Deutsche Solarbranche in Aufruhr China-Strafzölle in der Kritik
30.05.2012, 07:19 Uhr
Sonne satt für Chinas Solarindustrie.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wacker Chemie ist Europas größter Siliziumhersteller. Im Gegensatz zur restlichen deutschen Solarbranche trifft den Konzern die wachsende Konkurrenz aus China aber kaum. Wacker warnt deshalb auch vor der Erhebung von Strafzöllen und geht auf Konfrontationskurs zu Unternehmen wie Solarworld.
Strafzölle für chinesische Solarmodule lehnt das deutsche Branchenmitglied Wacker Chemie ab. Stattdessen warnt der Konzern vor dessen Folgen. "Nach unserer Überzeugung helfen protektionistische Maßnahmen nicht, die heimische Solarindustrie zu schützen, im Gegenteil, sie beeinträchtigen die Zukunftschancen der Photovoltaik", sagte Wacker-Vorstandsvorsitzender Rudolf Staudigl. Der MDax-Konzern ist der mit Abstand größte Hersteller in Europa für das in der Photovoltaik benötigte Silizium und exportiert dieses auch nach China.
In den USA hatten sich Mitte Mai mehrere Solarhersteller mit einer Beschwerde gegen chinesische Importeure von Solarmodulen durchgesetzt. Das US-Handelsministerium verhängte daraufhin auf die Importe aus China Strafzölle. Auch in Europa wollen Solarhersteller nun gegen chinesische Importe vorgehen.
Provokation und Handelskrieg
Die Dumpingbeschwerde der europäischen Solarindustrie gegen die Preispolitik Chinas wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, sagte Solarworld-Sprecher Milan Nitzschke indes. An dem Verfahren seien rund 20 Unternehmen beteiligt.
Für Wacker Chemie birgt das Vorgehen Risiken für alle Unternehmen der Solarbranche. Die Erfahrung zeige, dass Handelsschranken kein geeignetes Mittel seien, um einen offenen und fairen Wettbewerb zu gewährleisten, sagte der Leiter des Münchener Spezialchemiekonzerns. Sanktionen könnten einen Handelskrieg provozieren, der in der Konsequenz für alle im Solargeschäft tätigen Unternehmen von Nachteil sei.
Branchenprobleme
Das von Wacker gelieferte Silizium ist der Ausgangsstoff bei der Herstellung von Solarzellen, die wiederum beim Bau von Wafern und Solarmodulen zum Einsatz kommen. Strafzölle würden deshalb auch das Geschäft von Wacker Chemie treffen.
Die deutsche Solarbranche kämpft seit längerem mit der erstarkten Konkurrenz aus China. Die dortigen Unternehmen nutzen ihren Preisvorteil, um ihre Marktanteile deutlich auszubauen. Infolgedessen meldeten erste namhafte deutsche Solarunternehmen Insolvenz an oder befinden sich in schmerzhaften Umstrukturierungsprozessen. Neben der Konkurrenz aus China drückt aber auch die ungewisse Zukunft der Solarförderung hierzulande auf die Geschäftszahlen der Branche.
Quelle: ntv.de, bad/DJ