Zyperns Regierung entlässt Vorstände Bank-Öffnung rückt näher
27.03.2013, 13:31 Uhr
(Foto: dpa)
Zypern bereitet sich auf einen Ansturm auf seine Banken vor. Bevor diese am Donnerstag erstmals seit Mitte März wieder öffnen sollen, arbeiten Regierung und Zentralbank an Einschränkungen für den Kapitalverkehr. Um die Sanierung der beiden größten Banken voranzutreiben, müssen alle Vorstände gehen.
Die Banken auf Zypern werden nach elf Tagen allen Anzeichen nach am Donnerstag wieder öffnen. Es solle "bald" eine Erklärung dazu geben, sagte die Sprecherin der Zentralbank von Zypern, Aliki Stylianou. Eine genaue Zeit nannte sie nicht. Aus Kreisen der Bank of Cyprus erfuhr die Nachrichtenagentur dpa, in vielen Filialen der Banken "gebe es Bewegung". Auch aus Kreisen der Polizei war zu erfahren, dass es Vorbereitungen angesichts einer Öffnung der Banken gebe.
"Die Banken werden am Donnerstag öffnen", bekräftigte Zyperns Finanzminister Michael Sarris. "Wir werden den besten Weg wählen, um die Wahrscheinlichkeit zu limitieren, dass große Summen von Geldern verschwinden." Gleichzeitig sollten negative Auswirkungen auf Unternehmen und damit die ohnehin in der Rezession steckende Wirtschaft begrenzt werden.
Einen uneingeschränkten Geldverkehr wird es allerdings nicht geben. Die Führungen aller Geldinstitute und Genossenschaftsbanken Zyperns trafen sich dem Staatsfernsehen zufolge in der Zentralbank, um über die Details und die Einschränkungen im Kapitalverkehr zu sprechen, die nach der Öffnung der Banken gelten sollen.
Dem Vernehmen nach soll das Abheben von Geld limitiert werden. Auch im Kapitalverkehr mit dem Ausland wird es wohl Einschränkungen geben. Nach Angaben der zyprischen Handelskammer sollen inländische Transaktionen nicht betroffen sein. Wichtig sei es, zunächst zu sichern, dass das Geld in Zypern bleibt, sagte ein Analyst im zyprischen Fernsehen. Vor allen Dingen müsse zunächst dafür gesorgt werden, dass die Unternehmen Geld bekommen, um ihre Angestellten um Monatsende bezahlen zu können.
Händlerverbände rieten den Zyprern, Ruhe zu bewahren und nicht die Banken zu stürmen, damit das System nicht zusammenbreche. Viele Menschen haben mittlerweile kein Geld mehr auf ihren Girokonten. Seit dem 16. März ist die Geldversorgung nur aus Geldautomaten möglich – dabei kann nur begrenzt Geld abgehoben werden.
Vorstände müssen gehen
Unterdessen haben die Troika und die Regierung nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa beschlossen, die kompletten Vorstände der beiden größten zyprischen Banken zu entlassen. Mit diesem Schritt solle die Sanierung erleichtert werden, hieß es. Die Zentralbank hatte zuvor eine Insolvenzverwalterin für die Laiki Bank und einen Verwalter für die Bank of Cyprus eingestellt. Gerüchte über einen Rücktritt des Chefs der Notenbank, Panikos Demetriades, wurden indes nicht bestätigt.
Der Chef der marktführenden zyprischen Bank Bank of Cyprus, Giannis Kypri, wurde laut zyprischen Medieninformationen auf Druck der internationalen Geldgeber entlassen. Es sei Teil der Vereinbarungen mit der Troika aus Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, dass Kypri seinen Platz räumen müsse, berichtete die zyprische Nachrichtenagentur CNA. Kypri sei daher vom Gouverneur der zyprischen Zentralbank abgesetzt worden. Kypri war bislang Exekutivdirektor der Bank of Cyprus und für das operative Geschäft zuständig.
Die Bank of Cyprus ist die größte Bank Zyperns. Am Dienstag hatte der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Andreas Artemis, seinen Rücktritt erklärt.. Dieser wurde vom Aufsichtsrat der Bank jedoch vorerst nicht angenommen. Gemäß der Satzung der Bank erlange ein solcher Rücktritt erst Gültigkeit, wenn er nicht innerhalb von einer Woche zurückgezogen werde, berichtete CNA.
Nach Informationen zyprischer Internetseiten wurde der Rücktritt von Artemis unter anderem durch die Ernennung eines Aufsehers für seine Bank seitens der zyprischen Zentralbank beeinflusst. Artemis sei zudem nicht damit einverstanden, wie die Guthaben der zweitwichtigsten zyprischen Bank, Laiki, unter dem Druck internationaler Geldgeber in die Bank of Cyprus zwangsüberführt werden, hieß es.
Die Umstrukturierung des zyprischen Bankensektors ist eine der Auflagen für ein Milliardenhilfspaket für das Land. Die Euro-Finanzminister hatten in der Nacht zum Montag zugesagt, dem Land mit maximal zehn Milliarden Euro zu helfen.
Zypern ist vor allem wegen seines überdimensionierten Finanzsektors in Schieflage geraten. Spätestens seit dem Schuldenschnitt für Griechenland sind die zyprischen Banken marode. Nun sollen sie - als Gegenleistung für die Hilfen von EU und Internationalem Währungsfond radikal schrumpfen. Die zweitgrößte Bank des Landes Laiki wird sogar geschlossen, reiche Bank-Kunden sollen einen Großteil ihres Geldes verlieren und damit einen Sanierungsbeitrag leisten. Eine zunächst angedachte Beteiligung der Kleinsparer ist zwar wieder vom Tisch, verunsicherte die Bürger aber sehr.
Zypern hat viele Jahre mit niedrigen Steuern, hohen Zinsen und laxen Kontrollen große Summen aus dem Ausland angelockt, vor allem von reichen Russen und Briten. Russlands Finanzminister Anton Siluanow warnte Zypern nun, unnötige Kontrollen bei gesunden Banken einzuführen. Er machte von dieser Frage auch die Gespräche abhängig, Zypern einen russischen Kredit im Volumen von 2,5 Mrd. Euro zu verlängern und mit besseren Konditionen zu versehen. Trotz geschlossener Banken sollen bereits größere Summen von Ausländern in Sicherheit gebracht worden sein. Die Filialen der größten zyprischen Banken in London zum Beispiel wurden nicht dichtgemacht. Dort gab es auch keine Limits für Abhebungen. Details oder offizielle Bestätigungen für den Abfluss von Geldern gab es aber nicht.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP