Wirtschaft

Zur Fusion verdammt Börsen streben nach Größe

Weltweit schließen sich die Börsen zusammen. Ihnen bleibt auch nichts anderes übrig: Alternative Handelsplattformen laufen ihnen andernfalls den Rang ab. Eine Fusion von Deutscher Börse und Nyse Euronext macht deshalb Sinn.

(Foto: REUTERS)

Die Deutsche Börse steht vor einem Zusammenschluss mit ihrer Konkurrentin Nyse Euronext. Sollte die Fusion gelingen, entstünde die weltweite Nummer Eins mit einem Börsenwert von 24 Milliarden Dollar. Bevor das allerdings dazu kommt, müssen sich die Vorstände noch einigen, die Aktionäre zustimmen und die Wettbewerbsbehörden grünes Licht geben. Und das ist alles andere als sicher.

Außerdem dürfen bei solchen Fusionen nationale Befindlichkeiten nicht unterschätzt werden. Während in New York Klagen über den Ausverkauf eines Symbols laut werden, wird diesseits des Atlantiks darauf hingewiesen, dass Frankfurt über kurz oder lang zu einer Filiale der Wall Street verkommen wird. Daran ändere auch nichts, dass die Anteilseigner der Deutschen Börse 60 Prozent am fusionierten Unternehmen halten werden. Beim Zusammenschluss von Nyse und Euronext waren die Amerikaner ja auch nur Juniorpartner. Doch zweifellos sind sie es, die mittlerweile das Sagen haben.

Doch wer in der Partnerschaft künftig die Führungsrolle übernimmt, ist aus ökonomischer Sicht egal. Der Zusammenschluss macht Sinn in einer Zeit, in der sich die Börsenlandschaft radikal verändert. "Die Branche braucht Konsolidierung", sagt Joseph Greco, Managing Director bei Meridien Equity Partners in New York. "Die Zeiten erinnern an Darwin: Der Stärkste überlebt", betont Michael Holland, Chairman vom Vermögensverwalter Holland & Co. Auch auf dem Frankfurter Parkett sorgen die Pläne für Aufruhr: "Das ist so, als wenn Inter Mailand und Real Madrid fusionieren, das ist ein totaler Hammer", jubelt ein Börsianer.

Die Zeiten ändern sich

Globalisierung und Technologie haben die Börsen verändert – und zwingt sie zum Konsolidierungskurs. Alternative Handelsplattformen laufen den klassischen Anbietern den Rang ab, der Kostendruck steigt. Das Geschäft wird immer globaler. Nur Stunden bevor die jüngsten Fusionspläne publik wurden, hatten die Börsen in London und Toronto ihren Zusammenschluss verkündet. Außerdem will die Börse in Singapur den Rivalen Australian Securities Exchange kaufen. Die Technologiebörse Nasdaq hat sich bereits mit der skandinavischen OMX verstärkt. Im Jahr 2007 hatte sich die New York Stock Exchange die Euronext einverleibt, die ihrerseits ein Zusammenschluss mehrerer Aktienmärkte in Paris, Brüssel, Amsterdam und Lissabon ist. Auch die Deutsche Börse war damals an der Euronext interessiert. Bereits 2004 hatte die Deutsche Börse überdies versucht, mit der Londoner Börse zusammenzugehen, was ebenfalls scheiterte.

Wie stark sich die Börsenwelt verändert hat, zeigt ein Blick auf die New Yorker Börse. Sie ist zwar ein Riese unter den Aktienmärkten, doch ihre Bedeutung schwindet. Ein wachsender Teil der Aktien wird bereits außerbörslich gehandelt. Börsen müssen angesichts der wachsenden Konkurrenz Kosten drücken und in neue Technologie investieren, die den Handel noch schneller macht. Sie müssen so viele Transaktionen so schnell wie möglich so billig wie möglich abwickeln. Denn für Investoren zählen nur Kosten, Geschwindigkeit und Liquidität.

Größe ist ein entscheidender Vorteil, um sich in diesem Wettlauf an die Spitze zu setzen – und genau das würde Deutscher Börse und Nyse Euronext gelingen. Die Fusion bringt beiden Seiten Vorteile. Der Aktienhandel soll in New York angesiedelt werden, der Derivatehandel in Frankfurt. Für die deutsche Seite wäre das kein schlechter Deal: Schließlich ist der Handel mit Termingeschäften der Wachstumstreiber im Börsengeschäft – und die Gewinnmargen sind dort sehr viel größer.

Quelle: ntv.de

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