Wirtschaft

Sparen und Privatisierungen Athen kämpft an vielen Fronten

Griechenland setzt sich noch ehrgeizigere Sparziele. Ministerpräsident Papandreou will ein neues mittelfristiges Spar- und Reformprogramm vorlegen, mit dem die Finanzen saniert und die marode griechische Wirtschaft angekurbelt werden sollen. Zudem will die sozialistische Regierung Unternehmensanteile verkaufen.

(Foto: REUTERS)

Griechenland trennt sich von seinem Tafelsilber und will im Kampf gegen eine drohende Umschuldung Unternehmensanteile im großen Umfang verkaufen. Allein aus den Privatisierungen verspricht sich das Land Einnahmen in Höhe von 50 Milliarden Euro.

Zugleich soll weiter auf die Sparbremse gedrückt werden. Um die Defizitziele zu erreichen, die mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds vereinbart wurden, müssten von 2012 bis 2015 23 Milliarden Euro gespart werden, erklärte die Regierung. Das entspricht ungefähr zehn Prozent der Wirtschaftsleistung. Zwei Milliarden Euro verspricht sich Finanzminister Giorgos Papakonstantinou davon, weitere Steuerschlupflöcher zu stopfen. Durch den Sparkurs soll das Haushaltsdefizit bis 2015 auf ein Prozent der Wirtschaftsleistung gedrosselt werden, von etwa zehn Prozent im vergangenen Jahr.

Ministerpräsident Giorgos Papandreou sagte, noch sei nicht zu sagen, wann sein Land die Krise hinter sich lasse. "Wenn wir unsere Arbeit tun und unsere Ohren vor den Sirenen der Katastrophe und des Elends zuhalten halten, dann kann 2012 der Weg aus der Krise sichtbar werden", sagte er in Athen. Die Spekulationen, dass Griechenland trotz der Hilfen der Euro-Partner und des IWF doch nicht um eine Umschuldung herumkommt, erhielten durch Äußerungen eines deutschen Regierungsvertreters neue Nahrung.

Wenn Griechenlands Gläubiger Gespräche mit der Regierung als hilfreich erachteten für eine Restrukturierung der Schulden, dann würde Deutschland das unterstützen, sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer, der Agentur Bloomberg. Eine Umschuldung wäre keine Katastrophe, so der FDP-Politiker.

Am Finanzmarkt wird zunehmend damit gerechnet, dass Griechenland die Anleihekäufer für die Sanierung des Staatshaushalts zur Kasse bittet. Die Regierung stemmt sich aber dagegen. Sie wäre wohl in einem solchen Fall auf längere Zeit vom Kapitalmarkt abgeschnitten und damit auf internationale Finanzhilfen angewiesen. Am Geldmarkt ist das Land aber weiter aktiv. Kommenden Dienstag sollen das nächste Mal Papiere mit einer Laufzeit von 13 Wochen auf den Markt gebracht werden.

Hohe Zinsen

Die Diskussion über eine Umschuldung Griechenlands hatte zuletzt die Risikoaufschläge auf griechische Staatsanleihen in die Höhe getrieben. Am Freitag lagen die Zinsen für zehnjährige Papiere bei fast 13,5 Prozent - das sind über zehn Prozentpunkte mehr als das, was Deutschland für vergleichbare Anleihen zahlen muss. Angesichts eines Schuldenbergs, der bis 2013 auf fast 160 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen dürfte, rechnen viele Finanzexperten mit einer Umschuldung, etwa durch eine Verlängerung der Laufzeiten für die Anleihen, niedrigere Zinsen oder sogar einen Schuldenschnitt.

Vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) ist strikt dagegen: Sie hält schätzungsweise griechische Anleihen im Volumen von 40 bis 50 Milliarden Euro und würde bei einer Umschuldung Verluste erleiden. Zudem könnte das europäische Bankensystem Schwierigkeiten bekommen: Neben den griechischen Instituten halten deutsche und französische Banken die größten Bestände an Griechen-Bonds.

Quelle: ntv.de, rts

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