Hamburger Traditionswerft wird verkauft Blohm + Voss geht an die Briten
12.12.2011, 10:55 Uhr
Die Zukunft sieht für ThyssenKrupp im militärischen Schiffbau.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach monatelangen Verhandlungen findet der Dax-Konzern ThyssenKrupp einen Käufer für Blohm + Voss. Der zivile Schiffbau in der Hamburger Traditionswerft geht nicht an die Araber, sondern an den britischen Investor Star Capital. ThyssenKrupp kann sich nun ganz auf den Bau von Kriegsschiffen konzentrieren.
Der Stahl- und Industriegüterkonzern ThyssenKrupp verkauft den zivilen Teil der Hamburger Werft Blohm + Voss an den britischen Finanzinvestor Star Capital.
Der Vertrag sei unterzeichnet worden, teilte ThyssenKrupp mit. Das Geschäft müsse noch von den Aufsichtsgremien sowie Wettbewerbs- und Außenwirtschaftsbehörden genehmigt werden. ThyssenKrupp rechnet mit einem Abschluss im ersten Quartal 2012. Star Capital teilte mit, das bisherige Management von Blohm + Voss solle an Bord bleiben. Zum Preis machten beide Unternehmen keine Angaben. Branchenkreisen zufolge liegt er im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Star Capital werde die Aktivitäten an allen Standorten weiterführen, erklärte der Konzern. Blohm + Voss baut und repariert Schiffe für den kommerziellen Einsatz. Daneben übernimmt das Unternehmen auch Spezialaufträge wie zum Beispiel den Bau spektakulär großer Jachten. Der zivile Schiffbau von Blohm + Voss beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter. Zuletzt kamen sie auf einen Umsatz von rund 500 Mio. Euro pro Jahr. Im Sommer war der Verkauf von Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar geplatzt.

Gut für die Mitarbeiter, sagt der Vorstandsvorsitzende der ThyssenKrupp Marine Systems AG (TKMS), Hans-Christoph Atzpodien. Hier steht er im Baudock 12 von Blohm+Voss in Hamburg nach der feierlichen Kiellegung der ersten Fregatte F125 an einem Modell des Schiffes.
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"Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mit dem neuen Eigentümer eine wichtige Weichenstellung zur Sicherung der Arbeitsplätze und der Zukunft des Schiffbaus an den Standorten von Blohm + Voss erfolgt", sagte ThyssenKrupp-Werftenchef Hans-Christoph Atzpodien. Das Unternehmen will sich in seiner Werftensparte künftig auf den konzentrieren.
Für ThyssenKrupp ist die Trennung von den zivilen Werften ein wichtiger Schritt beim . Jahrelang bemühten sich die Essener um den Verkauf des Schiffbaugeschäfts. Es waren bereits Verträge mit dem Investor Abu Dhabi Mar unterzeichnet worden, doch das Geschäft kam nach einer jahrelangen Hängepartie am Ende nicht zustande. ThyssenKrupp hatte sich zuvor bereits aus weiten Teilen des zivilen Schiffbaus zurückgezogen. So hatte der Konzern den größten Teil der Emder Nordseewerke an die Siag-Gruppe verkauft.
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger will diverse Geschäftsbereiche, darunter die Edelstahlsparte und Autozulieferer, veräußern. Betroffen sind rund 35.000 der weltweit etwa 180.000 Beschäftigten des Konzerns. Hiesinger will damit die Schulden senken und zusätzliche Mittel für Investitionen in das Technologiegeschäft, zu dem zum Beispiel die Aufzugssparte und der Anlagenbau gehören, erhalten.
Quelle: ntv.de, dpa/rts