Marktberichte

"Die Dämme sind gebrochen" Dammbruch an der Wall Street

(Foto: picture alliance / dpa)

An der New Yorker Börse geht es nach nur einem Tag Mini-Pause schon wieder abwärts - und zwar deutlich. Die Pessimisten sind zurück und bringen Verstärkung mit. "Die Wirtschaft steht still", sagt ein Analyst. Selbst überraschend positive Quartalszahlen - wie von General Motors - können an der schlechten Gesamtstimmung nichts ändern. Der auch als "Angstbarometer" bekannte Volatilitäts-Index VIX macht das mit einem Sprung um 35,4 Prozent deutlich.

Die Lage am US-Aktienmarkt hat sich am Donnerstag dramatisch verschärft: Die Wall erlitt einen der schwersten Tages-Verluste seit Jahren. Der Dow Jones Industrial stürzte um mehr als 500 Punkte ab und fiel erstmals seit Dezember 2010 wieder unter die Marke von 11.400 Punkten. Damit unterbot er deutlich sein bisheriges Jahrestief, dass er im März während der sich zuspitzenden Reaktorkatastrophe in Fukushima erreicht hatte. Nach der kurzen Erholung am Mittwoch schlossen alle drei großen US-Indizes mehr als 4 Prozent im Minus.

Analysten verwiesen auf die Schuldenkrise in Europa sowie auf Anzeichen, dass die US-Wirtschaft zum "Stillstand" gekommen sei. Auch die überraschend starken Quartalszahlen der Opel-Mutter General Motors und die von Börsianern begrüßte Aufspaltung von Kraft konnten an der schlechten Gesamtstimmung nichts ändern.

Dow Jones
Dow Jones 45.422,13

Alle drei großen Indices schlossen mehr als 4 Prozent im Minus: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 4,3 Prozent tiefer bei 11.383 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 4,8 Prozent auf 1200 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank gar um 5,1 Prozent auf 2556 Stellen. Zwischenzeitlich betrug der Verlust jeweils mehr als drei Prozent.  Der auch als "Angstbarometer" bekannt Volatilitäts-Index VIX sprang 35,4 Prozent in die Höhe auf 31,7 - der höchste prozentuelle Anstieg seit Februar 2007. In Frankfurt beendete der Dax den Xetra-Handel 3,4 Prozent im Minus bei 6414,76 Punkten.

"Der Damm ist gebrochen"

Zwar hatten sich in der vergangenen Woche weniger US-Bürger erstmals arbeitslos gemeldet als von Analysten prognostiziert. Zusammen mit vielen anderen Konjunkturdaten ergebe sich aber ein Bild der Stagnation, sagte Hugh Johnson von Hugh Johnson Advisors LLC. "Alles - die Arbeitslosendaten eingeschlossen - deutet auf dasselbe hin: Die Wirtschaft steht still", sagte er. Sein Kollege Peter Kenney von Knight Kapital sprach von wahllosen Verkäufen. "Heute morgen ist der Damm gebrochen", erklärte er.

Zu der schlechten Stimmung trugen auch Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet bei, wonach die konjunkturellen Abwärtsrisiken stärker geworden seinen.

Von Milka bis Opel

Im Sog des schwachen Gesamtmarktes sackten die Aktien von General Motors um 4,3 Prozent ab. Der größte US-Autokonzern verdoppelte im abgelaufenen Quartal seinen Gewinn nahezu und steigerte seinen Umsatz um 19 Prozent auf fast 40 Mrd. Dollar.

Die Ankündigung der Aufspaltung von Kraft Foods hielt die Aktie des Großkonzerns lange im positiven Terrain - am Ende stand aber auch bei Kraft ein Minuszeichen und 1,5 Prozent Verlust. Das Unternehmen trennt sein nordamerikanisches Lebensmittelgeschäft mit Marken wie Miracel Whip und einem geschätzten Umsatz von 16 Mrd. Dollar ab. Der größte Teil des bisherigen Geschäfts firmiert inklusive Europa künftig unter "Global Snacks" mit einem Umsatz von geschätzten 32 Mrd. Dollar. Auch der Quartalsbericht des Milka-Herstellers fiel besser aus als erwartet und sorgte für Zukäufe bei den Anteilsscheinen.

"Hoffentlich wird das Aufspalten ein neuer Trend, weil es Werte freisetzt", sagte ein Händler. Kraft folgt mit der Aufspaltung anderen Unternehmen, die in den vergangenen Monaten ähnliche Pläne publik gemacht hatten. Dazu zählen Sara Lee, Fortune Brands, Motorola und einige Energieunternehmen.

Bank of America sackte 7,4 Prozent ab und landete auf einem 52-Wochentief. Die Citigroup verlor 6,5 Prozent.

Einen massiven Einbruch erlitten die Titel des US-Biotech-Unternehmens Dendreon, das wegen des schwachen Absatzes seine Jahresziele zurückzog. Der Aktienkurs stürzte um 67 Prozent ab.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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