Mit Milliarden vor Pleite bewahrt AIG verklagt Retter nicht
09.01.2013, 23:26 Uhr
Muss ohne die Hilfe von AIG klagen: Hank Greenberg.
(Foto: AP)
Der massive öffentliche Druck auf den mit Steuermilliarden geretteten US-Versicherungskonzern AIG wirkt: Der Verwaltungsrat beschließt, sich nicht an der Schadenersatzklage eines ehemaligen Großaktionärs gegen die US-Regierung anzuschließen.
Der in der Finanzkrise vom Staat gerettete US-Versicherungskonzern AIG wird nicht gegen die Regierung klagen. Nach einem Aufschrei in der Öffentlichkeit und Politik gab AIG bekannt, eine Beteiligung an einer Schadenersatzklage über 25 Mrd. Dollar des früheren Konzern-Chefs Hank Greenberg nicht mehr in Betracht zu ziehen. Er wirft dem Staat vor, die privaten Anteilseigner bei der Rettungsaktion in der Finanzkrise übervorteilt zu haben.
Die Regierung hatte AIG mit einem 182 Mrd. Dollar schweren Rettungspaket vor dem Kollaps bewahrt und dabei bis zu 92 Prozent der Anteile übernommen. Der Versicherer stand 2008 wegen riskanter Immobiliengeschäfte vor der Pleite.
AIG hat die Rettungsmilliarden mittlerweile komplett zurückbezahlt. Durch gute Preise beim Verkauf der Aktien sowie Zinsen für gewährte Kredite strich die US-Regierung einen üppigen Gewinn von 22,7 Mrd. Dollar ein. Greenbergs Firma Starr International war vor der Teilverstaatlichung mit einem Aktienpaket von 12 Prozent größter Anteilseigner des Versicherers.
AIG bedankt sich beim Steuerzahler
Greenberg bestreitet in der Klage nicht, dass die Rettung auf dem Höhepunkt der Finanzkrise notwendig war. Allerdings hält er das Ausmaß der Verstaatlichung für überzogen. Außerdem wirft er dem Staat vor, mit hohen Zinsen für die Rettungsmilliarden unter dem Strich Geld auf dem Rücken der Aktionäre verdient zu haben.
Der Verwaltungsrat von AIG weise die Forderung von Starr International, sich an der Klage gegen die Regierung zu beteiligen, "vollständig" zurück, hieß es in einer in New York veröffentlichten Erklärung. Der Konzern werde weder selbst Ansprüche auf Schadenersatz geltend machen noch Starr erlauben, dies im Namen von AIG zu tun.
"Wir danken Amerika weiterhin für seine Unterstützung", sagte AIG-Verwaltungsratschef Steve Miller. "Amerika hat in 62.000 AIG-Angestelle investiert und wir haben unser Versprechen gehalten, dieses großartige Unternehmen wieder aufzubauen, jeden Dollar, den Amerika in uns investiert hat, zurückzuzahlen und für diejenigen Gewinn zu erwirtschaften, die an uns geglaubt haben."
Scharfe Kritik
Die Überlegungen von AIG, sich an der Klage zu beteiligen, wurden in Öffentlichkeit und Politik scharf kritisiert. Die demokratische Senatorin und Wall-Street-Kritikerin Elizabeth Warren nannte die Haltung des Managements "unglaublich". AIG selbst hatte sich verteidigt, man müsse Anfragen von Aktionären prüfen.
Der Comedian und Kolumnist Andy Borowitz setzte im "New Yorker" einen Brief des Versicherers auf, in dem die Steuerzahler um mehr Geld gebeten wurden, um für die Prozesskosten aufzukommen. "Indem wir die Leute verklagen, die vor fünf Jahren unseren Hintern gerettet haben, stehen wir für eines der kostbarsten Rechte Amerikas: Das Recht, jemanden zu verklagen, der gerade unser Leben gerettet hat", schreibt Borowitz. "Nehmen wir einmal an, Du bist in einem brennenden Gebäude gefangen, und ein Feuerwehrmann holt Dich heraus. Sobald Du den Flammen entkommen bist, stellst Du fest, dass der Feuerwehrmann dabei unvorsichtigerweise das Revers Deines Armani-Jackets eingerissen hat. Solltest Du nicht das Recht haben, ihn auf kompletten Schadenersatz zu verklagen?"
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP