Wirtschaft

Spaniens Bankenleck wächst Bankia-Mutter BFA schreibt Miese

Panoramablick auf den Finanzdistrikt von Madrid.

Panoramablick auf den Finanzdistrikt von Madrid.

(Foto: REUTERS)

Spaniens Bankenlandschaft birgt immer neue Überraschungen. Die Risiken des Finanzinstituts Bankia sind mittlerweile auf astronomische 19 Milliarden Euro angewachsen. Nun korrigiert auch die Bankia-Mutter BFA ihr Ergebnis. Statt eines Gewinns schlägt ein Milliardenverlust zu Buche.

Der Mutterkonzern der maroden spanischen Sparkasse Bankia, BFA, hat seine Unternehmensergebnisse für 2011 korrigiert und weist nun einen Milliardenverlust aus. Statt eines Gewinns von 41 Mio. Euro steht nun ein Minus von 3,3 Mrd. Euro in den Büchern. Das geht aus einer Mitteilung an die Börsenaufsicht hervor. Die neuen Zahlen spiegelten eine Überprüfung der Kredit-Portfolios und der Kapitalbedürfnisse wieder, heißt es.

Das Geldhaus macht in dem Schreiben vor allem Bankia-Verluste und die steuerliche Neubewertung von Verlustvorträgen für die erforderliche Korrektur verantwortlich. Ende 2011 hatte der Banco Financiero y de Ahorros 52 Prozent an Bankia besessen.

Angaben des Bankia-Mutterkonzerns zufolge sollen die Verluste der Bankengruppe von der 19-Milliarden-Euro-Geldspritze ausgeglichen werden, welche die spanische Regierung und der Bankenrestrukturierungsfonds in der vergangenen Woche der Gruppe gewährt hatte.

Bankia hatte Ende vergangener Woche einen Finanzierungsbedarf von zusätzlich 19 Mrd. Euro angemeldet. Spanien gerät zunehmend in den Sog der europäischen Schuldenkrise. Mit Bankia steht die größte Bankenrettung in der Geschichte des Landes an.

Der Verwaltungschef von Bankia Jose Ignacio Goirigolzarri will Tafelsilber verscherbeln: "Die BFA Gruppe und die Bankia haben ein starkes Portfolio von Firmenanteilen."

Der Verwaltungschef von Bankia Jose Ignacio Goirigolzarri will Tafelsilber verscherbeln: "Die BFA Gruppe und die Bankia haben ein starkes Portfolio von Firmenanteilen."

(Foto: REUTERS)

Für die Finanzmärkte scheint nach Griechenland nun immer mehr Spanien das Land zu sein, an dem die Währungsgemeinschaft am verwundbarsten ist. Niemand weiß, welche Risiken noch in den Bilanzen der spanischen Banken schlummern. Investoren sind verunsichert. Der Aktienmarkt in Madrid bildet diese Unsicherheit ab: Am Montag schloss er mit einem Minus von über 2 Prozent. IBEX-35-Index beendete damit den Handel auf dem tiefsten Stand seit neun Jahren.

Wer soll die Zeche zahlen?

Die Tochter der BFA-Gruppe Bankia will die leeren Kassen zumindest zum Teil durch den Verkauf von Firmenanteilen füllen: Beteiligungen an mehreren Konzernen könnten den Besitzer wechseln, hieß es bereits. Doch das wird nicht ausreichen, um die Löcher zu stopfen. Die Regierung in Madrid signalisierte, das in der Krise steckende Kreditinstitut Bankia mit 19 Mrd. Euro zu unterstützen, Hilfe aus der EU will man dafür aber nicht annehmen, was ebenfalls nicht zur Beruhigung der Investoren beiträgt.

Die gesamte Bankenbranche befindet sich durch das Platzen der Immobilienblase in einer extremen Schieflage, was realistische Befürchtungen weckt, dass die Regierung doch dazu gezwungen sein könnte, EU-Finanzhilfen zu beantragen. Die Finanzmärkte reagieren auf solche Not-Szenarien: Investoren flüchteten bereits scharenweise aus der Bankia-Aktie. Am Montag schloss das Papier mit einem Abschlag von 13,4 Prozent bei 1,36 Euro.

Über die Möglichkeiten, wie Spanien das Bankenproblem lösen will, gibt es derzeit nur Mutmaßungen. Fest steht wohl, Spanien muss seine Banken retten. Doch woher das Geld kommen soll, ist offen. Einige Stimmen mutmaßen, Spanien könnte sich für die Bankenrettung eventuell Hilfe beim Europäischen Rettungsfonds EFSF holen.

Allerdings wird am Markt auch die Option diskutiert, dass für die Bankia-Rettung statt Liquidität eher Schuldverschreibungen in Höhe von 19 Mrd. Euro in Frage kommen könnten. Die spanische Bank könnte dann diese Anleihen wiederum als Sicherheit verwenden, um sich Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu leihen. Damit versorgte sich die Bank bei der EZB mit der nötigen Liquidität. An den Anleihemärkten sorgte auch dieser Plan für Verstimmung, die Kreditausfallversicherungen für spanische Staatsanleihen sind so teuer wie noch nie. 

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

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