Kapitallücke in Spanien Banken brauchen Milliarden
28.09.2012, 18:51 Uhr
Der Stresstest fiel wie erwartet aus.
(Foto: REUTERS)
Der angeschlagene spanische Bankensektor braucht 59,3 Mrd. Euro zum Überleben. Den höchsten Finanzbedarf hat die bereits verstaatlichte Bankia. Die EU ist erleichtert, dass die bereits zugesagten Hilfen ausreichen werden. Investoren bleiben jedoch misstrauisch, die Kapitalflucht aus dem Land erreicht einen neuen Rekord.
Der krisengeschüttelte Bankensektor Spaniens braucht eine Kapitalspritze von 59,3 Mrd. Euro. Der größte Brocken entfällt wie erwartet auf die verstaatlichte Bankia, bei der eine Lücke von 24,7 Mrd. Euro klafft, wie die spanische Zentralbank nach einem Stresstest mitteilte. Drei weitere verstaatlichte Banken benötigen 21,5 Mrd. Euro, zwei regionale Institute weisen einen Bedarf von 4,3 Mrd. Euro und die Banco Popular braucht 3,2 Mrd. Euro.
Die gute Nachricht des Stresstests: Die drei größten Geldhäuser des Landes, Santander, BBVA und La Caixa, sind ausreichend kapitalisiert. Das trifft auch auf die Institute Sabadell, Bankinter, Kutxabank, Unicaja zu.
Im Juli hatte die Eurozone den Spaniern eine Finanzspritze von bis zu 100 Mrd. Euro zugesichert, um die nach dem Platzen der Immobilienblase angeschlagenen Kreditinstitute zu stützen. EU-Vertreter hatten im Vorgeld geschätzt, dass die wackeligen Banken rund 60 Mrd Euro an Finanzhilfen aus den Euro-Rettungsfonds benötigen werden. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker zeigte sich erleichtert, dass die zugesagte finanzielle Unterstützung ausreicht. "Ich bin beruhigt, dass der tatsächliche Kapitalbedarf des spanischen Bankensektors bei etwas weniger als 60 Mrd. Euro liegt", sagte Juncker.Die Studie zeige, dass diese Summe "mehr als angemessen" sei, um den Kapitalbedarf zu decken - "inklusive einer komfortablen Sicherheitsmarge", sagte der Eurogruppenchef.
Rekord-Sparpaket soll Krise verscheuchen
Die spanische Regierung will mit einem Kraftakt das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückgewinnen. Das Kabinett von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte am Donnerstag das gravierendste Sparpaket angekündigt, das zur Bekämpfung der Schuldenkrise bisher geschnürt wurde. Der Haushaltsentwurf für 2013 sieht Einsparungen in Höhe von 40 Milliarden Euro vor.
Dem Land machen vor allem die massiven Schulden spanischer Banken, die nach dem Platzen der Immobilienblase auf einem Berg fauler Kredite sitzen, zu schaffen. Verschärft wird die Situation durch die Kapitalflucht aus dem Land, die infolge des andauernden Misstrauens der Investoren eine neue Rekordhöhe erreicht hat.
Wie die Zentralbank mitteilte, wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 235,4 Mrd. Euro aus Spanien abgezogen. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte das Land noch einen Kapitalzufluss von 47,4 Mrd. Euro verzeichnet. Dennoch hat sich die Kapitalflucht im Juli merklich abgeschwächt: In dem Monat wurde ein Nettokapital von 15 Mrd. Euro abgezogen, gegenüber 59 Mrd. Euro im Vormonat.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/DJ