Wirtschaft

Kredite, Banken, Immobilienpreise China versucht zu lenken

Das Wachstumstempo der chinesischen Wirtschaft ist selbst den Machthabern in in Peking nicht mehr geheuer. Vorsichtig versuchen die Behörden, die überhitzten Märkte in ruhigere Bahnen zu lenken. Die Wirkung ihrer Versuche fällt offenbar bescheiden aus.

Die chinesische Notenbank strafft die Geldpolitik weiter. Die Mindestreserveanforderung werde um 50 Basispunkte erhöht, teilte die Zentralbank mit. Das ist der sechste Anstieg in diesem Jahr. Die höheren Anforderungen für Banken gelten ab 20. Dezember.

Bereits seit längerem wird über eine geldpolitische Straffung in China spekuliert. Mit der Anweisung an die Kreditinstitute nimmt die Zentralbank überschüssiges Geld aus dem Markt. Analysten sehen das als mögliches Anzeichen für eine stärkere geldpolitische Straffung. Spekuliert wird auf eine Anhebung des Leitzinses.

Parallel zu der Anweisung an die Banken legten chinesische Behörden eine Reihe weiterer Kennzahlen zur Lage vor. Die Exporte und Importe Chinas erreichten im November demnach neue Höchststände.

Chinas Außenhandel schwillt an

Die Einfuhren stiegen laut Mitteilung der Zollbehörden in Peking gegenüber dem Vorjahr um 37,7 Prozent auf umgerechnet rund 130,4 Mrd. US-Dollar und damit noch stärker als die Ausfuhren, die um 34,9 Prozent auf 153,3 Mrd. Dollar zulegten. Volkswirte hatten lediglich ein Importplus von 24,5 Prozent und einen Exportzuwachs von 22,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erwartet.

Wie die Behörde weiter berichtete, fiel der Überschuss in der chinesischen Handelsbilanz im November mit 22,9 Mrd. Dollar deutlich geringer aus als im Vormonat. Damals hatte Peking den Exportüberhang auf 27,15 Mrd. Dollar beziffert. Der aktuelle Novemberwert lag allerdings leicht über den Erwartungen der Ökonomen, die im Schnitt mit einem Positivsaldo von 22,3 Mrd. Dollar gerechnet hatten.

Geld strömt in Neubauten

Die Immobilienpreise sind nach Angaben der chinesischen Statistikbehörde im November im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen. Der dritte monatliche Anstieg in Folge deutet darauf hin, dass Bemühungen der Regierung, einer Überhitzung des Marktes entgegenzuwirken, nur begrenzt Wirkung zeigten. Ihr Vorjahresniveau überschritten die Immobilienpreise im November um 7,7 Prozent.

Rohbauten in Xiangfan: Die Krise hat eine gewaltige Menge Kapital auf die Reise geschickt.

Rohbauten in Xiangfan: Die Krise hat eine gewaltige Menge Kapital auf die Reise geschickt.

(Foto: REUTERS)

Experten halten einen schnellen Rückgang dieser Entwicklung für wenig wahrscheinlich: "Die Immobilienpreise dürften wegen der unelastischen Nachfrage und des sich ausbreitenden Inflationsdrucks noch eine Weile auf hohem Niveau bleiben", erklärte Matthew Fang, Analyst bei Guosen Securities.

Am chinesischen Wohnimmobilienmarkt schien sich die Lage angesichts des kräftigen Gegensteuerns der Regierung dagegen leicht zu entspannen. Der Preisanstieg verlor im November den siebten Monat in Folge an Schärfe, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Verglichen mit dem Vorjahr kosteten Häuser und Wohnungen 7,7 Prozent mehr - noch im Oktober lag die Teuerung bei 8,6 Prozent. Damit zeigten die Bemühungen der Regierung in Peking Wirkung, den heißgelaufenen Immobilienmarkt abzukühlen. "Es funktioniert, sonst wären die Preise wohl noch deutlich stärker gestiegen", meinte Analyst Wang Xiao von CCB International.

Auf der Suche nach Sicherheit

Allerdings strömt weiterhin kräftig Kapital in den Immobilienmarkt: Die Investitionen stiegen im November binnen Jahresfrist um 36,7 Prozent und damit kaum langsamer als im Oktober. Nach Einschätzung von Analysten stecken die Konzerne weiterhin ihr Geld in den Immobilienmarkt. "Den Entwicklern wird das Geld nicht ausgehen, weil die Banken ihnen immer noch Kredite geben", sagte Liu Liyong von China Real Estate Information. Trotz wiederholter Aufforderungen von den Regulierungsbehörden, die Kreditvergabe zu drosseln, verleihen chinesische Finanzinstitute weiterhin Geld an Immobilienfirmen, weil sie so auf höhere Renditen hoffen können.

Peking im Dezember 2010.

Peking im Dezember 2010.

(Foto: REUTERS)

Die Regierung in Peking hatte es Spekulanten zuletzt deutlich schwerer gemacht, Immobilien zu kaufen: So wurden die Anforderungen für das Eigenkapital verschärft und Zinsen angehoben. Der Kauf von mehreren Wohnungen ist in einigen Städten inzwischen kaum mehr möglich.

Bis diese Bremsmaßnahmen zu sinkenden Preisen führen, dürfte es aber noch etwas dauern: Die Chinesische Akademie für Sozialwissenschaften, eine der führenden Denkfabriken in Peking, rechnet nach der jährlichen Sitzung des Volkskongresses im März mit günstigeren Angeboten. Viele Immobilienfirmen dürften dann ihre Preise senken, um den Verkauf anzukurbeln.

Ungezügelte Kreditnachfrage

Auch neue Regeln zur Eindämmung der Kreditvergabe zeigen offenbar wenig Wirkung. Wie aus aktuellen Daten der Zentralbank hervorgeht, schränkten Chinas Banken ihre Kreditvergabe im November zwar leicht ein, allerdings nicht so deutlich wie erwartet.

"Lang lebe die Kommunistische Partei!", lautet einer der offiziellen Leitsätze.

"Lang lebe die Kommunistische Partei!", lautet einer der offiziellen Leitsätze.

(Foto: AP)

Den Angaben zufolge wurden neue Kredite in der Landeswährung im Wert von 564 Mrd. Yuan vergeben. Im Oktober waren es 587,7 Mrd. Yuan gewesen. Ökonomen hatten erwartet, dass die Banken mit 500 Mrd. Yuan deutlich weniger Kredite ausgeben würden.

Beobachter gehen nun davon aus, dass die Kreditvergabe 2010 insgesamt höher ausfallen könnte als von der Regierung mit einem Gesamtvolumen von 7,5 Billionen Yuan angepeilt. Seit Jahresbeginn haben die Banken bereits Kredite im Umfang von 7,44 Billionen Yen ausgereicht. Für Dezember bleiben also rechnerisch nicht viel mehr als 60 Mrd. Yuan, bis der Zielwert überschritten wird.

Der Leitzins als Notbremse

Nach Einschätzung von Beobachtern dürften die jüngsten Daten den Druck auf die Regierung erhöhen, weitere Maßnahmen gegen die Inflation und die Bildung von Preisblasen zu ergreifen oder den Leitzins anzuheben. "Der überaus starken Exportanstieg ist vor dem Hintergrund einer bereits überhitzten Binnenwirtschaft keine guten Nachricht, da dies den Überhitzungsdruck weiter verstärkt, was die Regierung zwingen wird, noch strengere Maßnahmen zu ergreifen, um die Inflation zu senken", erklärte Goldman-Sachs-Volkswirt Yu Song.

Sollte nun auch der Inflationsdruck weiter zunehmen, gelten Zinserhöhungen in China als eine ausgemachte Sache. Die Jahresteuerung könnte im November auf 5,1 Prozent steigen, hieß es in einer jüngst veröffentlichten inoffiziellen Schätzung. Ein solcher Wert entspräche dem deutlichsten Anstieg seit 28 Monaten. Bislang halten Ökonomen einen Anstieg der Jahresteuerung im Mittel ihrer Prognosen von 4,4 auf 4,7 Prozent für wahrscheinlich.

Die chinesischen Währungshüter hatten ihre Leitzinsen im Oktober in der Ersten Anhebung seit fast drei Jahren um 25 Basispunkte erhöht.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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