Trauerspiel noch bis 2013? Berlins S-Bahn desolat
29.12.2009, 16:32 UhrNach einem halben Jahr massiver Technikprobleme bei der Berliner S-Bahn müssen sich die Fahrgäste laut Berliner Senat noch auf jahrelange Einschränkungen einstellen.

Das Elend geht weiter: Die Berliner S-Bahn kann auf längere Zeit keinen normalen Fahrplan garantieren.
(Foto: dpa)
"Inzwischen gibt die Bahn selbst zu, erst in drei oder sogar vier Jahren wieder vollen Betrieb zu fahren", sagte Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer der Zeitung "B.Z.". Daher habe sie das Unternehmen aufgefordert, ein Angebot für weitergehende Entschädigungen der Kunden zu machen, so die SPD-Politikerin. Die vertraglich vereinbarten Zahlungen von rund 232 Millionen Euro für dieses Jahr dürften wegen des monatelangen Ausfalls großer Teile der Wagenflotte um etwa 50 Millionen Euro gekürzt werden.
Die Deutsche Bahn widersprach der Senatorin. Ihren Angaben zufolge kehrt die S-Bahn im kommenden Jahr zum normalen Fahrplan zurück. "Auf der Grundlage aller uns bekannten technischen und betrieblichen Restriktionen gehen wir davon aus, den Fahrgästen im Jahr 2010 auf allen Linien wieder einen normalen Fahrplan zu bieten", sagte Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg. Er räumte ein, dass es auf einzelnen Linien "zunächst noch verkürzte Züge" geben könnte.
Junge-Reyer sagte, nach wie vor erwäge der Berliner Senat, die B-Bahn zu übernehmen. Allerdings sei dies momentan nur zu einem "negativen Kaufpreis" möglich. Dies Wartung der Bremsen sei fast abgearbeitet; es gebe aber nach wie vor massive Probleme mit den Rädern. Deren Austausch würde aber einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen.
"Rabenschwarzes Jahr"
Der Berliner Fahrgastverband IGEB sprach angesichts der Aussicht auf lange weitere Einschränkungen von einer "Kapitulation" nach einem "rabenschwarzen Jahr" für Nahverkehrsreisende. Er forderte den Senat auf, einbehaltene Zahlungen aus dem bis 2017 laufenden Vertrag mit der S-Bahn tatsächlich in Strecken, Bahnhöfe und Fahrzeuge vor allem bei der U-Bahn und Straßenbahn zu investieren.
Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Claudia Hämmerling, wies dem rot-roten Senat eine Teilschuld an dem andauernden Chaos zu. "Er hat schlicht einen schlechten Vertrag mit der Bahn abgeschlossen." Eine Neuausrichtung gehe schneller, je eher der Vertrag gekündigt werde.
Technische Probleme bei der S-Bahn waren Ende Juni eskaliert. Das Eisenbahnbundesamt ließ einen großen Teil der Züge aus dem Verkehr nehmen, da Prüfungen an Achsen und Rädern versäumt worden waren.
Quelle: ntv.de, wne/dpa