Optimistische Wachstumsprognose Bernanke haut auf die Pauke
13.01.2011, 21:21 UhrFed-Chef Bernanke ist eigentlich ein sehr vorsichtiger Mann. Dennoch lehnt er sich bei der Bewertung der Wachstumschancen der US-Wirtschaft weit aus dem Fenster. Er prognostiziert für 2011 ein Plus im Bereich von drei oder vier Prozent. Allerdings warten die USA mit negativen Arbeitsmarktzahlen auf. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wächst in der ersten Januar-Woche stark.
US-Notenbankchef Ben Bernanke erwartet für 2011 ein kräftiges Wachstum der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten. Ein Wachstum im "Bereich von drei oder vier Prozent ist denkbar", sagte Bernanke in einer Rede in Fairfax/Virginia. "Wir sehen eine Stärkung der Konjunktur." Bernankes Schätzung geht über die letzte Konjunkturprognose der Fed hinaus: Im November hatte sie für dieses Jahr ein Wachstum im Bereich von 3,0 bis 3,6 Prozent vorhergesagt.
Bernanke stellte außerdem fest, dass die Gefahr einer Deflation in den USA in den vergangenen Monaten abgenommen habe. Das Risiko habe sich "beträchtlich verringert", sagte er. Die Furcht vor einer Deflation, in der Preise und Löhne sinken und die Konjunktur in eine lang anhaltende Abwärtsspirale führen könnten, hatte die Fed zu Stützungsmaßnahmen für den Wirtschaftskreislauf veranlasst. Erst im November hatte sie weitere 600 Milliarden Dollar für den Kauf belasteter Wertpapiere bereitgestellt.
Rückschlag auf dem Arbeitsmarkt
Allerdings bereitet in den USA nach wie vor die Lage auf dem Arbeitsmarkt Anlass zur Sorge. In der vergangenen Woche haben so viele Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt seit einem halben Jahr nicht mehr. Die Zahl stieg in der Woche zum 8. Januar um 35.000 auf 445.000 von revidiert 410.000 in der Vorwoche. Dies ist der höchste Stand seit Oktober, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Volkswirte hatten dagegen mit einem leichten Rückgang auf 405.000 Erstanträge gerechnet.

In den USA erhalten 3,879 Millionen Menschen Arbeitslosenunterstützung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Ministerium verwies zur Begründung für den Anstieg darauf, dass möglicherweise wegen der Urlaubszeit über den Jahreswechsel in der vergangenen Woche weniger Erstanträge gemeldet worden seien und dies in dieser Woche nachgeholt worden sei.
Für die Vorwoche wurde die Zahl der Erstanträge leicht nach oben revidiert, auf 410.000 von zuvor 409.000. Den Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt gab das Ministerium mit 416.500 an. Für die Vorwoche wurde ein revidierter Wert von 411.000 (vorläufig: 410.750) ausgewiesen.
In der Woche zum 1. Januar erhielten den weiteren Angaben zufolge 3,879 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine deutliche Abnahme gegenüber der Vorwoche um 248.000.
US-Handelsbilanzdefizit rückläufig
Das Handelsbilanzdefizit der USA sank im November den dritten Monat in Folge und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Januar 2010. Wie das US-Handelsministerium berichtete, fiel der Passivsaldo nach vorläufigen Berechnungen um 0,3 Prozent auf 38,31 Mrd. US-Dollar. Volkswirte hatten im Konsens mit einem Anstieg des Defizits auf 40,70 Mrd. Dollar gerechnet. Das Defizit im Vormonat betrug 38,42 Mrd., nachdem vorläufig ein Minus von 38,71 Mrd. genannt worden war.
An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag in der US-Handels- und Leistungsbilanz mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Zur Finanzierung der Defizite benötigen die USA massive Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Sollten diese Zuströme ausbleiben, droht eine Dollar-Abwertung mit entsprechenden Auswirkungen für die Weltwirtschaft.
Die Exporte wiesen den Angaben zufolge im November einen Anstieg um 0,8 Prozent auf 159,65 (Vormonat revidiert: 158,40) Mrd. Dollar auf. Das ist das höchste Niveau seit August 2008. Die Importe stiegen um 0,6 Prozent auf 197,96 (196,82) Mrd. Dollar.
US-Erzeugerpreise steigen
Der Preisdruck auf Erzeugerebene in den USA verstärkte sich Ende des vergangenen Jahres weiter, was vornehmlich an höheren Energiepreisen, aber auch steigenden Nahrungsmitteilpreisen lag. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, stiegen die Preise im Dezember gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent. Das war der stärkste Zuwachs seit Januar 2010 und der sechste monatliche Anstieg in Folge. Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs um 0,8 Prozent gerechnet. Im November waren die Erzeugerpreise um 0,8 Prozent und im Oktober um 0,4 Prozent gestiegen.
In der Kernrate - ohne die volatilen Preise für Nahrungsmittel und Energie - stiegen die Erzeugerpreise verglichen mit dem Vormonat erwartungsgemäß lediglich um 0,2 Prozent. Im Vormonat war in der Kernrate ein Plus von 0,3 Prozent ermittelt worden.
Die Nahrungsmittelpreise, die 22 Prozent des Gesamtindex abbilden, stiegen den Angaben zufolge im Dezember um 0,8 Prozent (November: plus 1,0 Prozent) gegenüber dem Vormonat. Energie (14 Prozent des Gesamtindex) verteuerte sich sogar um 3,7 Prozent (plus 2,1 Prozent). Benzin verzeichnete ein Plus von 6,4 Prozent. Auf Jahressicht erhöhten sich die Erzeugerpreise im Dezember um 4,0 Prozent (plus 3,5 Prozent).
Im Jahr 2010 kletterten die Erzeugerpreise in den USA um 4,0 Prozent, nach einem Plus von 4,3 Prozent im Jahr 2009. In der Kernrate wurde im vergangenen Jahr ein Plus von 1,3% verzeichnet, nachdem im Vorjahr eine Teuerungsrate von 0,9% verzeichnet worden war.
Quelle: ntv.de, AFP/DJ/rts