Öllager randvoll Billiges Benzin auch 2010
15.12.2009, 07:30 Uhr
Auch im neuen Jahr sollte es an der Zapfsäule nicht allzu teuer werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
2009 war ein recht günstiges Jahr für Autofahrer. Auch für das kommende Jahr sind keine neuen Rekordpreise für Benzin und Heizöl absehbar. Die Lager der Industrienationen sind randvoll und nur ein ausgesprochen starker Aufschwung könnte für neue Preisschübe auf dem Ölmarkt sorgen.
Das Jahr 2010 sollte für die deutschen Autofahrer keine neuen Benzinpreis-Rekorde bringen. Die Rohölpreise steigen bei einem Niveau von gut 70 Dollar für ein Barrel (159 Liter) derzeit nicht, der Dollar ist relativ schwach und der Staat hält die Mineralöl- und Mehrwertsteuern vorerst stabil. Allenfalls ein unerwartet starker weltweiter Aufschwung könnte auch an den Tankstellen zu spüren sein.
"Die Öllager in den Industrieländern sind so voll wie seit vier Jahren nicht mehr", sagt der Rohstoffexperte Klaus Matthies vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut HWWI. Die steigenden Rohölpreise seit dem Frühjahr kamen für die Fachwelt überraschend, denn die weltweite Nachfrage nach Öl war wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise das ganze Jahr hindurch eher schwach. Der Ölverbrauch ging nach Schätzungen der Internationalen Energie-Agentur (IEA) um 1,6 bis 1,7 Prozent zurück.
Dennoch verdoppelte sich der Ölpreis im Lauf des Jahres von zunächst 35 auf 70 und in der Spitze sogar auf fast 80 Dollar je Barrel. Als Ursachen sehen die Rohölanalysten gezielte Verknappung durch die OPEC, den fallenden Dollarkurs und die stabile Nachfrage aus China und Indien. Dazu muss man allerdings sagen, dass der Ölpreis nach der großen Preisrallye des Jahres 2008 mit einem Spitzenpreis von 150 Dollar später zum Jahreswechsel tief abgestürzt war. Im längerfristigen Vergleich ist das Öl immer noch relativ teuer: Der Preis ist dreimal so hoch wie zum Beispiel im Jahr 2003.
Spitzenwert im Juni
Seit dem Frühjahr 2009 verteuerte sich mit dem steigenden Rohöl- Preis auch der Sprit für das Auto in kleinen, aber regelmäßigen Schritten - bis hin zu einem Spitzenwert von 1,39 Euro für einen Liter Benzin Mitte Juni. Das waren zwar 30 Cent mehr als zum Jahresbeginn - aber eben auch 20 Cent weniger als die Rekordpreise im Sommer des Vorjahres. "Die Diskussion hat sich beruhigt", heißt es bei den Mineralölunternehmen, die zuvor wegen immer neuer Preisrekorde die Pfeile von Autoclubs und Boulevardmedien auf sich gezogen hatten.
Vor allem die Fahrer von Dieselautos konnten sich in diesem Jahr etwas entspannen. Während der Hochkonjunktur hatte eine überhitzte Diesel-Nachfrage den steuerlichen Preisvorteil für Diesel zeitweise ausgeglichen. Diesel war teurer als Benzin. Inzwischen ist der Abstand von 20 Cent wieder hergestellt. Die aktuellen Preise an den Zapfsäulen - um die 1,30 Euro für den Liter Benzin, rund 1,10 Euro für Diesel - tendierten zuletzt sogar eher etwas abwärts.
Schwindende Margen bei Ölkonzernen
Für die Mineralölunternehmen war 2009 ein eher schwieriges Jahr und Besserung ist nicht in Sicht. Wegen der schwachen Nachfrage gerieten ihre Raffineriemargen unter Druck. "Rote Zahlen überall", konstatiert der deutsche BP-Chef Uwe Franke. "Seit Sommer hat sich die wirtschaftliche Situation der Raffinerien zugespitzt." Die deutsche Shell will ihre Raffinerien in Heide und Husum verkaufen, andere Konzerne denken darüber nach, wie sie ihre Kapazitäten verringern können. Raffinerieschließungen stehen bevor. Der US-Markt, der bislang europäische Benzin-Überschüsse aufnehmen konnte, ist mittlerweile ausgeglichener geworden und fragt weniger nach.
Die Preisprognosen für das nächste Jahr fallen überwiegend verhalten aus. Bei vollen Lagern, wenig Wirtschaftswachstum und einer erheblichen freien Förderkapazität der OPEC von rund fünf Millionen Barrel pro Tag ist nicht zu sehen, woher die Impulse für kräftige Preissteigerungen bei Öl und Rohstoffen kommen könnten. Sollte aber die Weltwirtschaft stärker wachsen als erwartet und sich die Finanzspekulation an einen Aufwärtstrend anhängen, sind auch kräftigere Preissteigerungen möglich. Das billige Geld der Zentralbanken kann da wie ein Treibsatz wirken.
Quelle: ntv.de, mme/rts