Wirtschaft

Preisvorteil für Plug-in-HybrideChina-Autos auf der Überholspur - Deutsche aber weiter skeptisch

15.12.2025, 15:11 Uhr Laura-StresingVon Laura Stresing
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Eine-Luftaufnahme-zeigt-chinesische-Autos-mit-Hybrid-oder-Elektroantrieb-fuer-den-Export-in-einem-Terminal-des-Hafens-Taicang-in-der-ostchinesischen-Provinz-Jiangsu
Chinesische Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb für den Export in einem Terminal des Hafens Taicang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. (Foto: dpa)

Weil der US-Markt durch Trumps Zölle weitgehend versperrt ist, drängen chinesische E-Autos und Plug-In-Hybride verstärkt nach Europa. In Deutschland erreichen die Zulassungszahlen einen neuen Höchstwert. Im europäischen Vergleich bleibt Deutschland für die Fahrzeuge aus Fernost dennoch ein hartes Pflaster.

Chinesische Markenlogos wie BYD, Nio oder Lynk & Co sieht man auf deutschen Straßen zwar immer noch recht selten. Doch ihre Zahl nimmt seit einiger Zeit zu, wie neue Daten des Kraftfahrtbundesamts belegen. Demnach wurden allein im November mehr als 8100 Neufahrzeuge chinesischer Hersteller zugelassen, das ist ein neuer Höchstwert.

In der Jahressumme konnten die Anbieter ihren Absatz in Deutschland im Vergleich zu 2024 sogar mehr als verdoppeln. Insgesamt haben sie zwischen Januar und November fast 55.500 neue Fahrzeuge in die KBA-Statistik eingebracht, etwa 25.300 waren es im Vorjahr. Vor allem der Elektrospezialist BYD und die ehemals britische Marke MG profitieren von dem Aufschwung und bauen ihren Vorsprung aus.

Marktanteile sind in Deutschland nach wie vor gering

Allerdings darf die Zahl der Neuzulassungen nicht automatisch mit der Zahl der Privatabnehmer gleichgesetzt werden. Sogenannte Eigenzulassungen oder Flottendeals mit Autovermietern fließen schließlich ebenfalls in die KBA-Statistik ein. Das heißt, der erst "Käufer" dieser neu zugelassenen Fahrzeuge ist gar kein normaler Privatkunde. Stattdessen werden die Autos zum Beispiel auf Händler oder Hersteller angemeldet und als Vorführwagen zu Presseterminen oder Testfahrten eingesetzt. Zum Teil werden sie dann nach kurzer Zeit schon mit Rabatt weiter verkauft.

Nach Einschätzung der Marktanalysten von Dataforce sind Automarken aus China davon jedoch nicht übermäßig stark betroffen. Etwa 22 Prozent der Neuzulassungen gehen demnach auf das Konto von Hersteller- und Mietflotten. Das sei ein üblicher Wert, den man auch von anderen Marken kennt. Der überwiegende Teil der Fahrzeuge kommt tatsächlich bei den Endkonsumenten an.

Gemessen am Gesamtvolumen der monatlichen Neuzulassungen in Deutschland fallen die China-Marken jedoch kaum ins Gewicht - zuletzt lag ihr Anteil nur bei etwa drei Prozent. Zum Vergleich: Autos mit einem VW-Abzeichen kommen allein auf einen Anteil von rund 20 Prozent. Mercedes, BMW und Audi sind oft mit sieben bis knapp zehn Prozent in der Statistik vertreten. Insgesamt machen die heimischen Traditionsmarken rund die Hälfte der monatlichen Neuzulassungen aus.

Anderswo ist der Preis entscheidend

"Deutschland ist als Markt eher schwierig, da heimische Marken schwer zu verdrängen sind", bestätigt der Autoanalyst Julian Litzinger von Dataforce auf Nachfrage von ntv.de. Im Rest Europas sieht das zum Teil ganz anders aus. In Norwegen etwa erreichen chinesische Fabrikate laut Dataforce mittlerweile Anteile von mehr als 13 Prozent. Das Land setzt seit Jahren so konsequent auf E-Mobilität, dass inzwischen kaum noch Neufahrzeuge mit Verbrennermotor zugelassen werden.

Im Vereinigten Königreich ist die Verkehrswende zwar noch nicht ganz so weit fortgeschritten. Doch auch dort sei man es "gewohnt, asiatische Fahrzeuge zu importieren", sagt Litzinger. Etwa 9,7 Prozent der Neuzulassungen kommen demnach inzwischen aus China. Auch in Spanien und Italien liegt der Anteil der China-Marken mit 9,6 und 7,6 Prozent der Neuzulassungen deutlich höher als in Deutschland. In beiden Ländern seien Käuferinnen und Käufer "generell offen dafür, neue Marken auszuprobieren, solange sie preislich attraktiv sind - und genau das sind die Chinesen aktuell", erklärt Litzinger.

Das wiederum hat viel mit der Zollpolitik dies- und jenseits des Atlantiks zu tun. Denn spätestens seitdem US-Präsident Donald Trump die Einfuhrkosten für Waren aus China massiv erhöht hat, fluten die Produkte den europäischen Markt. Laut einer Importanalyse des IW Köln betrifft das vor allem auch die Autosparte: Demnach leitet China derzeit verstärkt PKW mit Plug-In-Hybrid-Antrieb und Autoteile nach Deutschland um.

"Die chinesischen Hersteller haben große Produktionskapazitäten, die sie auslasten wollen und müssen", sagt der Autoanalyst Litzinger. "Wenn es nun dazu kommt, dass die USA als Markt nahezu geschlossen sind, dann müssen sie die Fahrzeuge umdisponieren." Europa biete sich an - auch weil die Nachfrage nach umweltfreundlichen Alternativen zum Verbrennermotor größer sei als in den USA.

Preisvorteile für Plug-In-Hybride kurbeln den Verkauf an

Bei Plug-In-Hybridfahrzeugen kommt hinzu, dass sie - anders als viele batteriebetriebene Autos aus China - von den EU-Strafzöllen ausgenommen sind. Das schafft einen zusätzlichen Preisvorteil und kurbelt die europaweiten Absatzzahlen noch weiter an. Dass die deutsche Bundesregierung den Kauf von Plug-In-Hybriden künftig auch noch fördern will, falle dabei wahrscheinlich nur geringfügig ins Gewicht, glaubt der Experte. "Die Chinesen werden diese Förderprogramme mitnehmen, aber abhängig sind sie davon nicht", sagt Litzinger. Stattdessen fahren die Konzerne schon gut damit, ihre Exportstrategie von Elektrofahrzeugen auf Modelle mit Hybrid-, Diesel- oder Benzinmotor umzustellen.

Grundsätzlich gilt für PKW-Importe aus China ein regulärer Einfuhrzoll von zehn Prozent. Seit Ende 2024 kommen jedoch für viele Elektroautos Zusatzzölle hinzu, mit denen die EU die Wettbewerbsvorteile der staatlich subventionierten E-Hersteller aus China ausgleichen will. Wie man sieht, zeigt die Maßnahme zwar Wirkung. Doch die Konkurrenz für deutsche und europäische Autobauer ist dadurch keineswegs geringer geworden. Stattdessen sind nun auch Plug-In-Hybride "made in China" auf dem Vormarsch.

Quelle: ntv.de

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