Wirtschaft

Italien und Spanien droht Ungemach Anleihemärkte machen Druck

Die Lage ist ernst: Italiens Ministerpräsident Berlusconi will sich zur Wirtschaftslage des Landes im Parlament äußern. Spaniens Regierungschef Zapatero verschiebt seinen Urlaub.

Die Lage ist ernst: Italiens Ministerpräsident Berlusconi will sich zur Wirtschaftslage des Landes im Parlament äußern. Spaniens Regierungschef Zapatero verschiebt seinen Urlaub.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Ringen um eine Lösung im US-Schuldenstreit ist beendet und schon rückt die Euro-Schuldenkrise wieder stärker in den Vordergrund: In Italien und Spanien herrscht Krisenstimmung. Die schuldengeplagten Länder müssen für frisches Kapital immer höhere Zinsen zahlen. Die Regierungen in Rom und Madrid stehen in engem Kontakt mit den Regierungen in Berlin und Paris.

Italien und Spanien geraten immer stärker in den Strudel der Euro-Schuldenkrise. Beide Länder müssen Investoren zunehmend höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen bieten, die Renditen für italienische Papiere stiegen auf den höchsten Wert seit Einführung des Euro von über sechs Prozent.

In Rom und Madrid herrscht Krisenstimmung in den Regierungen. Nach Angaben der spanischen Regierung stehen beide Länder in engem Kontakt mit der Bundesregierung und der französischen Regierung, um sich über die Entwicklung an den Finanzmärkten auszutauschen.

Zapatero verschiebt Urlaub

Italiens Wirtschaftsminister Giulio Tremonti berief das nationale Finanzstabilitäts-Komitee zu einer Krisensitzung ein, um über die Marktturbulenzen zu beraten. Am Mittwochmorgen trifft sich Tremonti dann mit Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker in Luxemburg, wie dieser mitteilte.

Ministerpräsident Silvio Berlusconi will sich gleichzeitig erstmals seit längerem wieder zur Wirtschaftslage des Landes im Parlament äußern. Wegen der angespannten Situation verschob Spaniens Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero seinen Urlaub.

Neuer "Marshall-Plan"

Die hohen Zinsaufschläge italienischer Anleihen erreichten sogar das bislang höhere Niveau spanischer Bonds. Beide Länder stemmen sich gegen ein Überschwappen der Krise von Ländern wie Griechenland, Irland und Portugal. Diese Staaten sind bereits auf Milliarden-Hilfen ihrer Euro-Partner angewiesen. Spanien und Italien haben sich harte Sparprogramme auferlegt, Berlusconis Mitte-Rechts-Regierung will binnen vier Jahren knapp 48 Mrd. Euro einsparen. Nach Griechenland, das nur ein zweites Hilfspaket vor der Staatspleite rettete, hat Italien mit 120 Prozent die größte Schuldenstandsquote aller 17 Euro-Staaten.

Die Euro-Staaten hatten auf ihrem Sondergipfel am 21. Juli neben der Griechenland-Hilfe auch beschlossen, dem Euro-Rettungsfonds Instrumente an die Hand zu geben, um Länder im Vorkrisenstadium vor einer Eskalation der Zinsentwicklung zu bewahren. Doch für die vorbeugenden Kreditlinien und Aufkäufe von Staatsanleihen muss der EFSF-Vertrag geändert und durch nationale Parlamente gebracht werden. Die neuen Abwehrwaffen werden voraussichtlich erst am Jahresende einsatzbereit sein.

Nervöse Märkte

Der italienische Aktienleitindex sackte am Dienstag auf den tiefsten Stand seit 27 Monaten. "Der Markt fürchtet, dass die Welt in die Rezession zurückfällt, und die Staaten der europäischen Peripherie würden darunter am stärksten leiden", sagte ING-Stratege Alessandro Giansanti. Geschürt werden die Ängste von einer Reihe schwacher US-Wachstumsdaten.

Am Rentenmarkt trennten sich Investoren vor allem von italienischen und spanischen Bonds. Die Renditen der zehnjährigen Anleihen stiegen in der Spitze jeweils auf den höchsten Stand seit 1997. Spanien musste für die Staatspapiere bis zu 6,3 Prozent Zinsen bieten, Italien über 6,2 Prozent. "Die jüngsten Kursverluste der italienischen und spanischen Papiere sind fundamental nicht gerechtfertigt", betonte Renten-Stratege Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets. "Aber die Stimmung ist sehr negativ." Investoren erhöhten daher ihre Wetten auf weiter fallende Kurse. Auch der Euro büßte an Wert ein.

Die EU-Kommission versuchte derweil, Italien und Spanien den Rücken zu stärken. Beide Ländern seien auf dem richtigen Weg und hielten ihre Wirtschaft mit den notwendigen Schritten auf Kurs, sagte eine Kommissionssprecherin: "Wir haben Vertrauen in ihre Fähigkeiten." Auch die Kommission erklärte, sie beobachte die Lage genau. Ähnlich äußerte sich der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Angel Gurria. Italien treffe die richtigen Entscheidungen, sagte Gurria im Reuters-Interview. Das Land habe sein Defizit und seine öffentlichen Finanzen unter Kontrolle.

Quelle: ntv.de, rts

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