Stärkstes Preisplus seit zwei Jahren Chinas Inflation springt an
11.11.2010, 11:23 UhrDie Verbraucherpreise in China steigen im Oktober so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Besonders hart trifft diese Entwicklung die armen Teile der Bevölkerung, die ihr Geld vor allem für Lebensmittel ausgeben, denn die Preise für Nahrungsmittel steigen um mehr als zehn Prozent.
Kräftig steigende Preise für Nahrungsmittel haben das Leben in China im Oktober so stark verteuert wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Die Verbraucherpreise stiegen nach Angaben des Statistikamtes im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent. Im September hatte die Teuerungsrate noch bei 3,6 Prozent gelegen. Größter Preistreiber waren Lebensmittel: Sie kosteten 10,1 Prozent mehr. Das trifft vor allem die arme Bevölkerung.
Weil sich die Regierung vor sozialen Unruhen fürchtet, versucht sie die Inflation zu zähmen. Trotz der eingeleiteten Gegenmaßnahmen dürfte die Teuerungsrate 2010 im Schnitt über der angestrebten Obergrenze von drei Prozent liegen. Experten rechnen deshalb mit neuen Eingriffen. "Es gibt ein Problem reichlicher, überschüssiger Liquidität", sagte der Chef des weltweit größten Kreditinstituts Industrial and Commercial Bank of China, Jiang Jianqing. "Setzt sich dieser Trend fort, dann fürchte ich, dass die Zentralbank entsprechende Maßnahmen einleiten muss", sagte Jiang, der der einzige Chef eines Kreditinstituts im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank ist und über die Geldpolitik mitentscheidet.
Kreditvergabe läuft heiß
Die Geschäftsbanken wurden erst am Mittwoch dazu verpflichtet, ihre Geldanlagen bei der Zentralbank auf Rekordhöhe zu schrauben. Damit soll dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen werden, das sonst als Kredite an Verbraucher und Unternehmen ausgereicht würde. So soll die Nachfrage und damit der Preisauftrieb gedämpft werden. Allein im Oktober hatten die Geldhäuser umgerechnet 67 Milliarden Euro an neuen Krediten ausgegeben - deutlich mehr als von Analysten erwartet.
Im Oktober hatte die Zentralbank Geld teurer gemacht, indem sie den Leitzins zum ersten Mal seit rund drei Jahren anhoben. Außerdem ließ die Regierung eine spürbare Aufwertung der Landeswährung Yuan zu, die derzeit so teuer ist wie seit Jahren nicht mehr. Das dämpft die Importpreise. China muss viele Rohstoffe im Ausland einkaufen.
"Das Wachstum ist sehr stark"
Angeheizt wird die Inflation auch vom Wirtschaftsboom. Die Industrieproduktion legte im Oktober um 13,1 Prozent zu. Analysten zufolge deutet das auf ein Wirtschaftswachstum von etwa neun Prozent im vierten Quartal hin. "Die Daten zeigen, dass das Wirtschaftswachstum sehr stark ist", sagte Chefvolkswirt Dong Xian'an von Industrial Securities.
Die Regierung befürchtet zudem, dass die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed neues Kapital nach China lockt, was die Vermögenspreise weiter nach oben treiben kann. Die Fed will die US-Wirtschaft ankurbeln, indem sie 600 Milliarden Dollar frisches Geld in den Kreislauf pumpt. Dieses Thema ist ein Streitpunkt beim Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am Donnerstag und Freitag in Seoul.
Quelle: ntv.de, nne/rts