Obama hat ein Problem Arbeitsmarkt bremst Erholung
15.12.2009, 08:14 UhrEigentlich schien es wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für Barack Obama. Nur 11.000 Stellen hatte die größte Volkswirtschaft der Welt im November eingebüßt - die niedrigste Zahl sein Beginn der brutalen Rezession vor zwei Jahren.
Kein Zweifel: Die USA haben die Konjunkturwende geschafft. Nach Jubel war dem Präsidenten aber nicht zumute. "Ein guter Trend zahlt noch niemandem die Miete", war seine nüchterne Reaktion auf die letzte Arbeitsmarktstatistik des Krisenjahres 2009. "Es müssen wieder Jobs dazukommen, Amerika muss wieder zurück in Lohn und Brot."
Obama weiß: Alle ermutigenden Konjunkturdaten, jede Fachmeinung, dass die Rezession wohl irgendwann im Sommer zu Ende ging, sind Makulatur, wenn es an der Jobfront nicht stimmt. Und dort dürfte es im kommenden Jahr, dem Jahr der Erholung, in der Tat heftig hapern. Mit für US-Verhältnisse furchterregenden zehn Prozent gaben die Regierungsstatistiker die Arbeitslosenquote im November an, gerade einmal 0,8 Prozentpunkte unter dem höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg, der einst Ende 1982 erreicht worden war. Eine radikale Kehrtwende wie beim Wachstum erwartet niemand.
"Konjunktur gewinnt an Fahrt"
Was die Erholung der US-Wirtschaft angeht, sind unter anderen die Deutsche-Bank-Analysten Joseph LaVorgna und Carl Riccadonna nämlich guter Hoffnung. "USA: Konjunktur gewinnt 2010 an Fahrt", betiteln sie eine aktuelle Studie. Ein Plus von immerhin 3,6 Prozent für 2010 erwarten sie - nach einem Minus von 2,5 Prozent in diesem Jahr. Befeuert unter anderem von Obamas 787 Mrd. Dollar schwerem Konjunkturpaket und einem Leitzins von knapp über null Prozent dürften die Vereinigten Staaten der Eurozone im nächsten Jahr klar davonpreschen. Dort rechnen die Experten des deutschen Bankenprimus' lediglich mit einem Zuwachs von mageren 1,5 Prozent.
Das Auffüllen leergefegter Lager, deutlich anziehende Investitionen und ein robustes Nachfrageplus bei dauerhaften Konsumgütern wie etwa Autos oder Kühlschränke sehen LaVorgna und Riccadonna als Stützpfeiler des US-Aufschwungs. Die Firmen schwämmen zudem in Liquidität, Amerikas Unternehmensbilanzen befänden sich "in ausgezeichneter Verfassung". Vieles wird aber davon abhängen, ob sich die legendäre Kauflaune der Amerikaner trotz zerzauster Aktiendepots und Immobilienschock wiederbeleben lässt. Immerhin: Im November legten die Konsumausgaben, von denen die US-Wirtschaft zu 70 Prozent abhängt, fast doppelt so stark zu wie von Experten erwartet.
Hohe Arbeitslosigkeit
Trotz aller Lichtblicke - berauschend sind auch die Erwartungen der Deutsche-Bank-Analysten zum US-Jobmarkt nicht: Neun Prozent Arbeitslosigkeit prognostizieren sie noch für das letzte Quartal 2010. Was zusammen mit einem voraussichtlich niedrigen Preisauftrieb dazu führen dürfte, dass die US-Notenbank sich Zeit lassen wird, von der historischen Beinahe-Null-Zinspolitik abzurücken. Die Wetten lauten, dass die Federal Reserve erst in der zweiten Hälfte 2010 an der Zinsschraube drehen wird. Irgendwann Ende übernächsten Jahres rechnen Experten dann wieder mit einem US-Leitzins in normalen Sphären.
Aber vielleicht geht alles dann doch schneller, kommt auch der Jobmarkt flinker als gedacht zurück auf die Füße. Vier Tage nach dem November-Arbeitsbericht machte Präsident Obama deutlich, für eine Entlastung am Stellenmarkt noch einmal Geld in die Hand nehmen zu wollen. Steuererleichterungen sollen es kleinen und mittleren Firmen - wichtigste Arbeitgeber in den USA - gezielt schmackhaft machen, zügiger einzustellen. Das Geld dazu, ließ Obama anklingen, könnte aus überschüssigen Mitteln des Programms zur Bankenrettung (TARP) kommen. Ärger mit den Republikanern ist programmiert: Sie wollen die Milliarden lieber zum Stopfen des Mega-Haushaltslochs einsetzen.
Quelle: ntv.de, dpa