Löcher in der Betriebsratskasse Air France vermisst Geld
11.01.2010, 11:46 UhrDer französischen Fluggesellschaft Air France soll einem Zeitungsbericht zufolge ein zweistelliger Millionenbetrag abhanden gekommen sein. Paris reagiert empört. Noch stecken Staatsgelder in dem Unternehmen.

Kommen vielleicht gerade vom Betriebsurlaub aus der Karibik zurück: Fröhliche Air-France-Mitarbeiter Pariser Drehkreuz "Charles de Gaulle".
(Foto: REUTERS)
Der Betriebsrat der französischen Fluggesellschaft Air France vermisst bis zu 24 Mio. Euro. Das Loch in der Kasse des Betriebsausschusses (CCE) sei zu 95 Prozent auf schlampige Kassenführung und zu fünf Prozent auf persönliche Bereicherung zurückzuführen, sagte ein namentlich nicht genannter Informant der Zeitung "Le Figaro". Die Regierung verlangte von der Führung des noch teils in Staatsbesitz befindlichen Konzerns eine Erklärung. Air France gab dazu jedoch zunächst keine öffentliche Stellungnahme ab.
Der Betriebsausschuss ist das französische Gegenstück zum deutschen Betriebsrat, hat aber oft den Charakter eines Unternehmens im Unternehmen. Anders als in Deutschland erhalten Gewerkschaften in Frankreich von Firmen hohe Beträge, um soziale Aufgaben zu erfüllen. Ihnen gehören oft Betriebskantinen, sie treten aber auch als Urlaubsveranstalter auf, um Beschäftigten und ihren Familien vergünstigte Ferienreisen anzubieten. Die Gewerkschaften sind bei der Nutzung der Mittel relativ autonom, die Unternehmen sind aber angehalten, diese zu überwachen.
Im Fall von Air France sollen dabei Millionen Euro ohne jeden Nachweis verprasst worden sein. "Wir werden uns das sehr genau anschauen", sagte Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau. Air France habe durch die Wirtschaftskrise sehr gelitten. "Das ist nicht der Moment, diese Art von Dingen in die Öffentlichkeit zu bringen. Wenn es ein Problem gab, muss das schnell geregelt werden." Er denke, dass die Vorgänge ein Fall für die Justiz seien, sagte Bussereau. Der französische Staat hält noch knapp 16 Prozent an der Fluggesellschaft.
Die Affäre sei im vergangenen Sommer aufgeflogen, als der damalige Chef des Betriebsausschusses 17 Mio. Euro leihen wollte, um die Gehälter der etwa 1000 Beschäftigten zu zahlen. Im November zahlte Air France dem Betriebsausschuss einen Vorschuss von zehn Millionen Euro. Der Unternehmensausschuss soll unter anderem Dienstwohnungen angemietet haben, zu denen es keinerlei Unterlagen gebe. Einem Bruder eines CCE-Beschäftigten sei eine USA-Reise in Höhe von 28.000 Euro finanziert worden. Für einen Neujahrsempfang seien 30.000 Euro verbucht worden. Ein externer Prüfbericht sollte am Montagnachmittag dem Betriebsausschuss übergeben werden.
Der Betriebsausschuss von Air France besitzt unter anderem sechs Ferienanlagen, davon einen in der Karibik. Die etwa 27 Hektar große Domaine von Lassy in der Nähe des Flughafens Charles de Gaulle mit Schwimmbädern und Tennisplätzen soll nach Angaben von "Le Figaro" nun möglicherweise verkauft werden, um das Loch in der Kasse zu stopfen.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa