GDL lässt Verhandlungen platzen Bahn-Streiks rücken näher
31.01.2011, 22:58 UhrDie Lokführergewerkschaft GDL will in der Tarifauseinandersetzung mit der Bahn mehr für ihre Mitglieder herausholen als die größere Bahngewerkschaft EVG. Weil die Deutsche Bahn davon jedoch nicht so angetan ist wie Gewerkschaftschef Weselsky, will der nun mit Streiks bei der Bahn seiner Forderung Nachdruck verleihen.
Nach den Winterpannen müssen sich Bahnreisende in den nächsten Wochen auch bundesweit auf Streiks einstellen. Die Lokführergewerkschaft GDL erklärte ihre Gespräche über einen Branchentarifvertrag mit der Deutschen Bahn für gescheitert. Nach Einschätzung von GDL-Chef Claus Weselsky ist der Druck von Arbeitskampfmaßnahmen nötig, damit wieder Schwung in die Verhandlungen mit der Bahn kommt.
Vor zehn Tagen waren bereits die Gespräche mit den großen Privatbahnen abgebrochen worden. Am Donnerstag will die Tarifkommission der GDL nun über Streiks entscheiden. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber zeigte sich nach den monatelangen Verhandlungen überrascht. Die GDL habe offenbar keine Einigung gewollt. "Für Warnstreiks hätten wir im Interesse unserer Kunden wenig Verständnis", sagte Weber.
Lokführer wollen mehr vom Aufschwung
Die größere Bahngewerkschaft EVG hatte sich im Laufe des Januars nach einer Schlichtung auf einen Branchentarifvertrag für die Beschäftigten im Regionalverkehr sowie auf Lohnerhöhungen mit der DB verständigt. Diese sollen bis Ende 2012 rund fünf Prozent betragen. Im Kern bot die DB das Ergebnis auch den Lokführern der DB an. GDL-Chef Weselsky lehnte dies aber angesichts des Wirtschaftsaufschwungs ab: "Das ist völlig inakzeptabel." Zudem habe es auch bei den Gesprächen etwa über Regelungen bei Arbeitsunfähigkeit von Lokführern keine Fortschritte gegeben. Die Bahn versuche nur das Ergebnis der EVG auch den Lokführern zu diktieren, kritisierte Weselsky.
Die GDL will allerdings einen Branchetarifvertrag nicht nur für den Regionalverkehr, sondern auch für die Lokführer im Fern- und Güterverkehr und damit alle rund 26.000 Beschäftigte. Mit dem Branchentarifvertrag wollen die Gewerkschaften verhindern, dass der Wettbewerb um lukrative Ausschreibungen für den Regionalverkehr oder auch im Güterverkehr über die Löhne ausgetragen wird.
Bahn-Personalvorstand Weber sagte, er habe den Eindruck, die DB solle nun Geiselhaft genommen werden auch für die gescheiterten Gespräche mit den großen Privatbahnen.
Die GDL vertritt zwar weit weniger Mitglieder als die EVG. Allerdings können die Lokführer mit vergleichsweise wenig Aufwand, große Teile des Personen- und Güterverkehrs lahmlegen. Bereits vor rund drei Jahren hatte die GDL sich eine lange Tarif-Auseinandersetzung mit der DB geliefert und mit Streiks den Bahn-Verkehr massiv behindert. Damals erstritt sie sich auch das Recht, die Lokführer in Tarifverhandlungen alleine zu vertreten.
Quelle: ntv.de, nne/rts