"Krise ist lösbar" Ackermann bleibt optimistisch
16.01.2012, 19:12 UhrDer scheidende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erwartet für das erste Halbjahr zwar eine leichte Rezession in Deutschland. Außerdem sei die europäische Schuldenkrise nicht so bald vorbei. Dennoch gebe es gute Gründe für Zuversicht, betont der Banker.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann geht davon aus, dass Europa die Schuldenkrise mittelfristig überwinden wird. "Die deutsche Wirtschaft ist im Kern gesund, Europas Probleme sind beachtlich, aber lösbar", sagte er beim Hauptstadtempfang der Bank in Berlin. "Und werden sie gelöst, kann es für alle rasch und deutlich wieder nach oben gehen."
Zwar werde die Schuldenkrise zunehmend auch zu einer Belastung für die deutsche Wirtschaft, dies aber mit überschaubaren Folgen. "Insgesamt dürfte Deutschland im ersten Halbjahr zwar durch eine leichte Rezession gehen", sagte Ackermann. Im zweiten Halbjahr sei dann aber vor allem mit Hilfe des Außenhandels wieder mit einer Belebung zu rechnen. "Aufs ganze Jahr gesehen wird das Bruttoinlandsprodukt 2012 jedoch wohl kaum wachsen."
Ein baldiges Ende der Krise erwartet Ackermann allerdings nicht. "Europa wird in den kommenden Monaten die zentrale Zukunftsfrage für uns bleiben." Wichtig sei jetzt vor allem, dass die Eurostaaten ihre wirtschafts- und finanzpolitische Integration wie geplant fortsetzten. "Wir brauchen einen größeren Gleichklang", forderte Ackermann. Hierzu zähle eine wirksame Grenze der Schuldenaufnahme, harte Sanktionen für Schuldensünder und ein effektiver Krisenmechanismus - "falls trotz allem was schiefgeht".
Nachdrücklich sprach sich der Vorstandschef für eine Vertiefung der europäischen Einheit aus. Sie sei weit mehr als der Weg zur Lösung der Staatsschuldenkrise. "Sie ist die Schicksalsfrage dieses Kontinents." Die Menschen müssten neu für die europäische Idee begeistert werden. "Wir müssen klarmachen, dass nur ein integriertes, wahrhaft vereintes Europa in der Lage sein wird, seinen Wohlstand, seine Werte, seine Identität zu bewahren." Nur gemeinsam hätten die Staaten genügend Gewicht gegenüber anderen großen Akteuren wie die USA oder China.
Für den Schweizer war es der letzte Neujahrsempfang als Gastgeber der Deutschen Bank. Es gebe kein anderes großes Land, das einen Nicht-Staatsbürger so sehr ins Vertrauen gezogen hätte, sagte der 63-Jährige. Ackermann wird im Mai seinen Posten an eine Doppelspitze aus dem Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen abgeben.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa