Zinsgarantien der Lebensversicherer Bafin fordert höhere Rücklagen
27.12.2010, 07:29 UhrDie Finanzaufsicht Bafin fordert die Anbieter von Lebensversicherungen auf, die Rückstellungen für einen Teil ihrer Verträge schon im kommenden Jahr deutlich zu erhöhen. Hintergrund sind Befürchtungen, dass sie Zinsgarantien an ihre Kunden nicht erfüllen können.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) fordert bereits 2011 von den Lebensversicherern höhere Rückstellungen für einen Teil ihrer Verträge. Damit wollten BaFin und Finanzministerium auf Bedenken reagieren, dass die Anbieter Zinsgarantien nicht einhalten könnten, berichtete die "Financial Times Deutschland".
Mit ihrer Forderung reagierten Bafin und Finanzministerium auf die niedrigen Zinsen, die Versicherer derzeit für ihre wichtigsten Kapitalanlagen in Anleihen erhalten. Die Erträge daraus reichen nach Ansicht der Behörde möglicherweise nicht aus, um die garantierten Ansprüche der Kunden zu befriedigen. Die Aufseher treibt dem Bericht zufolge die Angst vor einem Szenario wie in Japan um: Dort brachen wegen der niedrigen Zinsen der 90er Jahre sechs große Lebensversicherer und einige kleinere Gesellschaften zusammen, weil sie gegebene Garantien nicht mehr erfüllen konnten.
Branche gibt sich gelassen
Wie die Zeitung weiter schreibt, sind von der Bafin-Vorgabe Rückstellungen für zwischen 1995 und 2000 angebotene klassische Lebensversicherungen betroffen. Sie würden über die gesamte Laufzeit mit garantierten vier Prozent auf den Sparanteil der Prämie verzinst. Genaue Berechnungen über die Höhe der Belastung gebe es noch nicht. Sie werde über mehrere Jahre gestreckt, dürfte aber in jedem Jahr die Milliardengrenze überschreiten, berichtet das Blatt.
Die Versicherer müssten die Rückstellungen aus ihren Gewinnen erhöhen. Allein beim Marktführer Allianz Lebensversicherung entfielen Ende vergangenen Jahres 29 Prozent der zurückgestellten 129 Mrd. Euro, die den Kunden zustehen, auf Verträge mit einem Zins von vier Prozent.
Die Branche reagierte dem Bericht zufolge gelassen auf die Forderungen der Bafin. Sie beträfen nur einen Teil der 91,5 Mio. Lebensversicherungsverträge und seien zeitlich gestreckt. Deshalb könnten die Gesellschaften die notwendigen Mittel aus Überschüssen aufbringen, sagte ein Vorstand eines mittelgroßen Lebensversicherers der Zeitung. Viel schwieriger würde es, wenn die Zinsen noch mehrere Jahre niedrig bleiben und man dann für den gesamten Bestand nachreservieren müsste. Auswirkungen für die Kunden habe die Neuregelung nicht.
Quelle: ntv.de, rts/dpa