"Smarter Schachzug" Amazon kauft Ebook-Netzwerk
30.03.2013, 03:54 UhrDer unabhängige Spezialist für Buchempfehlungen Goodreads wird in Zukunft unter dem Label des US-Internethändlers Amazon operieren. Amazon will seinen Kunden damit die Suche nach passenden Büchern erleichtern. Der Dienst soll mit der Kindle-Plattform für digitale Bücher verbunden werden. Die Reaktionen sind gemischt.

Kommentare anderer Nutzer helfen Amazon-Kunden bei ihrer Buchwahl. Mit Goodreads will Amazon aber noch einen Schritt weitergehen.
(Foto: REUTERS)
Amazon übernimmt das soziale Ebook-Netzwerk Goodreads. Mit der Übernahme der populären Webseite für Buchempfehlungen und Büchersuche und ihren weltweit 16 Millionen Nutzern schlägt der Onlinehändler der Konkurrenz ein Schnippchen und dürfte sein Geschäft mit Ebooks deutlich stärken. Finanzielle Details wurden nicht genannt.
Die in San Francisco beheimatet Goodreads ist eine der beliebtesten Online-Buch-Gemeinschaften. Ihre Nutzer schreiben Rezensionen, empfehlen einander Bücher und können auch Bücher von verschiedenen Internethändlern wie Amazon aber auch Barnes & Nobels kaufen. Mehr als 30.000 Buchclubs nutzen nach Angaben von Goodreads die Seite.
Geteilte Reaktionen
Der Deal, der in ein paar Wochen abgeschlossen sein dürfte, kommt zu einem Zeitpunkt, da andere Ebook-Anbieter wie Apple und Google in ihrem digitalen Buchgeschäft Fortschritte zu machen scheinen.
"Es ist ein brillianter Schachzug von Amazon", sagt Mike Shatzkin, CEO von Idea Logical Co, einer New Yorker Beraterfirma, die mit Verlagen zusammenarbeitet. "Wenn Sie ein Buchvermarkter sind, dann sind die zwei Orte, an die Sie beim Stichwort Online-Marketing am meisten denken, Amazon und Goodreads".
Mit dem Zusammenschluss verbinden sich die zwei robustesten Marktteilnehmer, was die Online-Suche nach neuen Titeln angeht, wie Shatzkin hinzufügte. Und das in einer Zeit, in der Leser mehr und mehr Tablet-PCs und eReader nutzen, um nach neuen Autoren und Büchern zu suchen.
"Da stellt sich mir die Frage, ob die Konkurrenten von Amazon eigentlich wach sind?", sagte Shatzkin weiter. "Wie können sie das zulassen?"
Kindle-Besitzer sollen profitieren
Goodreads wurde 2007 von dem früheren Herausgeber der Los Angeles Times, Otis Chandler, und seiner Frau Elizabeth gegründet. In einem Interview erkläre Chandler, der Goodreads-Service werde auch weiterhin mit anderen Webseiten außer Amazon verlinkt sein. Allerdings wolle Goodreads für jene Leser mit einem Kindle-Lesegerät von Amazon eine bessere Einbindung anbieten. Auch bei dem Team von Goodreads werde es nach der Akquisition keine Veränderung geben.
Chandler erklärte, er habe sich zum Verkauf entschlossen, nachdem er über den erheblichen Einfluss nachgedacht habe, den soziale Medien auf die traditionellen Medien ausüben und wie dieser entdeckt werde. Soziale Medien würden irgendwann den gleichen Effekt auf Bücher haben, sagte er. Die Zusammenarbeit mit Amazon versetze Goodreads in die Lage, in diesem Bereich innovativ zu bleiben.
"Wir denken, dass es eine Menge gibt, was wir zusammen erfinden können", sagte auch Russ Grandinetti, Amazons Vizepräsident für Kindle-Inhalte.
Eine Sprecherin von Barnes & Noble wollte sich zu der Akquisition nicht äußern. Die Buchhandelskette hält derzeit rund 25 Prozent am digitalen Buchmarkt in den USA und konkurriert mit Amazon.
Wie unabhängig bleibt Goodreads?
Einigen Goodreads-Nutzern könnte der Deal womöglich nicht schmecken, meint Lorraine Shanley von Market Partners International, einer New Yorker Beratungsfirma. Shanley bezog sich auf jene Nutzer, die Goodreads gerade deshalb mögen, wie die Seite bislang keinem großen Medien- oder Technologiekonzern gehörte.
"Es ist ein smarter Zug von Amazon, nach ersten Kommentaren auf der Seite und in anderen sozialen Medien zu urteilen, hat ein Großteil der Goodreads-Gemeinschaft das Gefühl, dass ihre Unabhängigkeit verletzt wurde", sagte sie.
Quelle: ntv.de, DJ