Bewegende Trauerfeier Abschied von Reinhard Mohn
16.10.2009, 08:50 Uhr
Bewegender Abschied von Reinhard Mohn.
(Foto: dpa)
Mit einer Trauerfeier in Gütersloh wurde dem Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn gedacht. Mehr als 800 geladene Gäste kamen in der Stadthalle zusammen, um von dem Unternehmer Abschied zu nehmen. Unter ihnen waren viele Vertreter von Politik, Wirtschaft und Medienbranche.
Der Vorstandsvorsitzende Hartmut Ostrowski würdigte Reinhard Mohn als Erster. "Das 20 Jahrhundert hat viele große Unternehmer hervorgebracht", sagte Ostrowski sichtlich bewegt. "Für mich war Reinhard Mohn der größte von ihnen. Wir werden ihn, seinen guten Rat und sein scharfsinniges Urteil vermissten." "Seine Mitarbeiter haben ihn nicht nur bewundert, sondern aufrichtig gemocht", sagte Aufsichtsratschef Gunter Thielen. Seinen Verlust spüre man in der Bertelsmann-Stiftung fast körperlich. "Es war ein großes Glück Reinhard Mohn kennengelernt zu haben. Er wird mir mit seiner menschlichen Grundhaltung und seinem Pflichtbewusstsein ein Vorbild bleiben."

Hartmut Ostrowski, Jürgen Rüttgers und Karl-Theodor zu Guttenberg (l-r) treffen bei der Trauerfeier für Reinhard Mohn ein.
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Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erinnerte bei dem Festakt daran, dass Mohn aus den Nachkriegstrümmern seines Familienunternehmens in Gütersloh einen Weltkonzern geformt habe. "Wir Jüngeren verneigen uns heute vor einem der letzten großen Aufbau-Unternehmer - vor einem, der den Aufbruch lebte." Überzeugung und Ethos hätten das Wirken Mohns geprägt, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. "Das Erbe dieser Haltung ist in der Bertelsmann Stiftung bewahrt." Rüttgers stellte heraus, dass sich Mohn stets für die Gesellschaft engagiert und sich eingebracht habe.
"Fels in der Brandung"
Im Namen der Familie nahmen in der Stadthalle in Gütersloh Mohns Kinder Christoph und Brigitte Abschied. Christoph Mohn bedankte sich für die große Anteilnahme am Tod seines Vaters. "Die Identifikation mit dem Unternehmen war Teil meines Vaters und damit Teil der Familie", sagte Mohn. Sein Vater habe sich als Glied in der Familienkette Bertelsmann/Mohn gesehen und er und seine Geschwister würden sich auch in Zukunft mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Tradition gewahrt bleibe. Tochter Brigitte zitierte die zentralen Botschaften ihres Vaters: "Eigentum verpflichtet" und "Leistung zählt". Ihr Vater sei für sie und andere der "Fels in der Brandung" gewesen.
Zu den Trauergästen gehörten Friede Springer, Hubert Burda, Heinz Bauer und die Verlegerfamilie Jahr. Zudem standen zahlreiche Prominente wie die Entertainer Frank Elstner und Günther Jauch, die Sängerin Mireille Mathieu sowie die Designerin Jette Joop auf der Gästeliste.
Mohn war am 3. Oktober im Alter von 88 Jahren gestorben. Er steht für eine der großen Erfolgsgeschichten im Deutschland der Nachkriegszeit. Er leitete den Konzern von 1947 bis 1981 und repräsentierte zusammen mit seiner Ehefrau Liz Mohn die fünfte Generation der Unternehmer- und Stifterfamilien Bertelsmann und Mohn. Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, übernahm er 1947 ein marodes Unternehmen.
Die Erfolgsgeschichte begann mit der Idee des "Bertelsmann-Leserings" 1950. Mit 60 Jahren zog Mohn sich aus dem Tagesgeschäft zurück, 1991 gab er auch seinen Sitz im Aufsichtsrat auf und widmete sich ganz der 1977 gegründeten Bertelsmann-Stiftung. Die Mehrheit des Aktienkapitals der Bertelsmann AG ließ er 1993 auf die Bertelsmann Stiftung übertragen, die heute mit 76,9 Prozent größter Aktionär ist. Der Rest liegt bei der Familie, deren Sprecherin Liz Mohn ist.
Quelle: ntv.de, dpa