Packt die NYSE den Ansturm? Alibaba-Euphorie kennt keine Grenzen
13.09.2014, 12:40 Uhr
Zeigt die Richtung: Alibaba-Chef Jack Ma könnte mit dem Börsengang Geschichte schreiben.
(Foto: REUTERS)
Kaum jemand zweifelt, dass der Börsengang von Alibaba alle bisherige in den Schatten stellen wird. Die Kombination aus China und Internet ist einfach zu verlockend. Doch das Investment ist nicht ohne Risiken.
Das lange Warten hat endlich ein Ende: Nachdem Investoren ursprünglich damit gerechnet hatten, dass Alibaba bereits Ende 2013 sein Börsendebüt geben könnte, soll es nun am 19. September soweit sein. An dem Tag wird der Internethändler aus China an der New Yorker Börse aufs Parkett gehen. Derzeit ist das Team um Firmengründer Jack Ma und Vorstandschef Jonathan Lu in den USA auf Roadshow. Und sas Interesse an den Aktien ist riesig.
Die aktuelle Emissionsspanne von 60 bis 66 Dollar je Aktie liegt aber unter den Erwartungen etlicher Experten. Mancher geht daher davon aus, dass der Konzern einen niedrigen Emissionspreis wählen wird, um zu vermeiden, dass es nach dem Börsengang zu einem Kurseinbruch wie damals bei Facebook kommt.
Wahrscheinlicher dürfte allerdings sein, dass das Team von Alibaba das hohe Interesse der Investoren nutzen wird, um den Emissionspreis während der Roadshow anzuheben. Aus welchem Grund sollten Ma und der Großaktionär Yahoo, die beim Börsengang Anteile verkaufen, auf eine Menge Geld verzichten? Das haben die Altaktionäre von Facebook nicht anders gemacht.
Analysten sind euphorisch
Weil die Banken, die am Börsengang beteiligt sind, innerhalb von 40 Tagen nach dem US-Debüt kein Research veröffentlichen dürfen, ist es äußerst schwierig, sich eine Vorstellung über die Bewertung der Internetfirma zu verschaffen. Investoren müssen daher auf die Studien von anderen Analysten zugreifen.
Und von denen sind etliche euphorisch: So hat James Cordwell von Atlantic Equities ebenso wie Henry Guo von JG Capital ein Kursziel von 100 Dollar ausgegeben. Damit wäre Alibaba mit einem 2015er-KGV von 37 auf Basis des von JG Capital prognostizieren bereinigten Gewinns je Aktie bewertet. Auf Basis der 2016er-Schätzungen liege das KGV bei 27,5. Demnach wäre Alibaba mit einem Aufschlag gegenüber den führenden eCommerce-Unternehmen der Welt bewertet. Wegen der hohen Margen und der starken Gewinnperspektiven sei der Aufschlag für Alibaba aber berechtigt, sagt der Analyst. Zum Vergleich: Die chinesische Internetfirma Tencent ist mit einem 2015er-KGV von 30 bewertet.
Etliche Risiken
Eines der größten Risiken für Investoren ist, dass sich das Wirtschaftswachstum in China deutlich abkühlt. Eine weitere Abschwächung am Immobilienmarkt würde die Wirtschaft deutlich bremsen und damit auch die Geschäftsperspektiven von Alibaba eintrüben. Zudem muss der Internethandel in China weiter kräftig wachsen, damit Alibaba die Ergebnisse ordentlich steigern kann. Denn die Ausweitung der Wettbewerbsposition wird angesichts eines Anteils von 80 Prozent am chinesischen Markt zusehends schwieriger.
Der Börsengang könnte ein großer Erfolg werden, selbst wenn der endgültige Emissionspreis deutlich über der aktuellen Spanne liegen und die Bewertung damit hoch sein sollte. Investoren, die an der Hausse der Facebook-Aktie nicht partizipiert haben, könnten nun eine Chance sehen, diesmal dabei zu sein. Hoffentlich sind die Computer an der New Yorker Börse auf den Ansturm der Investoren vorbereitet, damit ein Fiasko wie beim IPO von Facebook an der Nasdaq vermieden wird.
Quelle: ntv.de