Wirtschaft

Ermittlungen wegen Korruption Alstoms unerfreuliche Mitgift

Alstom wird die Unternehmenswelt noch länger beschäftigen.

Alstom wird die Unternehmenswelt noch länger beschäftigen.

(Foto: picture alliance / dpa)

General Electric setzt sich beim Kampf um Alstom durch. Siemens räumt seine Niederlage ein. Nun werde Korruptionsermittlungen gegen Alstom bekannt. Ist es in Wahrheit der Münchener Konzern, der zuletzt lacht?

Der US-Konzern General Electric holt sich beim geplanten Zusammengehen mit Alstom möglicherweise auch Ärger ins Haus. Gegen die Franzosen werde in den USA wegen Korruptionsverdachts ermittelt, berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Dem Unternehmen drohten hohe Bußgelder.

Hintergrund sei ein Geschäft zur Lieferung von Komponenten für ein Kraftwerk auf der indonesischen Insel Sumatra im Volumen von rund 118 Millionen Dollar. Nach Erkenntnissen der US-Behörden sollen Manager eines US-Ablegers von Alstom zwischen 2002 und 2009 Millionenbeträge an Berater geschleust haben, um Politiker oder hochrangige Angestellte des Auftraggebers zu bestechen.

Wie der "Spiegel" weiter berichtet, haben die US-Behörden große Teile des E-Mail-Verkehrs von Alstom durchsucht. Dabei hätten sie Hinweise auf andere fragliche Geschäfte entdeckt. Die Untersuchungen seien auf Projekte in Indien, China, Argentinien, Südkorea und Taiwan ausgeweitet worden. Es habe bereits Verhaftungen und erste Anklagen gegeben. Alstom erklärte, die Summen seien "reine Spekulation". Außerdem arbeite man eng mit den Behörden zusammen.

Heimliche Genugtuung?

Ist Siemens-Chef Joe Kaeser wirklich unglücklich über die Entscheidung der französischen Regierung?

Ist Siemens-Chef Joe Kaeser wirklich unglücklich über die Entscheidung der französischen Regierung?

(Foto: dpa)

Der im Milliardenpoker um Alstom unterlegene Siemens-Konzern dürfte die Berichterstattung interessiert verfolgen. Hat Siemens am Ende den besseren Deal gemacht? Schon am Freitagabend hatten Branchenbeobachter gezweifelt, ob Siemens-Chef Joe Kaeser wirklich enttäuscht war, als er seine Niederlage beim Bieterwettkampf eingestand. Freute sich hier vielleicht heimlich einer der mächtigsten Konzernlenker Deutschlands darüber, seinem US-Erzrivalen die Übernahme des französischen Appetithappens so schwierig wie möglich gemacht zu haben?

Siemens habe zusammen mit seinem japanischen Partner Mitsubishi Heavy Industries "nachweislich das bessere Angebot" vorgelegt, erklärte Kaeser in einer halbseitigen Mitteilung, die die Siemens-Pressestelle kurz vor 22 Uhr verschickte. Statt zu grollen, feierte Kaeser sich und sein Team: "Wir haben in der Auseinandersetzung um Alstom Handlungsfähigkeit, unternehmerischen Willen, strategische Finesse und letztlich vor allem auch Disziplin bewiesen."

Möglicherweise sei das am Ende alles nur Taktik gewesen, um General Electric zu teuren und zeitraubenden Zugeständnissen zu bewegen, wird nun gemunkelt. Siemens wollte sich zwar Alstoms Gasturbinen einverleiben und damit das Filetstück des französischen Konzerns, doch hätte die spätere Integration schon angesichts des erbitterten Widerstands von Alstom-Chef Patrick Kron vermutlich unter keinem guten Stern gestanden. Als problematisch gilt auch der Einfluss der französischen Regierung, die in wichtige Entscheidungen der großen Industrieunternehmen des Landes immer wieder hineinredet. So verkündete zunächst nicht Alstom das Aus für Siemens, sondern Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg. Erst einen Tag später akzeptierte auch der eigentlich zuständige Verwaltungsrat des französischen Konzerns das Angebot der Amerikaner.

Statt Siemens muss sich jetzt General Electric mit den Politikern in Paris herumschlagen. Zudem übernehmen die Amerikaner im Grunde vor allem die Gasturbinen-Sparte. Für den Rest gründen sie Gemeinschaftsunternehmen mit Alstom: bei der Technik für Stromnetze, bei Wind- und Wasserkraft sowie bei der Ausrüstung für Atomkraftwerke samt den dazugehörigen Dampfturbinen. General Electric hat der Regierung in der sicherheitspolitisch heiklen Nukleartechnik sogar ein Vetorecht eingeräumt. Diese Zugeständnisse, die über das Ursprungsangebot hinausgehen, dürften am Ende für den Zuschlag gesorgt haben.

Allen Spekulationen zum Trotz lässt Siemens weiter Interesse an Alstom durchblicken: Die Türen stünden dem Konzern und der französischen Regierung offen, sagte Kaeser der "Bild"-Zeitung. "Es ist noch nicht vorbei."

Quelle: ntv.de, sla/dpa

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