Weltweite Talfahrt Börsenkurse brechen ein
05.08.2011, 07:15 UhrAn den internationalen Aktienmärkten findet ein regelrechter Ausverkauf statt. Was in den USA beginnt, setzt sich in Europa, Asien und Lateinamerika fort. Analysten verweisen auf die Schuldenkrise in Europa sowie auf Anzeichen, dass die US-Wirtschaft zum Stillstand gekommen ist.
Die Talfahrt an den internationalen Aktienmärkten geht weiter. Nach den europäischen und den US-Börsen verzeichneten auch die asiatischen Märkte massive Verluste. "Momentan reagiert die Unsicherheit, Fantasie für eine Aufwärtsbewegung gibt es nicht", sagte ein Händler. "Wir befinden uns in einem Prozess des Umdenkens", so ein anderer Marktteilnehmer. Aus den USA seien bisher Wachstumszahlen von 3 Prozent die Vorgabe gewesen. Auf eine lange Zeit müsse man sich nun auf eine 1 vor dem Komma einrichten. Platz für Stimuli habe die US-Politik angesichts der immensen Schuldenprobleme nicht. Hinzu komme die Schuldenkrise in der Eurozone, die tatsächlich auf Italien und Spanien überzuschwappen droht.
Der Leitindex Nikkei an der Börse in Tokio verbuchte im späten Handel ein Minus von rund 3,6 Prozent. Angesichts der sich verschärfenden Konjunktursorgen standen zyklische Werte besonders unter Abgabedruck.
Im Vorfeld der US-Arbeitsmarktzahlen im weiteren Tagesverlauf dürfte die Stimmung aber gedrückt bleiben, erwartete ein Analyst von Mizuho Securities. Zudem seien die Effekte der Devisenmarktintervention der Bank of Japan am Vortag bereits weitgehend verpufft und der Yen wieder deutlich fester. Der feste Yen schadet der japanischen Exportindustrie und verhindert damit eine spürbare Konjunkturerholung.
Der US-Arbeitsmarktbericht sorgt für Gesprächsstoff. Volkswirte erwarten ein Plus von 75.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft. "Die Gefahr besteht, dass die Kommunen mit der hohen Verschuldung bereits Stellen gestrichen haben und die Prognose zu optimistisch ist", warnte ein Marktteilnehmer. Am Montag hatte ein unerwartet schwach ausgefallener US-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe die Baisse an den Börsen weltweit maßgeblich mit ausgelöst.
Verluste in China
In Hongkong sackte der Hang-Seng-Index in Hongkong zeitweise bis zu 4,8 Prozent ab und erholte sich später ein wenig. Der Composite-Index der Börse in Shanghai verlor mehr als zwei Prozent, während der Leitindex in Shenzhen um fast drei Prozent zurückging.
Auch die Börsen in Südkorea und Australien verzeichneten Verluste. Die Kospi in Seoul lag mit knapp drei Prozent im Minus. Die Börse in Australien stabilisierte sich am frühen Nachmittag, nachdem die Kurse mehr als vier Prozent in den Keller gegangen waren. Die Börse in Bangkok sackte um 3,1 Prozent ab.
Zuvor hatten die drei Hauptbörsen Lateinamerikas sehr starke Verluste verzeichnet. Im brasilianischen São Paulo sank der Index der Bovespa-Börse um 5,2 Prozent. Der IPC-Index in Mexiko-Stadt gab um 3,3 Prozent nach. Negativ endete auch der Börsenhandel in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. Dort verlor der Merval-Index 6 Prozent.
Dow verliert mehr als 500 Punkte
In den USA hatte sich die Lage am Aktienmarkt am Donnerstag dramatisch verschärft. Der Dow Jones Industrial stürzte um mehr als 500 Punkte ab und fiel erstmals seit Dezember 2010 wieder unter die Marke von 11.400 Punkten. Von den vergangenen zehn Handelstagen hat der Leitindex somit neun Tage im Minus beendet und in dieser Zeit 10,5 Prozent an Wert eingebüßt. Der breiter gefasste S&P 500 verlor am Donnerstag 4,7 Prozent und erlitt seinen größten Tagesverlust seit Februar 2009. Auch die Technologiewerte an der Nasdaq zeigten sich tiefrot.
Der deutsche Leitindex Dax war um 3,4 Prozent auf 6414,76 Punkte und damit auf ein Zehnmonatstief abgerutscht.
In Italien waren die Verluste noch größer: Die Mailänder Börse rutschte, belastet von Sorgen über die Zahlungsfähigkeit Italiens, in die Tiefe. Der Standardwerte-Index FTSE-MIB fiel 5,2 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang April 2009.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP