Wirtschaft

Strom-Standort Deutschland Bayer droht mit Exodus

Der fundamentale Kurswechsel in der Energiepolitik bereitet den großen Stromverbrauchern in der deutschen Wirtschaft zunehmend Sorgen. Bayer-Chef Marijn Dekkers droht im Fall steigender Preise offen mit einer Abwanderung ins Ausland.

Der Chemie-Konzern Bayer hat angesichts hoher Strompreise in Deutschland mit einer Produktionsverlagerung ins Ausland gedroht.

Will dahin ziehen, wo der Strom billiger ist: Bayer-Chef Marijn Dekkers.

Will dahin ziehen, wo der Strom billiger ist: Bayer-Chef Marijn Dekkers.

(Foto: REUTERS)

"Es ist wichtig, dass wir im Vergleich mit anderen Ländern wettbewerbsfähig bleiben", sagte Konzernchef Marijn Dekkers der "Wirtschaftswoche". Zuvor waren Überlegungen des Energiekonzerns Eon bekannt geworden, angesichts des beschleunigten Atomausstiegs bis zu 10.000 Stellen weltweit abzubauen

Sollten Strom in Deutschland zu teuer werden, droht Dekkers offen mit Abwanderung. Wenn der Standort seine Wettbewerbsfähigkeit verliere, könne "sich ein globales Unternehmen wie Bayer überlegen, seine Produktion in Länder mit niedrigeren Energiekosten zu verlagern", sagte der Bayer-Chef.

Sorgen vor steigenden Energiekosten belasten dabei nicht nur die Schwerindustrie. Auch Dienstleistungsunternehmen mit großen Server-Parks sehen der von der Bundesregierung nach der Atomkatastrophe in Japan eingeleiteten Energiewende mit gemischten Gefühlen entgegen. Robert Hoffmann, Chef des Web- und Telefonunternehmens "1&1", warnte vor der Abwanderung von IT-Unternehmen in Länder mit niedrigeren Stromkosten.

Dekkers zufolge wird Deutschland als Produktionsstandort für die energieintensive Chemieindustrie "unattraktiver." Schon heute seien die Energiepreise in Deutschland die höchsten in der EU. Deshalb liege der Schwerpunkt neuer Investitionen in der Kunststoff- und Chemiesparte von Bayer bereits in China. "Deutschland verliert relativ an Bedeutung", sagte Dekkers dem Wirtschaftsmagazin. Bayer hat in Deutschland mehr als 36.000 Mitarbeiter.

Alles Top bis auf den Strom

Ähnlich kritisch äußerte sich "1&1"-Chef Hoffmann. "In Sachen Datenschutz und Datensicherheit ist Deutschland ein Top-Standort, aber leider nicht beim Strom", kritisierte Hoffmann in der "Wirtschaftswoche".

"Es gibt zu viele Abgaben, die zu Unrecht den Strompreis erhöhen", erklärte Hoffmann. Sein Unternehmen beziehe Strom ausschließlich von norwegischen Wasserkraftwerken, müsse aber trotzdem die Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz zahlen.

"Wir subventionieren damit den Bau von Solardächern", sagte Hoffmann. "Somit zahlen wir doppelt." Sein Unternehmen stelle sich deshalb die Frage nach anderen Standorten, "an denen es grünen Strom ohne die Zusatzkosten gibt."

Quelle: ntv.de, AFP

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