Wirtschaft

Warten auf den ersten Gewinn Bei Twitter wird zu wenig gezwitschert

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Der 140-Zeichen-Dienst wächst langsamer als erwartet. Zwar kann das Unternehmen seinen Jahresumsatz fast verdoppeln - doch das Minus ist beachtlich. Somit hat Twitter noch immer kein Geld verdient. Anleger reagieren kurz angebunden.

In diesem Jahr steigt das Duell Twitter gegen Facebook bei olympischen Spielen und der Fußball-WM. Am vergangenen Wochenende gab es schon einen Vorgeschmack beim Super Bowl in den USA. Doch das Duell ist auch an der Börse heiß. Facebook hatte vergangene Woche die Märkte positiv überrascht und kräftig angezogen. Damit hat man Twitter jedoch einen guten Rucksack mit auf den Weg gegeben, denn die Erwartungen lagen höher. Die Zahlen waren durchaus überraschend und die Kursreaktion ziemlich bitter - und am Donnerstag wartet LinkedIn.

Erwartet hatten Analysten einen verdoppelten Umsatz auf 217,2 Millionen Dollar, herausgekommen sind gar 243 Millionen Dollar – Daumen hoch. Der bereinigte Verlust je Aktie sollte bei 0,02 Dollar liegen, herausgekommen ist ein Mini-Gewinn von 2 Cents. Das große Aber kommt jedoch hinterher - bei den aktiven Nutzern liegt Twitter bei 241 Millionen je Monat. Dies ist zwar ein Anstieg von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch den Investoren ist das offenbar viel zu wenig, sie schicken die Aktie nachbörslich bis zu 13 Prozent abwärts.

Im Gesamtjahr fiel ein Verlust 645 Millionen Dollar an nachdem es 2012 erst minus 79 Millionen Dollar waren. Der Einbruch hat mit dem Börsengang zu tun. Twitter musste für Aktien, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern gewährt hat, Kosten von 521 Millionen Dollar verbuchen. Der Gesamtumsatz verdoppelte sich derweil auf 665 Millionen Dollar (492 Millionen Euro).

Investoren lassen sich vom schnellen Wachstum locken

Offenbar haben viele auch einfach nach einem Grund gesucht, die überzogene Twitter-Aktie abzustoßen und ihre Gewinne zu kassieren. Denn trotz der jüngsten Zwischenkorrektur und trotz der nachbörslichen Enttäuschung liegt die Twitter-Aktie mit jetzt 58 Dollar immer noch meilenweit über dem Ausgabepreis von 26 Dollar. Der Börsenwert liegt damit bei rund 34 Millarden Dollar - das ist fast das 30-Fache des erwarteten 2014er-Umsatzes. Und das für ein Unternehmen, das noch nie einen Dollar Gewinn erwirtschaftet hatte - Mini-Gewinn hin oder her - und laut den Schätzungen der Analysten auch im laufenden Gesamtjahr nicht erwirtschaften wird.

Investoren setzten zuvor dennoch auf das Papier, weil der Kurznachrichtendienst deutlich schneller wächst als Facebook und das enorme Tempo auch beibehalten soll. In jedem Fall war in der Twitter-Aktie bisher aber eine Menge Hoffnung geparkt.

Nach der Meinung der Investoren dürfte sich Twitter künftig ein deutlich größeres Stück vom Internet-Werbekuchen abschneiden. Der Konzern ist stärker als Facebook im mobilen Geschäft vertreten, erzielt er doch über zwei Drittel seiner Werbeeinnahmen aus diesem Bereich. Twitter will vor allem das Auslandsgeschäft ausbauen. Der Konzern hat im Ausland zwar 77 Prozent seiner User, aber nur 26 Prozent seiner Erlöse.

Wer gewinnt Social-Media-Wettbewerb?

Nun ist Twitter nach Facebook der Zweite im Bunde, der Zahlen präsentiert hat. Einmal ging es kräftig nach oben, einmal deutlich nach unten. Einer fehlt noch - LinkedIn. Das Karrierenetzwerk hat bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen für das vierte Quartal Umsätze von lediglich 415 Millionen bis 420 Millionen Dollar prognostiziert und damit Investoren schockiert. Die Aktie brach auf die Meldung hin um zehn Prozent ein, hatten Analysten doch eine deutlich höhere Umsatzprognose erwartet.

Für das vierte Quartal erwarten die Finanzprofis derzeit Erlöse von 437,9 Millionen Dollar. Das wäre ein Plus von 44 Prozent. Die Schätzungen der Analysten liegen deutlich über den Prognosen des Managements von LinkedIn, weil der Konzern in den vergangenen zehn Quartalen nach dem Börsengang die Erwartungen der Analysten immer übertroffen hat. Allerdings lag der Umsatz im dritten Quartal um lediglich zwei Prozent über den Schätzungen der Profis. Das war die geringste Spanne seit dem Börsendebüt.

Sollte LinkedIn tatsächlich ein Gewinnplus von 44 Prozent schaffen, wäre das eine deutliche Wachstumsverlangsamung im Vergleich zum dritten Quartal, als das Plus noch bei 56 Prozent gelegen hatte. Die schiere Größe von LinkedIn - die Mitgliederzahl lag zuletzt bei 259 Millionen – führt dazu, dass das prozentuale Wachstum zurückgeht. Mal sehen, wer am Ende als Sieger aus dem Social-Media-Wettbewerb hervorgeht. Vieles spricht dafür, dass es bei Facebook bleibt, Twitter ist es wohl nicht.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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