Milliardenschwere Abschreibungen Banken gesunden allmählich
20.04.2010, 15:46 UhrDie Finanzkrise kostet die Banken weltweit mehr als zwei Billionen US-Dollar. Die deutschen Finanzinstitute haben bereits den größten Teil abgeschrieben, allerdings bietet die Branche kein einheitliches Bild.
Einige Banken mussten regelrecht auf die Intensivstation - sie überlebten nur durch milliardenschwere Geldspritzen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das weltweite Bankensystem ist nach der tiefsten Finanzkrise in den letzten Jahrzehnten auf dem Wege der Gesundung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) betonte in seinem neuen Bericht zur weltweiten Finanzstabilität: "Die Risiken für die globale Finanzstabilität haben im Zuge der beschleunigten wirtschaftlichen Erholung abgenommen". Es blieben aber ernste Risiken. Der Fonds schätzt die Verluste des globalen Bankensystems durch die Finanzkrise auf 2300 Mrd. Dollar. Im Oktober hatte er noch 500 Mrd. Dollar mehr veranschlagt. Das vermindere den Kapitalbedarf der Banken deutlich. Von den Gesamtverlusten seien inzwischen bereits 1500 Mrd. Dollar oder zwei Drittel abgeschrieben. Die Zahlen seien aber unsicher.
Dennoch blieben vielfältige Risiken und Belastungen für die internationale Bankenwelt, hieß es in dem IWF-Bericht. Dazu gehöre unter anderem, dass viele Kreditinstitute angesichts neuer Regulierungen und Veränderungen ihres Umfeldes ihre Geschäftsstrategien völlig neu überlegen müssten. Unter solchen Bedingungen werde es die private Wirtschaft schwer bei der Versorgung mit Krediten haben. Allein schon die massiv höhere staatliche Kreditnachfrage dürfte zudem dazu beitragen, die Zinsen nach oben zu drücken. Ein weiteres Problem sei, dass eine Reihe von Schwellenländern hohe Kapitalzuflüsse verzeichneten, was Gefahren für die Stabilität mit sich bringe: wie eine höhere Inflation oder mögliche Blasen an einzelnen Anlagemärkten. Unproblematisch seien solche Kapitalzuflüsse am ehesten, wenn im Empfängerland ein flexibles Wechselkursregime und eine liberale Kapitalexportpolitik herrsche.
Um das Problem von systemgefährdenden Zusammenbrüchen von Finanzinstituten zu bannen, plädiert der IWF neben mehr Aufsicht und neuen Aufsichtsstrukturen auch für neue Instrumente bei den Finanzmarkt-Aufsehern. Solche Instrumente könnten Kapitalpuffer bei den Instituten sein, Gebühren, die sich am Systemrisiko von Geschäften orientierten oder sogar eine Begrenzung des Umfangs von bestimmten risikoträchtigen Geschäftsaktivitäten.
Der IWF plädiert für eine mittelfristige Konsolidierung der Staatshaushalte, einen weiteren geordneten Entschuldungsprozess im Bankensystem und die konsequente und zügige Vollendung der Reformen in Richtung von mehr Transparenz und Widerstandsfähigkeit.
Landesbanken leiden kräftig
Die deutschen Banken haben nach Einschätzung des IWF schon einen größeren Teil der Abschreibungslast aus der Finanzkrise abgearbeitet als Institute in vergleichbaren Ländern. Der Fonds schätzt die deutschen Verluste aus Krediten und Verbriefungen zwischen 2007 und 2010 auf 314 bis 338 Mrd. Dollar. Davon seien bis Ende 2009 schon 261 Mrd. Dollar abgeschrieben worden - also rund 80 Prozent. Weltweit betrage diese Quote lediglich 65 Prozent. Damit hätten die deutschen Banken den Großteil der durch die Finanzkrise bedingten Abschreibungen hinter sich.
Allerdings sieht das Bild für die einzelnen Bankengruppen in Deutschland laut IWF unterschiedlich aus. Gut stehen demnach die privaten Geschäftsbanken da. Sie hätten ihre Verluste aus Krediten und Verbriefungen praktisch aufgedeckt und verkraftet. Dagegen stünden den Landesbanken und Sparkassen 2010 wahrscheinlich weitere Verlusten von 47 Mrd. Dollar bevor. Auch andere Banken hätten hier noch 21 Mrd. Dollar abzuarbeiten.
Von den Gesamtverlusten der deutschen Banken durch die Finanzkrise entfallen laut IWF 132 bis 143 Mrd. Dollar auf die privaten Geschäftsbanken, 143 bis 151 Mrd. Dollar auf die Landesbanken und Sparkassen sowie 39 bis 44 Mrd. auf die übrigen Kreditinstitute. Relativ am schlechtesten stehen demnach die Landesbanken und Sparkassen da. Öffentlich-rechtliche Institute wie die BayernLB, die WestLB, die HSH Nordbank und die LBBW schrieben 2009 hohe Verluste und mussten in der Krise von ihren Eignern gestützt werden.
Für die privaten Geschäftsbanken spricht der Internationale Währungsfonds mit Blick auf die Lage zum Ende 2009 von einer starken Kapitalposition, die sich auch in den entsprechenden Kennziffern 2010 ausdrücken dürfte. Im Gegensatz dazu sei bei den Landesbanken und Sparkassen angesichts der andauernden Belastungen durch die Finanzkrise ein weiterer Kapitalverzehr von 22 Mrd. Dollar zu erwarten, der größere Teil davon bei den Landesbanken. Auch bei den anderen Kreditinstituten sei ein weiterer Kapitalverzehr in diesem Jahr zu erwarten, was auch als neuer Kapitalbedarf interpretiert werden kann.
Quelle: ntv.de, rts