Wirtschaft

Investoren haben einen Traum Börsenhandel 24/7?

Investoren hegen seit Jahrzehnten einen Traum, der nun mit der Fusion von Deutsche Börse und Nyse Euronext endlich in Erfüllung gehen könnte: ein weltumspannender Rund-um-die-Uhr-Handel mit Aktien.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für Investoren könnte durch die Schaffung eines Börsengiganten aus Deutsche Börse und Nyse Euronext ein Aktienhandel rund um den Globus und rund um die Uhr in greifbare Nähe rücken. "Ein großer Vorteil der Fusion aus Investorensicht wäre, wenn der seit den 70er Jahren geträumte Traum eines weltumspannenden Rund-um-die-Uhr-Handels mit Aktien wahr werden würde", sagte der Chef der Baader Bank, Uto Baader.

"Eine solche Vernetzung ist etwas Gutes und wird meiner Meinung nach auch kommen", sagte Baader. Dazu bräuchte die neue Superbörse allerdings einen Partner in Asien. "Die Chance einen weltweiten Betreiber zu bekommen wäre schon da, wenn Deutsche Börse/Nyse Euronext etwa um Singapur oder Tokio herum etwas bastelt", bemerkt Lutz Raettig, Aufsichtsratschef der Morgan Stanley Bank AG. Bei Verkündung des Zusammenschlusses zur weltgrößten Börse hatte Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni bereits auf Wachstumschancen in Asien hingewiesen. Die bekannte Markte New York Stock Exchance könnte dafür ein Türöffner sein. Zudem ist das weltweite Fusionsfieber längst auf Asien übergesprungen, obwohl es in vielen Ländern noch Vorbehalte gegen eine Öffnung für ausländische Investoren gibt.

Für die Anleger gebe es durch den Zusammenschluss von Deutsche Börse und Nyse jedenfalls die Chance auf mehr Handelsmöglichkeiten und bessere Liquidität, meint Stefan de Schutter, Leiter des Aktienhandels beim Wertpapiermakler Alpha. "Die Hoffnung ist, dass man sich leichter auf anderen Märkten tummeln kann." Damit deutsche Aktien auch problemlos in New York gehandelt werden können, müssten aber auch die regulatorischen Anforderungen vereinheitlicht werden. "Die Regulatoren müssen sich zusammenraufen, wie das die Unternehmen auch getan haben", betont Baader, dessen Haus als führender Spezialist im Wertpapierhandel ein großer Kunde der Deutschen Börse ist.

Niedrigere Preise?

Für eine genaue Bewertung der Fusionspläne benötigen Kunden und Investoren nach eigenen Angaben noch mehr Details. Auch der Börsenrat der Frankfurter Wertpapierbörse, dessen Vorsitzender Raettig ist, wird sich erst in den nächsten ein bis zwei Wochen damit beschäftigen. Grundsätzlich machten die Pläne aber "eine Menge Sinn", sagte Raettig. Als Kunde der Deutschen Börse hoffe er auf niedrigere Preise durch mehr Effizienz auf Seiten der Börsenbetreiber. Das sieht de Schutter allerdings etwas anders: "Die Befürchtung ist, dass die Preissetzungsmacht durch die Monopolstellung im europäischen Aktienhandel eher zunehmen wird", warnt er. Bei wenigen Anbietern sei die Gefahr größer, dass die Preise gleich bleiben oder steigen.

Baader sieht bei einem Zusammenschluss der Börsen in Frankfurt, New York, Paris, Brüssel und Amsterdam keinen wirklichen Wettbewerber mehr im europäischen Aktienhandel. Seiner Ansicht nach ist die Londoner Börse zu sehr auf den Handel mit heimischen Aktien konzentriert. "Wichtig für Europa ist, dass es zu dem neuen Börsenriesen auch einen wirkliches Gegengewicht gibt." Das könnten im paneuropäischen Geschäft auch Wettbewerber wie Chi-X oder Bats Europe nicht bilden. "Die sogenannten alternativen Handelsplattformen sind Internalisierungssysteme der großen Investmentbanken", fasst Baader zusammen. Chancen sehe er aber für deutsche Regionalbörsen beim Listing kleinerer Unternehmen. Sie würden sich dort eventuell besser aufgehoben fühlen.

Machtverteilung ungewiss

Marktteilnehmer diskutieren auch über die Machtverteilung bei der neuen Mega-Börse. "Für den Finanzstandort Deutschland sehe ich keine Bedrohung", sagt Raettig. Die Deutsche Börse habe mit 60 Prozent die Mehrheit, auch die Besetzung des Konzernchefs mit dem Amerikaner Duncan Niederauer sei kein Problem: "Ein CEO alleine kann den Laden nicht führen." Baader sieht die Besetzung des Chefpostens mit Niederauer aus Sicht der Marktteilnehmer sogar positiv. "Ein großer Vorteil ist, dass mit Duncan Niederauer endlich mal ein Manager an der Spitze einer Börsenorganisation sein wird, der im Gegensatz zu allen anderen in Europa den Handel und seine Bedürfnisse versteht."

Baader sieht die neue Börse insgesamt aber von der anglo-amerikanischen Seite beherrscht. "New York kauft sich Europa und nicht umgekehrt." Schließlich seien die Aktionäre der Deutschen Börse bereits jetzt mehrheitlich aus dem Ausland. "Die Europäer haben es alleine nicht hinbekommen - wenn man eine paneuropäische Börse haben will, bedarf es eines amerikanischen Steigbügels", sagt Baader. Der Finanzplatz Frankfurt müsse seine neue Rolle erst wieder finden.

Quelle: ntv.de, rts

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