Ist die Staatspleite abwendbar? Argentinien bangt um eine Klausel
30.07.2014, 19:00 Uhr
Es wird eng für Argentinien: Am Mittwoch muss das Land 1,3 Milliarden Dollar an unnachgiebige Hedgefonds zahlen. Anderweitig droht der Staatsbankrott. Nun bekommt Argentinien Unterstützung von anderen Anlegern - und hofft, Zeit zu gewinnen.
Argentinien steuert fast ungebremst auf die zweite Staatspleite binnen 13 Jahren zu. Hoffnungen, dass der Zahlungsausfall Argentiniens noch in letzter Minute abgewendet werden kann, haben hingegen Anleger - dies trieb die Kurse argentinischer Aktien und Anleihen am Dienstag kräftig nach oben.
Am Mittwoch läuft die Frist zu einer Einigung mit einer kleinen Gruppe von Hedgefonds aus. Die Fonds wollen für den Verlust in Folge des argentinischen Zahlungsausfalls 2001 voll entschädigt werden. Ohne eine Einigung darf Argentinien nach der richterlichen Entscheidung auf seine neuen Anleihen keine Zinsen zahlen.
Vertreter der Regierung aus Buenos Aires haben zuletzt in New York mit einem vom Gericht bestellten Vermittler verhandelt. "Die Verhandlungen haben sich lange hingezogen", merkte Peter Lannigan an, Geschäftsführender Direktor des Brokers CRT Capital Group. Allein aus der Dauer der Gespräche zögen viele Anleger den Schluss, dass am Ende schon irgendeine Lösung gefunden werde.
Weitere Anleger fordern eine Fristverlängerung
Unterdessen hatte eine Gruppe von Anlegern, die in Euro geführte argentinische Anleihen hält, den zuständigen US-Richter Thomas Griesa gebeten, dem südamerikanischen Land mehr Zeit zur Abwendung eines Zahlungsausfalls einzuräumen.
Die Anwälte dieser Anleger beantragten die Aussetzung einer entscheidenden Klausel: Diese besagt, dass Argentinien ihnen erst Zinsen auszahlen darf, wenn es auch die Zinsforderungen der besagten Hedgefonds bedient.
Argentinien hat 539 Millionen US-Dollar bereitgestellt, mit denen die am 30. Juni fälligen Zinsen auf die Anleihen gezahlt werden sollten, deren Anleger sich auf den Schuldenschnitt eingelassen hatten - sogenannte restrukturierte Anleihen. Richter Griesa hat die Zinszahlungen an die Anleihegläubiger aber blockiert, indem er auch die Banken in Mithaftung nahm.
Zu den betroffenen Anlegern, die restrukturierte argentinische Anleihen halten, gehören Knighthead Capital Management, Redwood Capital Management und Perry Capital. Sie und einige weitere Anleger, die stark an einer längeren Verhandlungsfrist interessiert sind, halten restrukturierte argentinische Schuldtitel im Wert von etwa sieben Milliarden US-Dollar.
Hedgefonds zu direkten Verhandlungen bereit
Schon die Anwälte Argentiniens hatten bei Richter Griesa die Aussetzung der Klausel beantragt, um mehr Zeit zu gewinnen. Bei einer Anhörung in der vergangenen Woche wies der Richter das Gesuch jedoch ab. Argentinien solle über mehr Zeit zu Verhandlungen mit den nicht kompromissbereiten Altgläubiger direkt verhandeln, erklärte er.
Argentinien hatte seine rechtlichen Möglichkeiten schon am 16. Juni fast vollständig ausgeschöpft. Seinerzeit wies der Oberste Gerichtshof der USA den Revisionsantrag Argentiniens aber ab, womit die Entscheidung von Richter Griesa Bestand hatte.
Vertreter Argentiniens haben sich bislang nur zu Gesprächen mit dem bestellten Vermittler Daniel Pollack getroffen, weigern sich bislang aber, direkt mit den Gläubigern zu verhandeln, die auf einer vollständigen Rückzahlung der Anleihen beharren. Diese Gruppe unter der Führung von NML Capital, einer Tochter von Elliott Management, hat wiederum ihre Bereitschaft zu direkten Verhandlungen mit Argentinien zum Ausdruck gebracht.
Elliott wollte sich zu den Verhandlungen nicht äußern und verwies stattdessen auf das Büro von Mediator Pollack. Dieses wollte die Verhandlungen ebenfalls nicht kommentieren.
Quelle: ntv.de, kst/DJ