durchbruch für ACS: Der Hochtief- Großaktionär Southeastern kündigt an, ACS rund zwei Millionen Hochtief-Aktien andienen zu wollen. Southeastern ist auch an ACS beteiligt.
17. Dezember 2010
Hochtief lehnt auch die aufgebesserte ACS-Offerte als zu niedrig ab.
4. Januar 2011
ACS hat nach eigenen Angaben die entscheidende Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte überschritten. Der Anteil sei bis zum Ablauf des freiwilligen Übernahmeangebots am 29. Dezember auf 30,34 Prozent gestiegen.
5. Januar 2011
Eine weitere, zweiwöchige Annahmefrist läuft für die Hochtief-Aktionäre an.
21. Januar 2011
ACS hält nach Ablauf der weiteren Annahmefrist 31,59 Prozent der Hochtief-Stimmrechte. Die Uhr tickt nun erneut: Ab dem 24. Januar haben die Hochtief- Anteilseigner noch einmal Zeit zu entscheiden, ob sie ACS ihre Aktien endgültig überlassen.
3. Februar 2011
ACS sichert sich nach endgültigen Angaben 33,49 Prozent. Damit können die Spanier ihren Anteil gegenüber dem vorläufigen Annahmetermin noch deutlich festigen. ACS kann nun über die Börse Hochtief-Aktien zukaufen und sich so in Ruhe die anvisierte Mehrheit sichern, ohne ein Pflichtangebot vorlegen zu müssen.
Quelle: ntv.de, rts