Wirtschaft

Inside Wall Street Ärger an der roten Linie

US-Kriegsschiffe sind im Mittelmeer, Verteidigungsminister Hagel meldet Einsatzbereitschaft. Nun wartet das US-Militär auf den Befehl von Präsident Obama, um gegen Syrien losschlagen zu können. Allerdings sind die Folgen eines Angriffs unklar. An der Wall Street fallen die Kurse.

Die USA bereiten den Militärschlag gegen Syrien vor.

Die USA bereiten den Militärschlag gegen Syrien vor.

(Foto: dpa)

Eine "red line" zog Barack Obama, als er Syrien vor langer Zeit wa rnte, kein Giftgas gegen die Bevölkerung einzusetzen. Die Vereinigten Staaten ziehen oft eine rote Linie, machen Schurkenstaaten deutlich wie weit die gehen können - ein solches Engagement hilft manchmal, größere Katastrophen zu vermeiden. Manchmal hilft es nicht. Syrien hat die Warnung aus dem Weißen Haus in den Wind geschlagen - jetzt ist guter Rat teuer. Auch an der Wall Street.

Während Obama offiziell noch überlegt, wie er auf den vermutlich von Syriens Staatschef Assad befohlenen Giftgas-Einsatz reagieren soll, steht das US-Militär in Stellung. Kriegsschiffe sind vor Ort, und Verteidigungsminister Chuck Hagel hat sofortige Einsatzbereitschaft gemeldet. "Wir können im Handumdrehen alle Befehle ausführen", so der Pentagon-Chef. Derweil ist unklar, wie viele und welche Partner aus dem Nato-Verband sich an den Angriffen beteiligen.

Vor allem ist aber unklar, welche Folgen ein militärischer Angriff auf Syrien hätte - und diese Unklarheit drückt sich auf die Weltmärkte durch. An der Wall Street fielen die Kurse bereits am Montagnachmittag zeitgleich mit einer Rede von US-Außenminister John Kerry, der einen militärischen Schlag schon einmal nahelegte. Am Dienstag ging es für die Aktien weiter bergab, während Gold als sicherer Hafen einen neuen Bullenmarkt erlebt. Ebenfalls steigend: Öl - denn weitere Unruhen im Nahen Osten werfen erneut Sorgen um die Versorgung der Weltmärkte mit dem Rohstoff nahe, zumal im aktuellen Konflikt die Rolle von Mega-Produzenten wie Iran und Russland nicht klar ist.

Keine "gute Seite" in Syrien

Besorgnis erregend ist zudem - für die Welt und für die Wall Street - dass die Folgen eines Militärschlages auf Syrien nicht abzuschätzen sind. Experten warnen, dass ein solcher nicht gut ausgehen könne. Die Joint Chiefs of Staff haben bereits in der vergangenen Woche erklärt, dass der Bürgerkrieg in Syrien auf komplizierte Zerwürfnisse zahlreicher Gruppierungen zurückgehe, die sich nicht einfach beseitigen ließen. Der US-Journalist Bill Moyers zitiert ferner einen Nahost-Experten, der vor massiven Chemiewaffen-Arsenalen warnt, deren Koordinaten nicht bekannt seien. Das erschwere einen Angriff und werfe die Gefahr auf, selbst bei gezielten Bombardierungen Zivilisten zu gefährden.

Moyers selbst warnt, dass es in Syrien "keine gute Seite" gebe, die man offiziell unterstützt. Vielmehr drohe bei einem Sturz von Assad ein Machtvakuum, das mit größter Wahrscheinlichkeit von Extremisten gefüllt werden dürfte - ebenfalls kein Szenario, dass für etwaige Stabilität in der volatilen Gegend sprechen würde.

Zyniker sehen für manche Bereiche in Corporate Amerika natürlich Chancen in einem bewaffneten Konflikt - für den Rüstungssektor. Doch selbst dessen Aktien stehen massiv unter Druck. Denn im aktuellen politischen Umfeld in Washington werden die Rüstungsausgaben zurzeit eher gekürzt als ausgeweitet - unabhängig von Syrien. Der Konflikt im Nahen Osten kommt immerhin zu einer Zeit, in der in den USA der Streit um die Schuldendecke ansteht. An dem werden die Pentagon-Ausrüster nicht ungeschoren vorbeikommen.

Quelle: ntv.de

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