Milliarden mit AIA AIG-Tochter an die Börse?
19.07.2010, 13:23 UhrDer Verkauf an Prudential ist ad acta gelegt. Nun soll es das Parkett richten: Der US-Versicherer AIG will sein Asiengeschäft (AIA) gewinnbringend an die Börse bringen. Allerdings ist der asiatische IPO-Markt - nicht zuletzt durch die AgBank-Emission - gesättigt.
Der angeschlagene US-Versicherungsriese AIG will sein Asiengeschäft nach dem geplatzten Milliardendeal mit Prudential nun über die Börse losschlagen. Nach Prüfung verschiedener Möglichkeiten sei dies die beste Option, teilte AIG-Chef Robert Benmosche mit. Die Notierung von Asia Life Insurance (AIA) ist in Hongkong geplant. Branchenkennern zufolge könnte der Börsengang noch vor Jahresende über die Bühne gehen und dem US-Konzern rund 15 Mrd. Dollar in die Kassen spülen - das ist allerdings nur etwa halb so viel, wie der Verkauf der Sparte an den britischen Konkurrenten eingebracht hätte.
Das Geschäft war Anfang Juni an den unterschiedlichen Preisvorstellungen von AIG und Prudential gescheitert. Prudential zog schließlich, auch auf Druck der Aktionäre, die Notbremse. AIG fehlten damit die Milliarden, die der in der Finanzkrise gestrauchelte Konzern eigentlich zur Rückzahlung von Staatshilfen eingeplant hatte.
"Kenner der Region“
Der Gang der Asien-Sparte an die Börse soll nun unter neuer Führung stattfinden, wie AIG bekanntgab: Der frühere Prudential-Chef Mark Tucker rücke an die Spitze von AIA und löse dort Mark Wilson ab. "Mark Tucker hat Erfahrung mit einem gelisteten Unternehmen, eine Erfolgsbilanz und Kontakte", erklärte AIG-Chef Benmosche. Bevor Tucker 2005 für gut vier Jahre den Chefsessel des britischen Konzerns bezog, war er dort jahrelang selbst für das Asiengeschäft verantwortlich und gilt als ausgewiesener Kenner der Region.
Der Abgang von Wilson kam überraschend, Gründe wurden nicht genannt. Allerdings geht damit das Stühlerücken bei AIG nur in eine neue Runde: Erst vor wenigen Tagen hatte Chairman Harvey Golub nach Streitigkeiten mit Konzernchef Benmosche die AIG-Führungsriege verlassen.
Für Tucker dürfte es schwierig werden, den richtigen Zeitpunkt für den Börsengang von AIA zu finden: Kapitalhungrige Banken aus China drängen derzeit auf den Markt und wollen dieses Jahr noch bis zu 60 Mrd. Dollar bei Investoren aufnehmen. Die Suche nach einem anderen Käufer für die Sparte ist zwar nicht ausgeschlossen, denn prinzipiell ist sie für alle großen Versicherer interessant. Wegen der Finanzkrise und den vermutlich höheren Kapitalanforderungen in der Zukunft halten viele Unternehmen wie Europas Branchenprimus Allianz derzeit aber ihr Geld zusammen.
Quelle: ntv.de, rts