Wirtschaft

Medienriese baut um Bertelsmann denkt an die Börse

Thomas Rabe schielt auf Wachstumsfelder abseits von Europa.

Thomas Rabe schielt auf Wachstumsfelder abseits von Europa.

(Foto: dpa)

Weil in Europa keine großen Wachstumsraten zu erwarten sind, will Bertelsmann-Chef Rabe den Medienriesen internationaler ausrichten. Weil das Geld kostet, ändert der Konzern seine Rechtsform und stellt damit die Weichen für einen möglichen Börsengang. Seit der Zeit unter Ex-Chef Middelhoff galt das als Tabu.

Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hat die Weichen für einen Umbau des größten Medienunternehmens Europas gestellt. "Bertelsmann soll wachstumsstärker, digitaler, breiter aufgestellt und internationaler werden", sagte Rabe. Er kündigte einen "langfristigen Konzernumbau" an. Bisher mache das Medienunternehmen 80 Prozent des Umsatzes in Europa, "einer Region, die auch längerfristig nicht stark wachsen wird". Bertelsmann betrachtet China, Indien und Lateinamerika als Wachstumsregionen.

Zugleich sieht Rabe großes Potenzial in digitalen Angeboten wie E-Books und Videoplattformen. Die Bertelsmann-Manager würden "unermüdlich an neuen digitalen Angeboten und Erlösmodellen arbeiten". Auch die Erwachsenenbildung, das Musikrechte-Management und das Dienstleistergeschäft sollen im Fokus der Wachstumsstrategie stehen.

Bereinigung abgeschlossen

Der Konzern habe einen "Schrumpfungsprozess" hinter sich, sagte Rabe. "Seit 2006 haben wir uns von Geschäften mit einem Umsatzvolumen von mehr als fünf Milliarden Euro getrennt." Unter anderem hatte Bertelsmann sein Buchclub-Geschäft nach und nach verkauft. Nun sei "die Bereinigung in weiten Teilen abgeschlossen." Den Güterslohern macht aber vor allem das schwache Geschäft im Druckbereich sowie bei der CD- und DVD-Pressung zu schaffen. Wichtigster Ertragsbringer ist das Fernsehgeschäft der RTL Group.

Das Konzernergebnis sank trotz guter Werbeumsätze im vergangenen Jahr von 656 Millionen Euro auf 612 Millionen Euro. Das entspricht einem Rückgang von etwa 7 Prozent. Grund dafür waren unter anderem schwache Zahlen bei Teilen der Drucksparte. Der Umsatz wuchs um weniger als 2 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro. Der Gewinn und das Umsatzwachstum seien 2011 "enttäuschend" gewesen, räumte Rabe ein.

Börsenparkett kein Tabu mehr

In einem Atemzug mit den Expansionsplänen kündigte Rabe an, dass Bertelsmann sich nunmehr die Möglichkeit eines Börsenganges offen hält. Ein solcher Schritt galt bisher als tabu in Gütersloh. Zu diesem Zweck ändert der Konzern seine Rechtsform. Aus der Bertelsmann AG wird die Bertelsmann SE & Co. KGaA, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. Die neue Konstruktion erlaubt es dem Konzern demnach, zum Beispiel durch einen Börsengang hohe Summen am privaten Kapitalmarkt aufzunehmen, ohne dass die Rechte der Gesellschafter verwässert werden. Der Einfluss der Gründerfamilie Mohn bleibe dadurch gewahrt.

Für Bertelsmann ist das eine komplette Kehrtwende. Bislang hatte die Mohn-Familie keine Mühen gescheut, um einen Börsengang zu vermeiden. 2006 stürzte sich der Konzern tief in die Schulden, um dem belgischen Investor Albert Frere ein 25-Prozent-Paket an Bertelsmann für 4,5 Mrd.- Euro abzukaufen. Frere hatte beabsichtigt, seinen Anteil an der Börse zu platzieren.

Mit der Idee einer Umwandlung seiner Rechtsform in eine KGaA ist Bertelsmann aber nicht Pionier. Auch andere deutsche Unternehmen mit einer Familie oder Stiftung als Eigner hätten sich schon für das Rechtsmodell entscheiden, betonte Rabe, etwa börsennotierte Konzern wie Henkel, Fresenius oder Merck.

Zu dem Medienriesen gehören die RTL Group, zu der auch der Nachrichtensender n-tv zählt, darüber hinaus der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, die Verlagsgruppe Random House und der Outsourcing-Dienstleister Arvato. Ein Viertel der Erlöse macht das Unternehmen mit werbeabhängigen Geschäften. Bertelsmann startete mit Rabe in das Geschäftsjahr 2012. Er trat zum 1. Januar die Nachfolge von Hartmut Ostrowski an, der im Herbst seinen Rückzug angekündigt hatte.

Quelle: ntv.de, nne/dpa

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