Werbemarkt springt an Bertelsmann mit Gewinnschub
29.03.2011, 12:05 Uhr
Der starke Werbemarkt lässt die Bertelsmann-Zahlen strahlen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein überraschend starker Werbeaufschwung lässt bei Bertelsmann die Kassen klingeln. Vor allem bei den vom Reklamemarkt abhängigen Töchtern RTL Group und dem Hamburger Verlag Gruner+Jahr seien die Geschäfte gut gelaufen. Im Vorjahr waren die Werbeeinnahmen infolge der Wirtschaftskrise massiv eingebrochen.
Der Medienkonzern Bertelsmann hat 2010 seine zum Halbjahr angehobene Gewinnprognose deutlich übertroffen und das Konzernergebnis von 35 Mio. Euro auf 656 Mio. Euro gesteigert. Zum Halbjahr hatte das Unternehmen aus Gütersloh für 2010 ein Konzernergebnis von mehr als 500 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Für 2011 erwartet die Bertelsmann AG wegen geringerer Sondereffekte einen weiteren Anstieg des Nettogewinns, wie Finanzvorstand Thomas Rabe bei der Bilanzpressekonferenz in Berlin sagte.
Verschuldung abgehakt
Der Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten stieg um 4,5 Prozent auf 15,79 Mrd. von 15,11 Mrd. Euro im Vorjahr. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (Operating EBIT) aus fortgeführten Aktivitäten legte um knapp ein Drittel auf 1,852 (1,438) Mrd. Euro zu. Die Umsatzrendite erhöhte sich damit auf 11,7 Prozent von 9,5 Prozent im Vorjahr.
Rabe sagte, sofern die konjunkturellen Erwartungen für die geographischen Kernmärkte Westeuropa und USA einträten, erwarte Bertelsmann für 2011 ein moderates Umsatzwachstum. "Das operative Ergebnis wollen wir auf dem erreichten Niveau stabil halten", kündigte er an.
Der Operating Free Cashflow stieg seinen Angaben zufolge 2010 mit 2,1 (1,8) Mrd. Euro auf Rekordniveau. Dies habe zu einer Reduzierung der Nettofinanzschulden auf 1,9 (2,8) Mrd. Euro beigetragen. Die Verbindlichkeiten seien so stark zurückgeführt worden, dass der Leverage Factor Ende 2010 auf 2,3 von 3,2 im Vorjahr gesunken sei und damit die selbst definierte Höchstgrenze von 2,5 unterschritten habe. "Das Thema Verschuldung ist für uns abgehakt", konstatierte Rabe.
Investieren in Pop
Bertelsmann sei aus finanzieller Hinsicht wieder bereit zu investieren. Nun würden "signifikante Mittel für Investitionen frei", sagte auch Vorstandsvorsitzender Hartmut Ostrowski laut Mitteilung. Zu den Planungen gehört, das hochprofitable Geschäft mit Rechten an Rock- und Popsongs deutlich auszubauen. Das Unternehmen zeigt mittlerweile offen Interesse an dem Katalog des angeschlagenen britischen Musiklabels EMI.
Er gehe davon aus, dass EMI dieses Jahr auf den Markt komme, sagte Finanzvorstand Rabe. "Wir werden uns das dann anschauen. (...) Wir werden sehen, ob wir bestimmte Teile des Geschäftes zu einem angemessenen Preis erwerben können."
BMG Publishing - ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Finanzinvestor KKR - ist zurzeit weltweit die Nummer 5 im Musikrechtegeschäft, kauft aber seit Monaten kontinuierlich kleinere Kataloge auf und wächst stark. Die Rechte an mehr als 300 000 Songs liegen inzwischen schon bei BMG Publishing - die Spanne reicht dabei von Elvis und John Denver bis zu den Black Eyed Peas und Duran Duran.
Bertelsmann wird seit längerem ein Interesse an den riesigen Musikrechtekatalogen von Warner und EMI nachgesagt. "Ziel ist es, bis 2015 eines der größten und eines der bestgeführten Musikrechteunternehmen zu werden", sagte Rabe. Es gehe "auch emotional um die Rückkehr in die Musikwelt". BMG Publishing sei in acht großen Märkten präsent. "Wir denken über Brasilien und Australien nach. Auch über Asien." Asien gilt als Boommarkt. Branchenkreise versprechen sich viel von der Ankündigung Chinas, Urheberrechte künftig konsequenter umzusetzen.
Bertelsmann hatte sich vor Jahren aus dem klassischen Musiklabelgeschäft zurückgezogen. In der CD-Vermarktung sind die Renditen stark gesunken. Dagegen gilt das Geschäft mit Rechten an Songs, etwa für Werbespots und Radiosendungen, als hochprofitabel.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/dpa/rts